Christoph Geiser

Wenn der Mann im Mond erwacht

Ein Regelverstoß
Cover: Wenn der Mann im Mond erwacht
Ammann Verlag, Zürich 2008
ISBN 9783250601098
Gebunden, 304 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Was geschieht, wenn nichts geschieht? Eingekreist von den Büchern seiner Bibliothek, versucht der Erzähler, seine schriftstellerische Existenz zu rechtfertigen. Doch kapituliert er angesichts seiner versandenden Geschichten in jenem Sommer, den die Terroranschläge vom 11. September abrupt beenden. Dieses Ereignis lässt ihn, den ehemals politisch Engagierten, erotisch Gestrandeten, ästhetisch Gegenläufigen, in die Desaster unseres Zeitalters und seiner eigenen Vergangenheit abtauchen. Der Ort all seiner Utopien ist Berlin zu jener Zeit, als ihm die Liebe plötzlich leicht schien, aber auch schon wieder vom Tode bedroht, als der langsame Abschied von der Idee eines existenzfähigen Sozialismus begann und damit die Einbunkerung in sich selbst.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.10.2008

Nicht nur ein Roman, sondern auch ein "Romandiskurs" ist dieser Abschlussband von Christoph Geisers "Trilogie des Scheiterns" für den höchst angeregt aus der Lektüre aufgetauchten Rezensenten Jochen Schimmang. Denn gerade das dieses Buch nicht zu den oberflächlich so sauber gebauten Büchern gehört, die gegenwärtig die Kritik entzücken, macht es für Schimmang so lesenswert. Hier handelt es sich, schreibt er, auch um Nachrichten aus dem "Echoraum der Sprache" und der Literatur. Schimmang nennt als Bezugsgrößen Autoren von Shakespeare über Baudelaire bis Gertrude Stein. Und Peter Weiss, dessen "Ästhetik des Widerstands" hier eine besonders wichtige Rolle spiele, wenngleich der Rezensent den Reflex dieses Bezugs auf die Gestaltung des Buchcovers eher naserümpfend zur Kenntnis nimmt. Dass man Geduld mitbringen muss, um durch Geisers mäanderndes intertextuelles Buch zu kommen, diese Vermutung lässt Schimmangs Schilderung jedoch ebenfalls zu.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.09.2008

Christoph Geisers "Wenn der Mann im Mond erwacht" kommt zunächst als Rechtfertigung der Schriftstellerexistenz und "confessio" daher, mit der der Autor, allerdings eher unwillig, auf eine "Anfrage" reagiert, erklärt uns Samuel Moser. Fasziniert und betroffen folgt der Rezensent den Beobachtungen eines Einsamen am Fenster, der das Geschehen in seinem Hinterhof betrachtet und Passionen und Überzeugungen aus seinem Leben Revue passieren lässt. Erinnerungen an die erotische Begegnung mit einem marokkanischen Strichjungen - eine der "tristesten", "komischsten und schönsten" Textstellen, wie Moser findet -, Abschied von den Illusionen, mit denen der Erzähler einst in Vietnam den "antiimperialistischen Kampf" ausgerechnet mit der Gabe von Bleistiften unterstützt hat, oder Rückblicke in die Schwulenszene Berlins der achtziger Jahre sind die Stationen, deren sich der Autor laut Moser schonungslos besinnt. Am Ende bleibt dem Schriftsteller nur der Schreibtisch, sein "Ort aller Lust", wie der Rezensent zitiert, an dem er sich stets aufs Neue in den "Abgrund" stürzt und "wieder erwacht", so Moser in seiner feierlich und erhitzt wirkenden Rezension.
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