Roland Koberg, Verena Mayer

elfriede jelinek

Ein Porträt
Cover: elfriede jelinek
Rowohlt Verlag, Reinbek 2006
ISBN 9783498035297
Gebunden, 300 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Verena Mayer und Roland Koberg zeichnen ein Leben voller Gegensätze. Elfriede Jelinek ist eine feinsinnige Wienerin und eine scharfzüngige Anklägerin, deren Gegner durch keinen Literaturpreis zu besänftigen sind. Sie ist eine Mode-Fetischistin und scheut sich nicht, für politische Anliegen auf die Straße zu gehen. Sie ist eine der meistfotografierten, auskunftsfreudigsten Schriftstellerinnen und hat keinen größeren Wunsch als den nach Zurückgezogenheit. Auch in ihren Büchern trägt Elfriede Jelinek Widersprüche aus, sie stellt das Triviale neben das Erhabene und behandelt ernste Themen mit Schmäh und Sarkasmus. Aus vielen Gesprächen mit Elfriede Jelinek und in ihrem Umfeld, mithilfe von wenig bekannten Texten und unerforschtem Archiv-Material kristallisiert sich hier die Geschichte einer Karriere: vom dressierten musikalischen Wunderkind zur Schriftstellerin von Weltrang.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.05.2006

Begeistert fällt Elke Buhrs Urteil über diese erste Biografie der Schriftstellerin Elfriede Jelinek von Verena Mayer und Roland Koberg aus. Sehr "überzeugend", findet sie, haben die österreichischen Autoren die widersprüchliche Persönlichkeit Jelineks zwischen extrovertierter Öffentlichkeit und Angstneurosen "zu fassen bekommen". Dabei sei kein Psychologe von Nöten, um die problematische Psyche der Schriftstellerin auf ihre Kindheit unter einer äußerst dominanten Mutter zurückzuführen, meint die Rezensentin, die es sehr sympathisch findet, dass Mayer und Koberg jegliche "Sensationshascherei" bei der Darstellung der "schwierigen" Mutter-Tochter-Beziehung vermeiden. Dass dabei auch bisher unbekannte Fakten aus der Familiengeschichte ans Licht kommen, lobt die Rezensentin als besonders interessant. Auch die Art und Weise, wie die Autoren Leben und Werk Jelineks verknüpfen, gefällt der Rezensentin ausnehmend gut, wobei sie die Beschränkung auf "kurze Zusammenfassungen" der Hauptwerke als weise Zurückhaltung würdigt. Ein "einfühlsames und unaufdringliches Porträt", so das Resümee der begeisterten Rezensentin, die findet, dass Jelinek mit dieser Biografie "zufrieden sein" kann.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.02.2006

Zwar sei die Jelinek-Biografie der Germanistin Verena Mayer und des Dramaturgen Roland Koberg nicht offiziell, dafür sei das Porträt der Nobelpreisträgerin zu einem "aufklärenden" Buch geraten, findet Rezensent Paul Jandl. Chronologisch werde das Leben der Schriftstellerin erzählt, vom Drama des musikalisch begabten Kindes unter der Kuratel der ehrgeizigen, den sozialen Abstieg kompensierenden Mutter, bis zum Zusammenbruch und den Angstneurosen als junge Frau und dem frühen Tod des Vaters. Zuweilen gerate das Porträt zur "Homestory", wenn der Blick auf die mondänen und modistischen Selbstinszenierungen der Jelinek zu banalen Feststellungen verleite. Das Voyeuristische, so meint der Rezensent, bleibe besser dem angehängten Fototeil des Bandes überlassen. Dessen ungeachtet sei den Autoren die Annäherung an ein Leben gelungen, das sich seit den ersten Veröffentlichungen in den Sechzigern bis zum Nobelpreis, in einem "Gleichgewicht aus Angst und Courage" bewegt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.01.2006

Dieses Porträt der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, daran lässt Rezensent Uwe Mattheiss keinen Zweifel, ist ganz aus dem Geist der Verehrung heraus geschrieben. Und doch hat es den Jelinek ebenfalls bewundernden Rezensenten in keiner Weise zufriedengestellt. Zunächst erhebt er generelle Einwände gegenüber der "biografischen Form", denen sich Verena Mayer und Roland Koberg auch nicht dadurch entziehen könnten, dass sie ihre Biografie ein Porträt nennen. Denn wie kaum jemand sonst habe Jelinek das "Modell-in-eigener-Sache-sein-Müssen" in "subversiver Praxis" betrieben, eine herkömmliche Suche nach biografischen Referenzen in ihrem Werk falle also, so der strenge Rezensent, im "Reflexionsniveau" zurück. Jelineks Jugendjahre findet Mattheiss zwar mit einem "gewissen Groove" erzählt. Erhellend erscheint es ihm dennoch nicht, wie Dominanz und Drill durch die Mutter geschildert werden. Da hätte er gern gelesen, dass "die Tochter als Kunstwerk" der Künstlerin vorausgegangen sei. Mit und in der Zerstörung dieses Kunstwerks habe sich die Künstlerin dann selbst geschaffen. Schließlich stört sich der unzufriedene Rezensent an der Beschreibung der "Hexenjagd", die Wiens "Provinzreaktionäre" gegen Jelinek veranstaltet haben. Hier vermisst er klare Aussagen dazu, dass sich nicht nur Jelineks inhaltliche Aussagen, sondern auch ihre "ästhetische Praxis" radikalisiert haben.