Hans Belting

Hieronymus Bosch

Garten der Lüste
Cover: Hieronymus Bosch
Prestel Verlag, München 2002
ISBN 9783791326443
Gebunden, 128 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Mit 71 Abbildungen, davon 61 in Farbe, und 1 Ausklapptafel. Hans Belting sieht in den phantasievollen, rätselhaften Tafeln des Triptychons "Garten der Lüste" von Hieronymus Bosch (entstanden um 1505) im Gegensatz zu den bisherigen Interpretationen eine gemalte Utopie der paradiesischen Welt, die nur aus dem "Zeitgeist" heraus entstehen konnte Er interpretiert den "Garten der Lüste" nicht als Illustration der Schöpfungsgeschichte, sondern als eine gemalte Utopie des Paradieses ohne den Sündenfall und setzt sie in Beziehung zu den humanistischen Theorien von Thomas Morus und Willibald Pirckheimer. Auch ist es ihm gelungen, den weltlichen Auftraggeber und den Verwendungszweck des Triptychons zu bestimmen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.05.2002

Die Erschaffung der Erde, des Menschen und des ganzen Rests durch Gott findet in der Bibel zweimal statt, in sehr unterschiedlichen Versionen. Das ist, so Gustav Seibt, wichtig für Hans Beltings Deutung von Hieronymus Boschs viel umrätseltem Triptychon "Garten der Lüste". Die Zielsetzung ist dabei eine doppelte: ein "close reading" mit möglichst konsequenter Deutung der Vorgänge und Figuren einerseits, eine meta-theoretische Reflektion über die künstlerische Erschaffung nie zuvor gesehener Dinge andererseits. Das Mittelbild, der Paradiesgarten der Lüste, stellt, so Beltings These, das Paradies nach seinem Ende vor, "in einem hypothetischen Zustand", nämlich ohne Sündenfall. Der "minutiösen" Lektüre, mit der der Rezensent wohl gänzlich glücklich ist, stellt Belting eine Spekulation zur Seite. Die "Lücke in der Bibel" wird ihm zur Quelle eines neuen Begriffs von Kunst und Fiktion. Das nun findet Seibt zwar "anregend", keineswegs aber "zwingend". Sehr wohl lasse sich das Gemälde noch im Kontext des hergebrachten "Mimesis"-Begriffs deuten, so seine Gegenthese. An der Wertschätzung von Beltings Monografie ändert das offenkundig wenig - und die "wunderbaren Reproduktionen" sind ein weiteres Plus.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.05.2002

Nichts an Hieronymus Boschs Gemälde Triptychon "Garten der Lüste" ist so einfach, wie es dem ersten Blick erscheinen mag, es handelt sich, im Gegenteil, so Werner Hofmann in seiner umfangreichen Rezension zu Hans Beltings Deutung des Werks, um ein "Musterbeispiel der Verschlüsselung". Belting beginnt mit einer Klärung der Fakten, vor allem der Bezüge auf die Bibel und ihrer Grenzen. Die Paradiesdarstellung nützt, meint der Kunsthistoriker, eine Lücke der Heiligen Schrift und imaginiert, ganz aus der "künstlerischen Einbildungskraft" heraus ein "utopisch-imaginäres irdisches Paradies". Der Bezug zur biblischen Autorität wie zu den ikonografischen Standards wird nicht gekappt, aber eigensinnig in Dienst genommen. Der Rezensent ist nicht mit allen Thesen Beltings einverstanden, an Beltings Skepsis gegenüber einer Annäherung von Bosch und Erasmus von Rotterdam macht er das explizit. Das Resümee fällt dennoch sehr positiv aus, Beltings Buch, so Hofmann, bereitet "Vergnügen von der Art intellektueller Gratwanderung".
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