Dany Laferriere

Ich bin ein japanischer Schriftsteller

Roman
Cover: Ich bin ein japanischer Schriftsteller
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 2020
ISBN 9783884236284
Gebunden, 200 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Beate Thill. Es ist nur ein Titel: "Ich bin ein japanischer Schriftsteller". Er hat nicht vor, das Buch zu schreiben. Doch der Titel lässt ihn nicht los. Er träumt davon, ein japanischer Schriftsteller zu werden und fragt sich, was steckt dahinter, woher kommt diese Obsession? In den Fußstapfen des japanischen Dichters Basho (1644-1694), den er lesend auf seiner Wanderreise durch den Norden Japans begleitet, macht er sich auf die Suche. Er begegnet der japanischen Sängerin Midori, die gerade dabei ist, die Musikszene in Montreal zu erobern. Von ihr und ihrer Clique queerer Manga-Mädchen und einem androgynen Fotografen fühlt er sich erotisch so angezogen, dass er ohne die Mädchen nicht mehr leben kann. Er will einen Film über sie drehen. Die Harakiri Gedanken der Mädchen bringen ihn dazu, Mishima (1925-1970) neu zu lesen. Als eines der Mädchen Selbstmord begeht, sieht er sich plötzlich in einen Mord verwickelt. Dass ein Ausländer, noch dazu ein Schwarzer, behauptet ein japanischer Schriftsteller zu sein, verstört die nationale Befindlichkeit in Japan. Das japanische Konsulat in Montreal wird auf ihn angesetzt; er wird in Japan berühmt für ein Buch, das er nicht geschrieben hat und versucht sich vor japanischen Fans zu retten.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 09.01.2021

Rezensent Marko Martin freut sich über den Schabernack, den Dany Laferrière in seinem neuen Buch mit der Identitätspolitik treibt. Der Autor, belehrt uns Martin ist nämlich mitnichten ein japanischer, sondern ein kanadisch-haitianischer Schriftsteller. Na und? Zu welchen Verwicklungen eine derartige spielerische Gleichgültigkeit gegenüber Repräsentation und kulturellen wie nationalen Stereotypen führt, führt das Buch, für Martin ein gut gelauntes Vexierspiel, dem Rezensenten vor Augen. Dass sich im Text schließlich sogar japanische Diplomaten und Models einschalten und Laferriere mittels Metaebenen und Subtexten eine geradezu japanisch anmutende Rätselhaftigkeit a la Murakami erreicht, ist gewiss kein Zufall, ahnt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.10.2020

Laut Rezensent Holger Heimann folgt Dany Laferriere auch in seinem neuen Roman dem Drang, sich neue Sprach- und Vorstellungswelten zu erschließen. Wenn Laferriere seinen Erzähler, einen haitianischen Exilautor mit starkem Hang zur Kontemplation, sich in die Haut eines japanischen Schriftsteller hineinfantasieren lässt, scheint sich Heimann gut zu unterhalten. Mit Tempo und Sinn für groteske Verwicklungen entspinnt der Autor sein Szenario, so Heimann. Herauskommt eine freche Komödie, ein leichtes Spiel mit Klischees und Konventionen, das einen durchaus ernsten Kern birgt, erklärt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.08.2020

Rezensent Joseph Hanimann hält eine autofiktionale Satire auf den identitätspolitischen Essenzialismus durch einen französischsprachigen Autor mit haitianischen Wurzeln für eine sehr gute Idee. So hat er den Beginn dieses Romans, in dem Laferrières Alter Ego beschließt, ein Buch mit dem Titel "Ich bin ein japanischer Schriftsteller" zu schreiben und nur durch dieses Vorhaben allein in Japan zum Skandalon wird, amüsiert gelesen. Leider hat der Autor die Kapitel aber so lose verknüpft, dass er insgesamt nicht zu einem höheren Reflexionsniveau gelangen kann, bedauert der Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.07.2020

Marko Martin muss herzlich lachen mit diesem Roman des haitianischen Schriftstellers Dany Laferriere. Wie hemmungslos der Autor mit Identitätsklischees umgeht, eigenen und fremden, findet er erfrischend. Das im Text entworfene Vexierspiel mit nationalen (japanischen) und kulturellen Stereotypen, das Murakami und Basho ins Spiel bringt, scheint Martin überdies hoch artistisch im Umgang mit Metaebenen und Subtexten und zugleich von sympathischer Beiläufigkeit.