Elfriede Jelinek

Macht nichts

Eine kleine Tragödie des Todes
Cover: Macht nichts
Rowohlt Verlag, Reinbek 1999
ISBN 9783499226830
Taschenbuch, 91 Seiten, 9,20 EUR

Klappentext

Drei zarte Stücke von Elfriede Jelinek über das bittere Ende. In "Erllkönigin" wird eine berühmte, aber tote Schauspielerin einer alten Sitte entsprechend dreimal um das Burgtheater getragen. Sie spricht den Epilog zu Elfriede Jelineks "Burgtheater", dessen Hauptfigur sie ist. "Der Tod und das Mädchen" ist ein Zwischenspiel, der Dialog eines Jägers mit Schneewittchen. Das Mädchen ist auf der Suche nach dem Wahren, Guten und Schönen, auf das sich viele in der Kunst gerne berufen. Der Jäger erschießt es..."Der Wanderer" ist - ähnlich wie in "Sportstück" - der Schlußmonolog des Vaters der Autorin, eines geisteskranken Mannes, der nichts als wandern kann. Elfriede Jelinek: "Im ersten Teil hat eine Täterin gesprochen, die nie eine sein wollte, im letzten Teil spricht ein Opfer, das auch nie eines sein wollte. Die Zeiten, da alle Opfer werden sein wollen, sollen ja erst noch kommen."

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.06.2000

Zwiespältig beurteilt Franz Haas diesen Band. So findet er, dass "dieser scheinbar ungeniessbare Sprachstil eine legitime Medizin gegen Gedächtnisschwund" ist. Haas geht in seiner Rezension mit deutlichem Befremden auf die Nachrufe zum Tode der Schauspielerin Paula Wessely ein, deren Rolle im Nationalsozialismus in diesen Nachrufen weitgehend unter den Teppich gekehrt wurde. Dass Jelinek mit Wessely in ihrer Erzählung "Erlkönigin" um so härter ins Gericht geht, "möge unsympathisch" erscheinen, so Haas. Dennoch findet er diesen korrigierenden Kontrast angesichts der hagiografischen Nachrufe durchaus angebracht. In sprachlicher Hinsicht hat Haas an diesem Band jedoch einiges auszusetzen. Die Monologe stellen "die Geduld auf schwerste Proben", findet er. "Halb Heidegger, halb Kronen-Zeitung" sei der Jargon, wobei seiner Ansicht nach die Grenzen zwischen Rhetorik und Kritik Jelineks fließend sind. Zusammenfassend läßt sich sagen, dass Haas die Österreich-Kritik Jelineks zwar bisweilen mechanisch und penetrant, aber gleichermaßen angebracht findet. Das "Wortturnen" in ihren Texten kann er jedoch nicht wirklich ernst nehmen.