Experten und Politik

Wissenschaftliche Politikberatung in geschichtlicher Perspektive
Cover: Experten und Politik
Duncker und Humblot Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783428115655
Kartoniert, 478 Seiten, 98,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Stefan Fisch und Wilfried Rudloff. Das Thema "Politikberatung" findet in der deutschen Öffentlichkeit momentan Beachtung wie selten zuvor. Externes Beraterwissen in Anspruch zu nehmen, ist in der Politik freilich nichts grundsätzlich Neues. Die wachsende Komplexität, Interdependenz und Veränderungsgeschwindigkeit politischer Entscheidungsgrundlagen hat vielmehr in einem weit zurückreichenden Prozeß zu einer sich mehr und mehr verdichtenden Interaktion von (externen) Experten und politisch-administrativem System geführt. Die Autoren des vorliegenden Sammelbandes versuchen einige der Wurzeln und Spielformen jener Beratungsarrangements freizulegen, die sich hieraus langfristig ergaben.
Eine generelle Bewertung von Nutzen und Nachteil der Politikberatung stößt angesichts des Umstandes, daß deren Arenen und Formen ebenso vielschichtig sind wie ihre Funktionen und Wirkungsweisen, schnell an ihre Grenzen. In dem vorliegenden Band werden deshalb aus unterschiedlicher Perspektive - Politikfelder, Akteure, Wissenstypen - historische Fallstudien vorgelegt, die eine genauere Antwort auf die Frage nach den Spielregeln, Wirkungsbedingungen und Einflußchancen von Politikberatung ermöglichen sollen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.03.2005

Rundum positiv beurteilt Werner Link diesen von Stefan Fisch und Wilfried Rudloff herausgegebenen Band über "wissenschaftliche Politikberatung in geschichtlicher Perspektive", der aus einer Tagung am Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung der Hochschule Speyer hervorgegangen ist. Der Band zeichne die Entwicklung der wissenschaftlichen Politikberatung in Deutschland vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart "kenntnisreich" nach und analysiere sie wirkungspolitisch. Zwar habe es Politikberatung auch schon vor dem 19. Jahrhundert gegeben - Link nennt in diesen Zusammenhang Machiavelli -, aber erst der moderne Interventionsstaat habe den Nährboden für eine ständig expandierende Expertenkultur bereitet. Rudloff zeige, wie sich mit der Fortentwicklung des Interventionsstaates die wissenschaftliche Politikberatung verändert hat. Während im Kaiserreich die individuelle Politikberatung durch hochrangige Gelehrte überwogen habe, habe der Erste Weltkrieg und dann die Umbruchsituation in der Weimarer Republik das Bedürfnis nach institutioneller Beratung erhöht. Die wechselseitige Inanspruchnahme von Politik und Wissenschaft habe sich im "Dritten Reich" in desaströser Weise fortgesetzt. Link hebt hervor, dass die Politikberatung in der "alten" Bundesrepublik, in der die die "gremiengestützte Politikberatung" zur vollen Entfaltung kommt, im Mittelpunkt des Bandes steht. Als "Glanzstück" des Bandes würdigt er den "faszinierenden Beitrag" von Clemens Albrecht über "Adorno bei der Bundeswehr", die unterm Deckel gehaltene Politikberatung durch Adorno und sein Frankfurter Institut für Sozialforschung. Insgesamt kann Link den Band nur empfehlen. "Die Lektüre dürfte von all denjenigen, die der Talkshows müde sind, goutiert werden."
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