Dieter Hägermann

Karl der Große

Herrscher des Abendlandes. Biografie
Cover: Karl der Große
Propyläen Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783549058268
Gebunden, 736 Seiten, 34,77 EUR

Klappentext

Aus der Reihe der bedeutenden Herrscher des Mittelalters ragt Karl der Große (ca. 748 ? 814) als Lichtgestalt hervor. Schon die Zeitgenossen rühmten ihn als ?grossen Kaiser? und ?Vater Europas?. Das von ihm geschaffene Großreich, das vom Ebro bis zur Elbe und von der Nordsee bis nach Süditalien reichte, bildete die Keimzelle des modernen Europas; die auf Antike und Christentum beruhende Kultur des Abendlandes ist ohne sein Wirken unvorstellbar.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.07.2000

Arno Orzessek macht in seiner Rezension keinen Hehl daraus, dass er dieser Biografie nichts abgewinnen kann. Schon den Aufbau findet er missglückt: Der Autor "hangelt sich unentschlossen an Karls Reisekalender durch die Jahrzehnte", meint er und räumt zwar ein, dass der Leser dabei allerhand über diverse Feldzüge erfährt. Aber schon die Tatsache, dass Hägermann sich häufig auf den ersten Biografen Karls, Einhart (9. Jahrhundert), beruft, findet er heikel, da Einharts Quellen ihrerseits fragwürdig seien und seine Äußerungen darüber hinaus zeittypische hagiografische Züge trügen. Insgesamt zeige Hägermann in diesem Band zwar, welch intensives Quellen- und Literaturstudium dieser Veröffentlichung vorausgegangen ist. Dennoch bleiben nach Orzesseks Ansicht zu viele Aspekte unbeleuchtet. Als Beispiel nennt er die zu Karls Zeiten durchgeführten Reformen oder einen aufschlussreichen Vergleich der Kulturen. Fragen wie diese spreche der Autor zwar an, jedoch hätte eine Vertiefung dabei nicht geschadet, findet Orzessek. Auch über das Leben am Hof, die Menschen und die Verwaltung im Reich erfahre man nichts. Und durch das Fehlen von Fußnoten ist ein eigenes Weiterforschen zu bestimmten Sachverhalten kaum möglich, wie der Rezensent enttäuscht feststellt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.05.2000

Johannes Fried kann dieser Biografie kaum etwas Gutes abgewinnen. Schon das Konzept des Buches findet er fragwürdig. Denn dadurch, dass der Autor von Ereignis zu Ereignis fortschreitet, verblassen nach Frieds Ansicht nicht nur das strukturelle Element, sondern auch die "individualisierenden Farben", die durch das Leitseil eines mittelalterlichen Textes Einhardts (aus der Zeit kurz nach Karls Tod und nach Frieds Meinung von zweifelhafter Objektivität) nicht ersetzt werden können. Darüber vermisst Fried neue Erkenntnisse: "Irgendwie scheint alles, was berichtet wird, seit langem vertraut", resümiert er. Vor allem aber beklagt er, dass trotz des erheblichen Umfang des Buches viele Aspekte gar nicht oder unzureichend berücksichtigt würden. Als wenige Beispiele unter vielen seien der Kalender genannt, Byzanz, die Buchmalerei, das Personal im Umfeld Karls, die Familie und die Wissenschaften. Regelrecht verärgert ist der Rezensent über etliche fachliche Fehler, von denen er ebenfalls zahlreiche auflistet. Für wenig anspruchsvolle Leser, die lediglich an einer "Erzählung der Ereignisse" interessiert seien, kann er das Buch mit Einschränkungen empfehlen. Fried läßt aber deutlich erkennen, dass er selbst andere Veröffentlichungen zum Thema bevorzugen würde.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.03.2000

Norbert H. Ott rezensiert zwei Bücher deutscher Historiker, die sich der Biografie Karls des Großen widmen. Das eine "voluminös", das andere "eine knappe Einführung", werden beide ihrer Sache auf eindrucksvolle Weise gerecht.
1) Dieter Hägermann: "Karl der Große"
Norbert H. Ott findet nur lobende Worte für die souverän geschriebene und "wohl für lange Zeit gültige, große Gesamtdarstellung von Person und Epoche" Karls des Großen. Der Autor, Historiker aus Bremen, hat die kurz nach Karls Tod geschriebene "Vita Karoli magni" von Einhard zum Ausgangspunkt und ständigen Begleiter seiner Auseinandersetzung mit jener Epoche gemacht. So kann er vermitteln und abwägen zwischen Primärquellen und heutigem Forschungsstand, schreibt Ott, und sich am Geschichtsbild jener Epoche abarbeiten, von der er ein ebenso "differenziertes wie farbiges Bild" heraufbeschwört. Bemerkenswert findet der Rezensent auch, daß das Buch trotz intensiver Quellenforschung ohne eine einzige Fußnote auskommt.
Matthias Becker: "Karl der Große"
Bescheidener, aber nicht weniger intelligent als die Hägermann-Biografie liest sich für Norbert H. Ott die Einführung in Zeit und Leben Karls des Großen, die der junge Bonner Historiker Matthias Becher vorgelegt hat. Ihm gelingt es, laut Rezensenten, durch einen kleinen dramaturgischen Trick im Eingangskapitel gleich die Problematik anzureißen, die fortan die europäische Geschichte infolge der Kaiserkrönung bestimmen sollte. "In Karls Person verdichtet sich die Geschichte", resümiert Ott, sein Reich "bildete die Keimzelle des modernen Europas".
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