Dilek Güngör

Vater und ich

Roman
Cover: Vater und ich
Verbrecher Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783957324924
Gebunden, 112 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Als Ipek für ein verlängertes Wochenende ihren Vater besucht, weiß sie, dass er auf dem Bahnhofsplatz im Auto auf sie warten und sie nicht am Zug empfangen wird. Im Elternhaus angekommen sitzt sie in ihrem früheren Kinderzimmer, hört ihn im Garten, im Haus, beim Teekochen. Die Nähe, die Kind und Vater verbunden hat, ist ihnen mit jedem Jahr ein wenig mehr abhandengekommen, und mit der Nähe die gemeinsame Sprache. Ipek ist Journalistin, sie hat das Fragenstellen gelernt, aber gegenüberdem Schweigen zwischen ihr und dem Vater ist sie ohnmächtig.Dilek Güngör beschreibt die Annäherung einer Tochter an ihren Vater, der als sogenannter Gastarbeiter in den 70er Jahren aus der Türkei nach Deutschland kam.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.09.2021

Rezensentin Cornelia Geißler freut sich über die stetig wachsende Anzahl deutschsprachiger Autorinnen und Autoren, die sich mit Migrationserfahrungen in Deutschland befassen. Denn Literatur, so ist sie überzeugt, kann Menschen verbinden. Und Verbindungen sind es, wonach die meisten suchen, die da erzählen. Ipek zum Beispiel, Dilek Güngörs Romanheldin, beschreibt in "Vater und ich" ihre schwerfälligen Versuche, während eines dreitägigen Besuchs im Elternhaus, die alte Verbindung zu ihrem Vater wieder aufzunehmen und daran anzuknüpfen, lesen wir. Dabei reflektiert sie auch darüber, wie die Distanz zwischen ihr und ihren Eltern überhaupt erst zustande kam. Im Zuge dessen spricht sie über Bildungsunterschiede, Sprachbarrieren und das Erwachsenwerden, erklärt Geißler. Ein Urteil über das Buch fällt Geißler leider nicht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.09.2021

Rezensentin Julia Hubernagel freut sich über Dilek Güngörs Roman über eine Vater-Tochter-Beziehung, denn zu diesem Thema gibt es zu wenig Literatur, findet sie. Wie Güngör in "schnörkellosem" Stil und autobiografisch angelehnt, wie Hubernagel vermutet, von der Entfremdung und Sprachlosigkeit zwischen der Protagonistin Ipek und ihrem Vater erzählt, gefällt der Rezensentin gut. Außerdem lobt sie, wie beiläufig Güngör immer auch ihre türkische Herkunft verhandle, ohne darauf herumzureiten. Ein sensibles und präzises Buch, das die Rezensentin mit seinem Gespür für die "Feinheiten der Sprache" einnimmt.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 11.08.2021

Mutig findet Rezensent Ulrich Rüdenauer, wie sich die Autorin Dilek Güngor in sensible Bereiche vorwagt, wenn sie die schwierige Beziehung einer jungen Journalistin zu ihrem Vater zum Thema ihres Buches macht. Rüdenauer zufolge trägt das Buch die Bezeichnung Roman durchaus zu Recht, sei aber auch Kammerspiel und Memoire: Die in Deutschland aufgewachsene Ich-Erzählerin Ipek besucht ihren aus der Türkei eingewanderten Vater für ein Wochenende und bekommt in bitterer Klarheit die Entfremdung zu spüren, die beide, den einfachen Polsterer und die Journalistin, sprachlich und kulturell trennt. Rüdenauer liest berührt diesen Roman, zumal die Beziehung von Tochter und Vater viel zu selten in der Literatur behandelt werde.