David Simon

Homicide

Ein Jahr auf mörderischen Straßen
Cover: Homicide
Antje Kunstmann Verlag, München 2011
ISBN 9783888977237
Kartoniert, 800 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Gabriele Gockel, Thomas Wollermann und Barbara Steckhan. Tatort Baltimore: In der Stadt an der Ostküste der USA geschehen innerhalb eines Jahres 234 Morde an zwei von drei Tagen wird ein Bürger erstochen, erschossen oder erschlagen. Im Zentrum dieses Hurrikans des Verbrechens steht die Mordkommission unter der Leitung von Lieutenant Gary D Addario, eine kleine Bruderschaft, konfrontiert mit dem amerikanischen Albtraum: Donald Worden, ein abgeklärter Ermittler am Ende seiner Karriere; Harry Edgerton, ein schwarzer Detective in einer überwiegend weißen Einheit; und Tom Pellegrini, ein engagierter junger Cop, der erst vor kurzem zur Mordkommission gekommen ist und den schwierigsten Fall des Jahres aufklären will die brutale Vergewaltigung und Ermordung eines elfjährigen Mädchens. David Simon schuf die legendäre Fernsehserie "The Wire". Der langjährige Polizeireporter der "Baltimore Sun" war der erste Reporter in Amerika, der unbegrenzten Zugang zu einer Mordkommission erhielt er folgte ein Jahr lang den Ermittlern. Seine meisterhafte Reportage, die sowohl den Edgar als auch den Anthony Award gewann, lässt uns hautnah an den Ermittlungen der Mordkommission teilhaben und ist darüber hinaus eine eigene Ermittlung zur amerikanischen Kultur der Gewalt, die nichts von ihrer Brisanz verloren hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.09.2011

Eine Welt, die sie selbst trotz extensiver Krimi-Lektüre nicht kennenlernen möchte, hat Sylvia Staude in David Simons Reportage erlebt und sich 800 Seiten lang wie live mit dabei gefühlt. Das ist dem kühl analysierenden Ermittlerblick zu verdanken, meint Staude, mit dem Simon den Drogensumpf von Baltimore betrachtet und dabei dabei von ganz allein Gesellschaftskritik entstehen lässt. Neben der Distanz und Beobachtungsgabe, des auch real hartgesottenen Ermittlers David Simon, schätzt Staude die Vermutungen, die er anstellt, seinen Blick in die Köpfe der skrupellosen Gangster und bürogebeutelten Cops. An diesen Stellen wird der Bericht aus dem Morddezernat zum Gesellschaftsroman, findet Staude. Eine große Leistung, aber "einer musste es ja tun", meint Staude den Ex-Cop sagen zu hören.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.08.2011

Dass die großen Erzählungen längst nicht vorbei sind und das Fernsehen sich ihrer präzise und komplex annehmen kann, hat David Simons mit seiner Serie "The Wire" bereits bewiesen. Seine Reportage "Homicide" liest sich für Jan Füchtjohann wie das dazugehörige Notizbuch. Simons, selbst jahrelang Polizeireporter, erzählt darin, wie in Baltimore der Traum des postindustriellen Amerikas im Drogenkampf versinkt. Bis in die kleinste Aktennotiz schildert ihn Simons und Füchtjohann verliert sich gern in dieser kriminalistischen Detailarbeit. Dieser Schauplatz des Verbrechens wirkt für ihn nicht nur genauer, sondern auch spannender als alle deutschen "Tatorte" zusammen. Authentizität ist das - alles andere als langweilig, findet Fürchtjohann und ist sich dabei sicher, dass aus genauer Beobachtung und staubiger Aktenrecherche große Geschichten entstehen können - in Serien und Büchern.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.08.2011

Mächtig beeindruckt ist Rezensent Michael Rutschky von David Simons Reportage "Homicide", die nun in deutscher Übersetzung vorliegt. Er würdigt das Buch als "Monumentalwerk", das in einer großen Tradition - er nennt u.a. Walter Benjamin, John Dos Passos "Manhatten Transfer" und William Foote Whytes soziologischen Klassiker "Street Corner Society" - steht . Wie er berichtet, hat der Autor, Schöpfer der Fernsehserie "The Wire", ein Jahr als eingebetteter Journalist die Ermittler des Morddezernats von Baltimore begleitet und darüber die große Reportage "Homicide" geschrieben. Diese bietet zu seiner Freude - dank gekonnter Schnitttechnik - rasante, packende und spannende Handlung und darüber hinaus immer wieder eingeflochtene Reflexionen von enormer soziologischer Tiefe. So ist "Homicide" für Rutschky nicht nur ein wahrer "Page-Turner", sondern liefert auch Tonnen von Material für eine höchst instruktive "ethnische Archäologie".

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