Edith Sheffer

Aspergers Kinder

Die Geburt des Autismus im "Dritten Reich"
Cover: Aspergers Kinder
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2018
ISBN 9783593509433
Gebunden, 340 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Wien 1938: Der Arzt Hans Asperger beschreibt Symptome bei Kindern, die er unter die Diagnose "autistische Psychopathie" fasst. Er hatte bei Patienten Schwächen im sozialen Verhalten beobachtet. Im selben Jahr ziehen die Nationalsozialisten in Wien ein. Asperger sollte bald verantworten, dass Kinder, die er für "nicht sozial integrierbar" hielt, in der Anstalt Am Spiegelgrund zu "Euthanasie"-Opfern wurden. Edith Sheffer, Mutter eines von Autismus betroffenen Kindes, hat sich auf die Suche nach den Ursprüngen der Diagnose begeben. Sie zeigt, welche Wertvorstellungen Asperger geprägt haben und welche Entwicklung die Diagnose genommen hat. Ihr berührendes und eindrucksvolles Buch wirft ein neues Licht auf die Geschichte der Psychiatrie im Nationalsozialismus und auf das Asperger-Syndrom.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 22.12.2018

Alan Posener erfährt aus dem Buch der amerikanischen Historikerin Edith Sheffer Wissenswertes über den Zusammenhang von Hans Aspergers Theorien und der Euthanasie-Praxis der Nationalsozialisten. Dass es der Autorin dabei nicht um eine Abrechnung mit dem Opportunisten Asperger geht, sondern ihr Buch nach den Kontinuitäten nationalsozialistischer Ideen von Gemeinschaft und Funktionsfähigkeit in der modernen Diagnosegesellschaft fragt, nimmt Posener dankbar zur Kenntnis.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.11.2018

Überschwänglich feiert Astrid Viciano diese Arbeit der amerikanischen Historikerin Edith Sheffer über den österreichischen Pädiaters Hans Asperger, nach dem die mildere Form des Autismus, das Asperger-Syndrom, benannt wurde. Die Rezensentin lernt aus dieser Studie nicht nur viel über die historischen und medizinischen Hintergründe der Krankheit, sondern vor allem über die Biografie des Arztes: Asperger war kein freundlicher Kinderarzt, er machte im nationalsozialistischen Wien Karriere, nachdem alle jüdischen Ärzte ihren Posten verloren hatten, er schickte Kinder in den sicheren Tod in die Klinik "Am Spiegelgrund" und seine Unterscheidungen der Autismus-Formen entstammt nicht der ärztlicher Milde, sondern dem Willen, nützliche Intelligenzbestien von Minderbegabten zu unterscheiden, die er als "automatenhaft schwachsinnig" abqualifizierte. Wichtig und richtig findet die Rezensentin, dass Sheffers allen Anhängern Aspergers diese bittere Enttäuschung bereitet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2018

Für den Rezensenten Thomas Weber gibt Edith Sheffers Buch der Diskussion um Klassifikation im Bereich psychischer Symptome neue historische Tiefe. Sheffers Versuch, die gängige Vorstellung von Autismus zu untergraben, indem sie das Wirken Hans Aspergers kritisch bewertet und dessen Verstrickungen in den Kategorisierungswahn und die Euthanasieprogramme des NS-Regimes nachweist, findet Weber vor allem dort überzeugend, wo es um Aspergers Handeln geht. Die von der Autorin behauptete Kontinuität zwischen Aspergers Diagnosen von 1944 und dem heutigen Autismus-Begriff, scheint ihm indessen zweifelhaft.
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