Karl Dedecius

Porträts

Panorama der polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts, 5 Abt. in 7 Bdn, 4. Abt.
Cover: Porträts
Ammann Verlag, Zürich 2000
ISBN 9783250500049
Gebunden, 1056 Seiten, 50,11 EUR

Klappentext

Unter Mitarbeit von Manfred Mack. Als quinta essentia des Lebenswerks von Karl Dedecius ist sein Panorama zu sehen, das in sieben Bänden die polnische Literatur des 20. Jahrhunderts vorstellt: ein einzigartiger literarischer Spiegel, aber auch ein Geschichtswerk für jene, die in der Literatur und in ihren Strömungen Geschichte zu lesen vermögen. Die Geschichte einer Nation und eines Volkes, die wie keine andere geprägt ist von gewaltsamen Richtungswechseln, von Trauer, Perspektivelosigkeit, Unsicherheit, Aufbegehren, Revoltieren und Anpassung. Als Abschluss dieses einmaligen Panoramas erscheinen zwei Bände: einmal die von Karl Dedecius selbst verfasste literaturgeschichtliche Einführung in Autoren, Werke und Strömungen innerhalb der polnischen Literatur; dann ein Band mit Biogrammen zu den im Panorama berücksichtigten Autoren, jeweils mit ausführlichen Porträts und Bibliographien.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.05.2001

In einer Doppelbesprechung rezensiert Stefanie Peter zwei Bände, die die insgesamt siebenbändige Edition "Panorama der Polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts" vervollständigen.
1.) Karl Dedecius (Hrsg.): "Panorama. Ein Rundblick zu Texten und Tendenzen (Bd. 5)" (Ammann Verlag)
Nach Ansicht der Rezensentin hat Dedecius, der "große Vermittler polnischer Literatur in Deutschland", hier nicht nur ein Geschichte der polnischen Literatur des vergangenen Jahrhunderts herausgegeben, sondern gleichzeitig auch eine Autobiografie verfasst. Dies wertet Peter keineswegs negativ, auch wenn sie einräumt, dass bisweilen ein wenig Eitelkeit dabei im Spiel ist. Doch insgesamt entsteht durch dieses ungewöhnliche Verfahren ihrer Meinung nach eine Literaturgeschichte von besonderer Lebendigkeit, die gleichzeitig von fundiertem Fachwissen getragen wird. Und so kann man bei der Lektüre, wie der Leser erfährt, immer wieder von persönlichen Erlebnissen des Herausgebers mit vielen polnischen Schriftstellern lesen - "aus der Sicht eines Freundes". Gut gefällt der Rezensentin darüber hinaus, dass Dedecius auch Schriftsteller berücksichtigt, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in Polen kaum bekannt oder inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Bedauerlich findet Peter an diesem Band lediglich, dass der Leser nur wenig über das "Klima der damaligen Zeit" erfährt. Doch angesichts der sonstigen Qualitäten falle dieser Mangel kaum ins Gewicht.
2.) Karl Dedecius (Hrsg.): "Porträts (Bd. 4)" (Ammann Verlag)
Peter weist darauf hin, dass dies das erste Lexikon über polnische Autoren des 20. Jahrhunderts in deutscher Sprache ist. Zufrieden stellt die Rezensentin dabei fest, dass die Artikel nicht nur ein Werkverzeichnis aufweisen, sondern auch "einschlägige Titel polnischer und deutscher Sekundärliteratur" aufweisen. Auch die Tatsache, dass nicht allein Schriftsteller, sondern auch andere Persönlichkeiten (etwa Philosophen) berücksichtigt werden, hebt sie dabei positiv hervor. Bei der Auswahl der Schriftsteller selbst hat die Rezensentin allerdings Kritik anzumelden. So zählt sie einige Literaten auf, die ihrer Ansicht nach unbedingt hätten erwähnt werden müssen. Dass dies nicht geschehen ist, liegt ihrer Vermutung nach darin, dass einige dieser Schriftsteller möglicherweise "zu weit ins einundzwanzigste hineinragen". Dedecius selbst habe schließlich gesagt, dass jüngere Schriftsteller von einer "kommenden Generation bearbeitet werden müssen". Zum Schluss sendet die Rezensentin noch ein großes Lob an das Lektorat, dem sie besondere Sorgfalt bei den Daten bescheinigt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.12.2000

Mit großem Respekt, aber auch Kritik im Detail bespricht Schamma Schahadat die beiden letzten Bände von Karl Dedecius` fünfbändigem "Panorama der polnischen Literatur".
1) "Panorama"
Kritik meldet Schahadat besonders bei diesem Band an, dessen Titel schlicht "Panorama" lautet: Er erscheint ihm als eine "merkwürdige Mischform von persönlichen Erinnerungen und einer Literaturgeschichte" - so als hätte sich Dedecius nicht entscheiden können, ob er nun ein Werk für Spezialisten oder anekdotenreiche Erinnerungen für Laien vorlegen wollte. Für letztere, so Schahadat, ist der Band aber zu umfangreich und schwerwiegend. Und wenn es denn eine Literaturgeschichte sein sollte, so fehlen Schahadat die Anmerkungen zu den Zitaten, während ihm die Anekdoten fehl am Platze scheinen. Immerhin aber scheint der Band Auskunft zu geben über alle polnischen Literaturströmungen von der Décadence, über die Wilnaer Katastrophisten (denen auch Milosz angehörte) bis hin zur Generation der 68er.
2) "Porträts"
Was Schahadat in "Panorama" fehlt, findet er allerdings in den "Porträts" - eine gründliche Präsentation der Autoren, die auch wissenschaftlichen Standards Genüge tut. Dies sei ein "ausgezeichnetes Nachschlagewerk", das eine gründliche Einführung in diese "Literatur von höchstem Rang" biete. Abschließend bemerkt Schahadat, dass die allerneueste Generation polnischer Schriftsteller, die seit der Buchmesse 2000 auch in Deutschland weithin das Bild der aktuellen polnischen Literatur dominieren, in Dedecius` großem Werk noch nicht vorkommen.
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