Czeslaw Milosz

DAS - und andere Gedichte

Cover: DAS - und andere Gedichte
Carl Hanser Verlag, München 2004
ISBN 9783446204720
Gebunden, 136 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Doreen Daume. Der Nobelpreisträger Czeslaw Milosz zieht die Bilanz seines Dichterlebens: keineswegs altersmilde will er sich seine Lebenslust, seine Neugier und sein Begehren sogar über sein Leben hinaus bewahren. Neben der Sammlung "Das" enthält der Band auch frühere Gedichte, so dass ein Querschnitt durch das große Lebenswerk dieses Weltbürgers aus Polen vorliegt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.08.2004

Andreas Dorschel entdeckt im kürzlich verstorbenen Czeslaw Milosz den Katholiken. Gar nicht so sehr, weil er Papst Johannes Paul II. zum Achtzigsten "eine veritable, von Ironie durchaus unangekränkelte Ode" widmete, sondern weil ihm der modus operandi seiner Poesie die Beichte zu sein scheint: die "Konfession" als "lyrische Profession". Der Dichter sündigt mit Lust - meisten geht es dabei, natürlich, um Frauen und das Begehren nach ihren Körpern - und beichtet mit noch größerer Lust, wobei die Sünde, das sinnliche Begehren, in "Übersinnliches" transformiert wird - so der Rezensent. "Die Welt als Zeichen lesend und wieder Zeichen aus ihr verfertigend, zelebriert Milosz die Beichte nach Form und Inhalt wie wenige", schreibt er weiter, doch fügt er am Ende, quasi als Ausgleich zur Papst-Würdigung, noch an, dass Milosz? bestes Gedicht jenes sei, dass er 1943 Giordano Bruno widmete.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.08.2004

Als Ausdruck eines "umfassenden autobiografischen Projekts" versteht Rezensent Ulrich M. Schmid das gesamte literarische Schaffen von Czeslaw Milosz. In seinen jetzt erschienenen neuesten Gedichten begibt der Autor sich in erster Linie auf die Suche nach dem Glück und findet es zufällig; plötzlich lernt er es kennen als einen "Zustand absoluter Wunschlosigkeit". Milosz ist also zu einer gewissen "Altersweisheit" gelangt, folgert der Rezensent und freut sich, dass der Autor dabei das "Staunen" selbst in hohem Alter nicht verlernt hat und die Welt ihn immer noch "fest in ihrem Bann" hält. Schade nur, dass der Gedichtband eine Ode an den Papst enthält, deren "schriller Text" für den Rezensenten wie ein "störender Fremdkörper" im Korpus der ansonsten "feinen" Lyrik wirkt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.07.2004

Das bunte Allerlei, das der Verlag aus allen Werksperioden des Nobelpreisträgers Czeslaw Milosz zusammengestellt hat - es hat Jan Wagner außerordentlich gut gefallen. Als Werkschau zwar "stark ausgedünnt", lade das Potpourri doch allemal zum Vergleich, und anschließend zur Feststellung, "dass frühe wie späte Gedichte zwischen Engagement und Innerlichkeit changieren, dass die Liebe zum sinnlichen Detail und die Betrachtung des großen Entwurfs, der übergreifenden politischen und sozialen Zusammenhänge einander keineswegs ausschließen". Das tun sie auch nicht in den neuen Gedichten, die der Band enthält. Milosz ist zwar älter geworden, schreibt Wagner, aber keineswegs abgeklärt. Nein, mit dem Alter hat er ein Thema dazu gewonnen, dem er sich "mit einer Mischung aus Koketterie und Resignation widmet". Und wie immer: mit Selbstironie. So auch in "DAS" dem Titelgedicht, in dem der Dichter "Bilanz der eigenen Existenz zieht", ohne aber einen Rückzug einzuläuten. Für Milosz, schreibt der Rezensent, besteht die Konsequenz der Wirklichkeit im "Aufheben der unglücklich gefügten Welt im Gedicht - und der Feier ihrer helleren Kehrseite, der Sinnlichkeit".
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