Hans Wagner

Journalismus mit beschränkter Haftung?

Gesammelte Beiträge zur Journalismus- und Medienkritik
Cover: Journalismus mit beschränkter Haftung?
Reinhard Fischer Verlag, München 2003
ISBN 9783889273260
Kartoniert, 335 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Der Journalismus ist für die Gesellschaft viel zu wichtig, als dass man ihn den Journalisten allein überlassen dürfte. Deshalb plädiert der Münchener Kommunikationswissenschaftler in diesem Band für eine "rücksichtslose Journalismuskritik". Diese Kritik nimmt keine Rücksicht auf Sonderinteressen, erst recht nicht auf solche, die Journalisten selbst geltend machen, sie ist vielmehr den berechtigten Erwartungen des Bürgers und der ganzen Gesellschaft an die journalistischen Produkte verpflichtet. Auf die grundsätzliche Frage, was der Bürger vom Journalisten erwarten darf, gehen die Beiträge dieses Bandes ebenso ein, wie sie "rücksichtslose Journalismuskritik" an brisanten Exempeln demonstrieren: an Fällen der "Angstpublizistik", an der Darstellung von Gewalt in den Medien oder auch an den Folgen der Globalisierung von Massenkommunikation.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.11.2005

Als "empirische Sozialforschung at its best" lobt Robert Misik eine ungewöhnliche Zusammenarbeit von Sozialwissenschaftlern, unter der Federführung der Herausgeber Frank Schultheis und Kristina Schulz. Am Vorbild von Pierre Bourdieus Studie "Das Elend der Welt" orientiert, werde zunächst in Deutschland die "Methodik der verstehenden Forschung" angewendet. Das Spektrum der Befragten reicht vom Sozialhilfeempfänger über den Arbeiter bis hin zum Akademiker und Künstler und protokolliert in Form von Interviews die Lebenssituationen unterschiedlichster Milieus und Berufsfelder, deren sämtlich prekäre Lebenssituationen die bundesrepublikanische Realität dokumentieren. Der Rezensent konstatiert, dass der gesellschaftliche Anspruch eines erfüllten Berufslebens zum allgemeinen Imperativ der Selbstverwirklichung geworden sei, der sich nicht mehr einlösen lasse, weder für die Supermarktkassiererin noch den für den intellektuellen Wissensarbeiter. Angesichts der Opferbereitschaft vieler Bürger, sich mit der Kluft aus "postfordistischer Arbeitsreligion" und gegenwärtiger Arbeitsmarktsituation zu arrangieren, seien die "flotten Ruck-Rhetoriker" aufgefordert sich in Zurückhaltung zu üben, oder besser noch, die Studie lesen, findet Robert Misik.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.06.2003

Massenvernichtungswaffen im Irak (inzwischen sogar vom Sprecher des Weißen Hauses als taktischer Grund für den Irak-Feldzug angegeben), der angeblich rassistische Mord an dem kleinen Joseph in Sebnitz (der sich später als Badeunfall herausstellte), die Affäre des Schweizer Botschafters Borer (die sich inzwischen zum Medienskandal des Hauses Ringier auswuchs). Die Liste der von den Medien aufgebauschten Falschmeldungen ist lang. Es ist an der Zeit für eine fundamentale Journalismuskritik, meint Stephan Russ-Mohl. Einen guten Ansatz dazu sieht er in dem vorliegenden Buch von Hans Wagner, das erstmals das, was "der barocke, wortgewaltige Bayer" an verschiedenen Orten vortrug, in einem Band sammelt. Durch Einbeziehung aktueller Beispiele zur "Verluderung des Journalismus", wie etwa dem schon oben erwähnten Fall Borer, werde das Buch Interessant. Die Quintessenz des Buches sieht Russ-Mohl in der Forderung, Journalisten vermehrt für ihre Produkte haften zu lassen und zwar ebenso, wie es in allen anderen Branchen, etwa dem Handwerk schon lange gebräuchlich ist. Insgesamt, findet der Rezensent, haben Wagners Arbeiten mehr Resonanz verdient. Es habe einzelne Versuche gegeben "Wagner als Katholiken und Konservativen (zu) schubladisieren", um sich die Auseinandersetzung mit ihm zu sparen. Diese sei aber nun endlich geboten, und Wagners Schriften bildeten dazu die Grundlage.
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