Christine Alonzo (Hg.), Peter Martin (Hg.)

Zwischen Charleston und Stechschritt

Schwarze im Nationalsozialismus
Cover: Zwischen Charleston und Stechschritt
Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 2004
ISBN 9783935549844
Gebunden, 790 Seiten, 29,80 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Peter Martin und Christine Alonzo im Auftrag der NS-Dokumentationszentrums der Stadt. Die Schwarzen, die nach dem Ersten Weltkrieg als Künstler, Geschäftsleute, Diplomaten, Soldaten oder als deren Kinder in Deutschland lebten, trafen auf widersprüchliche Reaktionen aus Modernisierungshoffnungen, exotischen Phantasien, Angst und Hass bis hin zur Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten. Der Band ergründet die vielfältigen historischen und ideologischen Wurzeln des Verhältnisses der Nationalsozialisten zu den Schwarzen: die Teilnahme farbiger Kolonialtruppen und US-Soldaten am Ersten Weltkrieg und später die Beteiligung farbiger Kontingente der Alliierten an der Besetzung des Rheinlands, die von der Propaganda als "Schwarze Schmach" ausgeschlachtet wurde, die Bewegung der so genannten "Rassenhygiene", das anhaltende Streben nach einer Wiedergewinnung von Kolonialbesitz und die Angst vor dem Aufstand der Kolonisierten bis zur "Deutschen Afrika-Schau", einer schwarzen Wanderbühne in der NS-Zeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.06.2005

Die Rezensentin Anke Schwarzer ist angetan davon, wie dieser "reich illustrierte" Band über die Lebenssituation von Schwarzen im Nationalsozialismus, der eine Ausstellung aus dem Jahre 2002 dokumentiert, veranschaulicht, wie durch Diskurse eine Rasse konstruiert wird; wie "aus Individuen das Bild eines Kollektivs, einer 'Rasse' mit standardisierten Eigenschaften" geformt wird. Das "umfangreiche Grundlagenwerk" liefert damit nach Schwarzers Meinung eine gelungene Ergänzung zu den in den vergangenen Jahren erschienenen Autobiografien zum Thema. Lediglich das Thema Schwarze und Konzentrationslager wird ihrer Meinung nach etwas zu oberflächlich behandelt. "Auch zusammenfassende Beurteilungen zum Stand der Forschung fehlen hier, etwa eine Schätzung, wie viele Schwarze in Konzentrationslager deportiert wurden."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.01.2005

Gunter Peus findet, man könne die Untersuchung über die Ausgrenzung und Verfolgung der Schwarzen im Dritten Reich getrost als Standardwerk bezeichnen. Die gründliche Recherche, das Quellenstudium und die Veröffentlichung seltener und bisher unveröffentlichter Bilddokumente gäben hierzu Anlass. Zudem sei das Buch selbst für den historisch interessierten Laien "höchst lesbar", lobt der Rezensent. Von Peter Martin und Christine Alonzo herausgegeben, beleuchtet es den unterschwelligen Rassismus der Deutschen in den 20er und 30er Jahren und später die offene Gewalt unter den Nationalsozialisten. Der Beitrag von Reiner Pommerin etwa beschreibt die Zwangssterilisation der so genannten "Rheinlandbastarde", der Kinder aus Verbindungen von Mitgliedern der ehemaligen Besatzungstruppen mit deutschen Frauen, im Jahre 1937. Das detailgenaue Buch, "dem viele Leser zu wünschen sind", schließe mit den "beschämenden Erfahrungen" von Afrikanern, die derzeit in Deutschland leben.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.01.2005

Ursula Trüper zeigt sich beeindruckt von diesem Begleitband zu einer Ausstellung, der sich eines bislang eher vernachlässigten Themas annimmt: Der Verfolgung der etwa 3.000 Menschen starken schwarzen Bevölkerung in der NS-Zeit. Diese ist in dem Ausstellungskatalog so umfassend wie noch nirgendwo dokumentiert: "Besonders anrührend" so die Meinung der Rezensenten "sind die Einzelschicksale". Dazu kommen "viele, teils unbekannten Fotos und ausgiebig zitierten Quellentexten". Was man nach Trüpers Meinung zudem noch als Erkenntnis aus der Lektüre mitnehmen kann ist, dass viele der rassistischen Diskurse, auf die die Nazis sich stützten, nicht erst im Nationalsozialismus erfunden wurden - und dass sie noch weit ins bundesrepublikanische Leben hineinwirkten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.12.2004

Hohe Ehre für Peter Martin und Christine Alonzo. Der von ihnen herausgegebene Begleitband zur Ausstellung "Besondere Kennzeichen: Neger - Schwarze im NS-Staat" des NS-Dokumentationszentrums Köln "darf den Rang eines Standardwerks beanspruchen", meint Andreas Eckert. "Üppig illustriert" und "sehr informativ" sei das Buch, wofür die 34 "konzisen forschungsnahen" Beiträge sorgen, die hier versammelt sind. Behandelt werden etwa die politischen Aktivitäten schwarzer Kommunisten in Deutschland in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren, das Schicksal schwarzer Komparsen des deutschen Films, die Verunglimpfung afrikanischer Kolonialsodaten im besetzten Rheinland und die sich nur graduell wandelnden Stereotype. Als besondere Leistung des Bandes nennt der Rezensent die Dokumentation der "wenigen Spuren schwarzer Menschen in Konzentrationslagern".