Delphine de Vigan

Dankbarkeiten

Roman
Cover: Dankbarkeiten
DuMont Verlag, Köln 2020
ISBN 9783832181123
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Doris Heinemann. Michka, die stets ein unabhängiges Leben geführt hat, muss feststellen, dass sie nicht mehr allein leben kann. Geplagt von Albträumen glaubt sie ständig, wichtige Dinge zu verlieren. Tatsächlich verliert sie nach und nach Wörter, findet die richtigen nicht mehr und ersetzt sie durch ähnlich klingende. Die junge Marie, um die Michka sich oft gekümmert hat, bringt sie in einem Seniorenheim unter. Der alten Frau fällt es schwer, sich in der neuen Ordnung einzufinden. In hellen Momenten leidet sie unter dem Verlust ihrer Selbstständigkeit. Doch was Michka am meisten beschäftigt, ist die bisher vergebliche Suche nach einem Ehepaar, dem sie ihr Leben zu verdanken hat. Daher gibt Marie erneut eine Suchanzeige auf, und Michka hofft, ihre tiefe Dankbarkeit endlich übermitteln zu können. Delphine de Vigan zeigt, was uns am Ende bleibt: Zuneigung, Mitgefühl, Dankbarkeit. Und zugleich würdigt sie in "Dankbarkeiten" all diejenigen, die uns zu den Menschen gemacht haben, die wir sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2020

Niklas Bender hält Delphine de Vigan für die große Therapeutin der französischen Gegenwartsliteratur: Immer wieder greife sie in ihren Romanen sozialpolitische Probleme wie Magersucht, elterliche Depression oder kindlichen Alkoholismus auf, informiert er. In ihrem neuen Roman "Dankbarkeiten" widmet sie sich dem körperlichen und seelischen Verfall in Alter. Gerade zur rechten Zeit, meint Bender, denn Corona zeige, wie sehr wir die Altenpflege vernachlässigt haben. Der Roman hat den Rezensenten aber auch sehr berührt, weil er ihn emotional sehr stimmig findet und in seinen Dialogen auch sprachlich sehr präzise. Dass die Geschichte um die alternde Mishka und das junge Paar, das sich bei ihrer Pflege findet, ein wenig rührselig daherkommt, geht für den wohlwollenden Rezensenten in Ordnung.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 30.04.2020

Rezensentin Bettina Baltschev empfiehlt Delphine de Vigans Roman allen Pessimisten und Grantlern. Die Autorin nämlich schafft es laut Baltschev mit ihrer Geschichte um eine demente jüdische Dame und ihre beiden selbstlosen Helfer ein Plädoyer für ein dankbares Miteinander zu schreiben. Auch wenn der Text die großen Fragen ums Erinnern und Vergessen, um Sterben und Dankbarkeit höchstens anreißt und die Figuren auffällig eindimensional bleiben, wie die Rezensentin einräumt, vermag er auf sie doch zu wirken wie "heilender Saft".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.04.2020

Rezensentin Birgit Koß zeigt sich tief berührt von Delphine de Vigans Roman über das, was sie eines der wichtigsten "zwischenmenschlichen Güter" nennt: die Dankbarkeit. Erzählt wird darin die Geschichte von Michka, einer alten Dame, die langsam ihre Sprache verliert und angesichts dieses fortschreitenden Verlusts plötzlich das dringende Bedürfnis verspürt, ihre Dankbarkeit auszudrücken. Diese gilt vor allem einem alten Ehepaar, das sie als Kind vor den Nazis versteckt hatte, lesen wir. Also machen sich ihre zwei jüngeren Freunde Marie und Jerome auf die Suche, um Michka diesen letzten Wunsch zu erfüllen. Erzählt wird sehr dialoglastig mal aus Maries, mal aus Jeromes Perspektive, so die Rezensentin. Dabei gelingt es der Autorin, durch klug gewählte Buchstabendreher und Wortvertauschungen, Assoziationen bei Koß zu wecken, die über den Text hinausweisen. Auf diese Weise macht Vigan es ihrer Protaginistin möglich, trotz Aphasie mit den Wörten zu spielen. Eine Lektüre, die nachhaltig bewegt, findet die Rezensentin.