Ernst Wiechert

Der Totenwald

Ein Bericht
Cover: Der Totenwald
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783518224250
Gebunden, 184 Seiten, 13,80 EUR

Klappentext

Wer von den Jüngeren kennt den 1887 in Ostpreußen geborenen, 1950 am Zürichsee gestorbenen Ernst Wiechert, der in den dreißiger Jahren und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu den erfolg- und einflussreichsten deutschen Schriftstellern und während der Nazizeit zur sogenannten inneren Emigration gehörte? Aufgrund öffentlicher Äußerungen gegen Machtwahn, Verführung und Antisemitismus wurde er 1938 verhaftet und zwei Monate im KZ Buchenwald festgehalten. Nach seiner Entlassung war er mit Gestapoaufsicht und Schreibverbot belegt. "Der Totenwald", sein Bericht über die Zeit im KZ, geschrieben 1939, veröffentlicht 1945, ist erstaunlich und lesenswert , weil Wiechert uns daran teilhaben lässt, wie seine trotz allem heile deutsche Welt angesichts der Lagerwirklichkeit zusammenbricht und wie seine Sprache sich, um diesem Zusammenbruch, dieser Realität gerecht zu werden, rapide versachlicht und verdeutlicht, so weit, bis keine Wünsche übrigbleiben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.11.2008

Gernot Böhme begrüßt diese Neuausgabe von Ernst Wiecherts Buch über seinen zweimonatigen Aufenthalt im Konzentrationslager Buchenwald. Er konstatiert, dass Wiechert heute kaum noch gelesen wird, wofür er die Themen, den Stil und den "fast pastoral vorgetragenen Humanismus" des Schriftstellers verantwortlich macht. "Der Totenwald" scheint Böhme allerdings auch historisch von Interesse, ist Wiechert doch ins Konzentrationslager gegangen, obwohl es vermeidbar gewesen wäre. Böhme sieht in dem Autor eine Ethik der Leidensbereitschaft verkörpert. Die Bedeutung von Wiecherts Bericht liegt für ihn nicht in erster Linie in der Dokumentation der "systematischen Zerstörung von Menschlichkeit". Er hebt vielmehr den von Wiechert bezeugten Aspekt der Humanität, Solidarität, Mitmenschlichkeit und Anteilnahme unter den Gefangenen, hervor.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.07.2008

Andreas Dorschel kann sich nicht erwärmen für Ernst Wiecherts erstmals 1946 veröffentlichtes Buch über seine achtwöchige Internierung im Konzentrationslager Buchenwald 1938, das nun in einer neuen Ausgabe vorliegt. Ein dokumentarischer Text, wie der Untertitel "Ein Bericht" nahelegt, ist das Werk seines Erachtens eher weniger, was er vor allem auf Wiecherts Hang zu Stilisierung zurückführt. Er hält dem Autor vor, sich die Nazi-Herrschaft "in religiösen Bildern" zurechtzulegen, "statt sie in politischen Begriffen zu denken". Wiecherts alter ego Johannes mutet ihn wie ein "frommer Schöngeist" und "entäuschter Nationalist" an, der nicht glauben mag, dass es ausgerechnet seine eigenen Landsleute, die Deutschen, sind, die so verwerflich handeln. Besonders hebt er Wiecherts Erklärung hervor, etwas zutiefst Undeutsches müsse sie befallen haben. So konstatiere der Autor etwa "asiatische Methoden" bei der Gestapo. Für Dorschel bleibt nur das Fazit: Wiecherts "Totenwald" ist das "dumme Buch eines guten Menschen".
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