Felix Thürlemann

Robert Campin

Eine Monografie mit Werkkatalog
Cover: Robert Campin
Prestel Verlag, München 2002
ISBN 9783791328072
Gebunden, 388 Seiten, 129,00 EUR

Klappentext

Robert Campin gehört zu den großen Meistern der frühen niederländischen Malerei: Da er seine Werke aber nicht signierte, geriet sein Name bald in Vergessenheit und wurden seinem Schüler Roger van der Weyden zugeordnet. Felix Thürlemann zeigt im Hauptteil des vorliegenden Bandes den vollständig überarbeiteten Katalog der Werke Campins, seiner Werkstatt und seiner Schüler sowie der Arbeiten, die nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus dem Oeuvre des Künstlers auszuscheiden sind. Detailaufnahmen in Originalgröße ermöglichen nicht nur ein genaues Studium der technisch vollendeten Malerei Campins und ihrer raffinierten Farbgebung, sondern auch einen Vergleich der Detailabbildungen miteinander.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.01.2004

Felix Thürlemanns "wunderschön und opulent bebilderte" Monografie über den altniederländischen Maler Robert Campin (1375-1445) hat Rezensentin Birgit Sonna außerordentlich gut gefallen. Zu ihrer Freude gelingt es dem Zürcher Kunsthistoriker Thürlemann nämlich, "der bisher nur fragmentarisch bekannten Künstlerpersönlichkeit Robert Campin ein klar umrissenes Profil zu verleihen". Wie sie berichtet, arbeitet Thürlemann bei seiner Neusichtung des Gesamtwerks insbesondere Campins "erfinderische Kompositionsgabe" heraus und zeigt, wie sich der Meister mit seinen "souverän ausgeprägten Gestaltungswillen" gegen die vorherrschenden Malerzunftgebräuche zu behaupten wusste. Thürlemann komme zu dem Schluss, dass allein Campin unter den im 15. Jahrhundert im Norden tätigen Maler als Renaissancekünstler im eigentlichen Sinn bezeichnet werden kann. Besonders angetan hat Sonna auch die gute Lesbarkeit von Thürlemanns Monografie, für sie ein Beweis dafür, dass wissenschaftliche Akribie und eine fesselnde Darstellung kein Widerspruch darstellen müssen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2003

Rezensent Till-Holger Borchert lässt kein gutes Haar an Felix Thürlemanns Monografie über Robert Campin. Unangenehm findet er den überall im Buch spürbaren "missionarischen Eifer" des Autors, Campin als einen der bahnbrechenden Neuerer der frühneuzeitlichen Kunst neben den Gebrüdern Van Eyck und noch vor Van der Weyden zu situieren. Man frage sich unweigerlich, warum, bemerkt Borchert, schließlich sei der wesentliche Beitrag Campins für die Entwicklung der niederländischen Malerei bislang ja nicht verkannt worden. Wenig überzeugend ist für Borchert auch, dass es Thürlemann entgegen der von ihm postulierten Methodenkritik unterlässt, die konventionellen Kriterien der Stilkritik durch "innovative, historisch fundierte Beurteilungsmaßstäbe" zu ersetzen, um statt dessen selbst über weite Strecken vom Standpunkt kennerhafter Unfehlbarkeit zu argumentieren. Zudem kritisiert Borchert, dass Thürlemann vieles, was bestenfalls als kaum gesicherte Hypothese gelten dürfe, als Gewissheit ausgebe. Das "fundamentale Missverständnis" indes, an dem das ganze Buch letztlich scheitere, besteht für Borchert darin, dass Thürlemanns Restitution Campins weitgehend auf Kosten von Rogier van der Weyden erfolgt: so offenbare Buch eine "gründliche Fehleinschätzung" der Kunst Rogier van der Weydens, die zugleich ein "alarmierendes Verkennen" der Persönlichkeit Campins bedeute.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.02.2003

Erst ziemlich spät wurde der altniederländische Meister Robert Campin als eigenständiger Maler von der Kunstgeschichte überhaupt zur Kenntnis genommen. Bis zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurden seine Werke meist van Eyck oder van der Weyden zugesprochen. Überfällig war also Felix Thürlemanns großangelegte Monografie, und so lobt Rezensent Martin Warnke den prächtig ausgestatteten Band, der viel Aufschlussreiches über Leben und Werk dieses so lange verkannten Gründervaters der neuzeitlichen Malerei biete. Skeptisch zeigt sich Warnke allerdings ob der geradezu "tollkühnen Entschiedenheit", mit der Thürlemann sogar das Hauptwerk der altniederländischen Malerei, die "Kreuzabnahme", Campin zuschreibt. Klären müsse dies die Fachwelt, findet Warnke, bedauert als "unbefangener Leser" jedoch, dass sich mit Thürlemann ein "scharfes, kritisches Auge und eine große ästhetische Kompetenz" mit dem "Geschäft der Namensvergabe" vergeude.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.02.2003

Heutzutage gilt Robert Campin als Begründer der altniederländischen Malerei, schickt Valeska von Rosen ihrer Rezension voraus und erläutert, dass wir diese Tatsache Hugo von Tschudi verdanken, der Anfang des 20. Jahrhunderts die prinzipiell nicht signierten Bilder Campins als eigenständige Werke identifizierte und aus der altniederländischen Schule herauslösen konnte. Vorher wurden Campins Werke dem Oeuvre Jan van Eycks, Hans Memlings oder seines Schülers Rogier van der Weydens zugeschrieben. Die vorliegende Monographie wartet laut von Rosen mit umfangreichen Dokumenten über das Leben Campins auf, die sich größtenteils seinen vielen Rechtsstreitigkeiten verdanken. Dummerweise, so die Rezensentin, lassen sich diese Dokumente nicht auf Campins Bilder beziehen, so dass der Autor seine Thesen als Hypothesen stehen lassen muss. Von Rosen findet Thürlemanns Hypo-Thesen dennoch attraktiv. In erster Linie geht es um das in Madrid befindliche Gemälde "Kreuzabnahme Christi", das als eines der Hauptwerke der altniederländischen Malerei gilt und das bislang eher Rogier van der Weyden zugesprochen wurde. Thürlemann bezieht unter Berücksichtigung früherer Publikationen zu diesem Thema so dezidiert Stellung, sagt von Rosen, dass sie ihrer Hoffnung Ausdruck verleiht, die Diskussion um die Campin zugeschriebenen Bilder könnte noch einmal in Gang kommen.
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