Detlef Brandes

Der Weg zur Vertreibung 1938-1945

Pläne und Entscheidungen zum
Cover: Der Weg zur Vertreibung 1938-1945
Oldenbourg Verlag, München 2001
ISBN 9783486565201
Gebunden, 503 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

In diesem Buch geht es um eine Antwort auf die Frage, warum und wie es zur Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa kam. Auf der Basis eines breiten Quellenstudiums analysiert Detlef Brandes die Entfaltung der Pläne zur Zwangaussiedlung der Deutschen und Magyaren aus der Tschechoslowakei seit dem Münchner Abkommen bzw. der Deutschen aus Polen und den ostdeutschen Gebieten seit Kriegsbeginn. Ein wichtiges Element ist der verzweifelte Kampf der exilierten sudetendeutschen Sozialdemokraten um Wenzel Jaksch gegen die Vertreibung...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.03.2002

Detlef Brandes, der an der Düsseldorfer Universität "Deutschtum" lehrt, informiert Heinz Moll den Leser seiner Besprechung, hat eine "fundierte" und "breit angelegte" Studie über die Vertreibung der Deutschen aus Polen und der Tschechoslowakei vorgelegt. Die Untersuchung beeindruckt den Rezensenten vor allem wegen ihrer Materialfülle, beschere allerdings Insidern nicht viel Neues, schränkt Moll ein. Sehr begrüßt der Rezensent, dass der Autor mit rückwärts gewandten Ressentiments gegenüber den verantwortlichen Politikern aufräume. Denn eines habe er mit diesem "Non plus ultra" nachgewiesen: Die Vertreibung der Deutschen war eine schon lange vor Kriegsende von Engländern, Franzosen und Russen beschlossene Sache, und, führt der Rezensent detailliert aus, sie hatte ihre Gründe. Die Rechtswidrigkeiten, die die Nationalsozialisten begangen hatten, ließen, so Moll, nicht zu, die Deutschen in diesen Ländern weiter siedeln zu lassen. Keineswegs aber, betont der Rezensent, wolle er das Elend und die erlittenen Gewaltexzesse der Vertriebenen, rechtfertigen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.11.2001

Als ein Grundsatzwerk von "akribischer Genauigkeit" zur sudetendeutschen Geschichte bezeichnet Alena Wagnerova die Arbeit von Detlef Brandes, "Der Weg zur Vertreibung", die Entstehen, Entwicklung, Korrekturen und Durchführung des "Transfers" beziehungsweise der Zwangsaussiedlung durch die polnische und tschechoslowakische Exilregierung sowie den Widerstand der exilierten demokratischen Sudetendeutschen um Wenzel Jaksch dokumentiere. Eine eindeutige Antwort auf seine hauptsächliche Frage, warum Demokraten wie Benes, Sikorski, Churchill und Roosevelt die Aussiedlung für notwendig erachteten, gebe das Buch jedoch nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.07.2001

In einer Doppelrezension bespricht K. Erik Franzen zwei neue Bücher, die sich mit der Vertreibung der Sudetendeutschen aus Polen und der Tschechoslowakei beschäftigen.
1) "Odsun - die Vertreibung der Sudetendeutschen"
Die jetzt vorgelegte zweibändige Dokumentation zur schon oft gezeigten Ausstellung versucht nicht, so Franzen, eine lückenlose Ereigniskette zu konstruieren, an deren Ende zwanghaft die Vertreibung der Deutschen steht. Auf Basis möglichst disparater Quellen werde versucht, die historische Entwicklung in Böhmen und Mähren seit 1848 zu beleuchten. Lobend äußert sich Franzen über die Zweisprachigkeit aller Dokumente und die gute Auswahl an Grafiken, Karten und Fotografien. Er vermisst ein ordentliches Inhaltsverzeichnis und Sachregister. Dennoch halte das Werk auch für Fachkenner Schätze parat, so etwa viele Beispiele aus dem "Gruselkabinett nationaler Chauvinismen". Die nur chronologische Reihung der vielen Dokumente, so Franzen, stelle indes eine Herausforderung dar. Er kritisiert die tendenziell selektive Auswahl der Dokumente im Sinne einer "negativen Geschichte", findet aber auch erfreuliche, multiperspektivische Ansätze in der historischen Darstellung. Insofern. urteilt Franzen, liegt mit dem Band der tschechischen wie deutschen Öffentlichkeit eine Sammlung vor, an der niemand einfach vorbeisehen könne.
2) Detlef Brandes: "Der Weg zur Vertreibung 1938-45"
Sehr konzentriert, so Franzen, geht Detlef Brandes das Thema Vertreibung an. Brandes behandelt die Zeit zwischen 1938 und 1945. Sein Thema sind die konkreten Pläne zur Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei und Polen und die Frage, warum alle daran beteiligten Personen die Entfernung der Deutschen für unausweichlich hielten. Der Faktenreichtum, mit dem der Autor antwortet, lobt der Rezensent, ist "schwindelerregend". Brandes sei allen Spuren der Vertreibungspolitik akribisch nachgegangen und habe das diskursive Geflecht zwischen tschechischen und böhmischen Exilpolitikern, sozialdemokratischen sudetendeutschen Emigranten, Widerstandskämpfern in den besetzten Gebieten und Vertretern der Alliierten minutiös entfaltet. Daneben zeichne sich die Untersuchung durch ein mutig präsentiertes Geschichtsbild aus, das im Münchner Abkommen den Beginn und das entscheidende Motiv der Vertreibungspolitik ausmacht. Die Vertriebenen als Hitlers Opfer? Ja, antwortet Franzen, doch "Brandes hat auf eindrucksvolle Weise gezeigt, dass diese Antwort ergänzt werden muss."