Christoph Höhtker

Schlachthof und Ordnung

Roman
Cover: Schlachthof und Ordnung
Weissbooks, Frankfurt am Main 2020
ISBN 9783863371807
Gebunden, 416 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Ein revolutionärer Wirkstoff erobert den europäischen Markt: Marazepam, Markenname Marom. Offiziell ein Angstlöser, in Wirklichkeit ein hochintelligentes Psychopharmakon. Die Lösung für alles, gegen alles. Endgültige, allmächtige, Glück verheißende Arznei. Von der als Prostituierte getarnten Anhängerin einer feministischen Terrorgruppe bis hin zu den erfolgsgierigen Managern multinationaler Konzerne, alle sind der Glücksdroge verfallen. Mittendrin Joachim A. Gerke, ein Sozialhilfeempfänger mit literarischen Ambitionen - und einem Problem hinsichtlich der täglichen Zufuhr des Medikaments, das ihm sein Hausarzt plötzlich verweigert. Ein Medikament, das inzwischen eine Gesellschaft steuert, die beunruhigend genau nach der unseren klingt. Eine Gesellschaft am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.07.2020

Rezensent Behzad Karim-Khani erkennt den Unterschied zwischen Houellebecq und Christoph Höhtkers dystopischen Welten darin, dass letzterer seinen Figuren keinerlei Innerlichkeit gönnt. Ganz auf krasse Bilder, Symbolik, sexistische und rassistische Dialoge und eine den Rezensenten an Russ Meyer erinnernde Ästhetik setzend erzählt Höhtker laut Rezensent die Geschichte um einen Investigativjournalisten auf den Spuren einer bösartigen hormonellen Allheildroge. Dass den Autor Plausibilität nicht schert und er die politische Inkorrektheit so ausschweifend feiert, macht den Rezensenten allerdings misstrauisch: Ist das Gesellschaftskritik oder nur "selbstgefälliges Posertum"?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.06.2020

Rezensent Jens Uthoff kann Christoph Höhtkers Roman über eine chemische Wunderdroge einiges abgewinnen. Wie der Autor sich zwischen Satire, Dystopie, Gegenwartsroman bewegt, Figuren überzeichnet, allerlei Erzählstränge über von der Droge abhängige Kandidaten miteinander verwebt und Textformen wie Brief, Fußnoten und Gedichte einbaut, findet Uthoff lesenswert. Vor allem aber der befreiende Humor, der sogar den Nihilismus der Geschichte nicht unverschont lässt, wie Uthoff mit vergleichendem Blick auf Houellebecq oder Bret Easton Ellis feststellt, hat den Rezensenten überzeugt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.03.2020

Paul Jandl lässt sich von Christoph Höhtkers Roman in eine nahe Zukunft mitnehmen, in der eine selbstlernende Droge namens Marom R500 uns von Schmerz befreit und unsere Wünsche wahr werden lässt. Für Jandl eine ebenso intelligente wie intensive dystopische Erfahrung, er nennt es ein "krachend intensives Schweben", denn die Pille hat eine "unangenehme Nebenwirkung": Sie politisiert und gaukelt den Besitz der absoluten Wahrheit vor. Dass der Text selbst wie ein Trip wirkt, hat für Jandl damit zu tun, dass er Wirklichkeiten auflöst, und das nicht ohne Drastik und Witz.