Frank Weber (Hg.)

Big Brother: Inszenierte Banalität zur Prime Time

Cover: Big Brother: Inszenierte Banalität zur Prime Time
LIT Verlag, Münster 2000
ISBN 9783825850968
Kartoniert, 383 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Die Reality-Show "Big Brother" war und ist in aller Munde. In allen gesellschaftlichen Bereichen wird diskutiert - nahezu alle Medien berichten, streiten, kommentieren. Der Sammelband zieht die Bilanz. "Big Brother" wird aus verschiedenen Perspektiven der Fernseh- und Kommunikationswissenschaft unter die Lupe genommen. Erste Ergebnisse empirischer Untersuchungen liegen ebenfalls vor. Einige kontroverse Standpunkte zum Thema runden den Band ab. Die Beiträger sind Klaus Bresser, Jean Kristin Bleicher, Michael Frotscher, Kurt Johnen, Hans-Dieter Kübler, Lothar Laux, Lothar Mikos, Helmut Schanze, Martin Schweer, Joachim Westerbarkey, Wolfgang Wunden u.a.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.03.2001

Big Brother und ähnliche Sendungen wie Girls Camp sind in aller Munde. Und in aller Kritik. Esther Ruelfs wundert es nicht, dass sich nicht nur Merchandiser und Zweitverwerter, sondern auch die Wissenschaften des Phänomens annehmen und mit ihren Analysen Aktualität, Bürgernähe und Relevanz vorführen möchten.
1): "Big Brother. Beobachtungen"
Auch wenn die Rezensentin kein eindeutiges Urteil abgibt und lediglich die zentralen Thesen der Untersuchung referiert - der Sammelband scheint ihr gefallen zu haben. Die Autoren, berichtet Ruelfs, gehen davon aus, dass die Sendung gesellschaftliche Entwicklungen aufgreift und verarbeitet. Die könnten nun wiederum - in zweiter Instanz - von den Wissenschaften analysiert werden. Der Container, schreiben die einen, sei ein Panoptikum, dass seine Bewohner auch ohne laufende Kameras dazu verleite, sich zu inszenieren. Andere vergleichen Big Brother mit einem Assessment-Center, in dem es darauf ankommt, verschiedene Rollen zu spielen und Strategien zu verfolgen, um letztlich besser als die anderen abzuschneiden, berichtet die Rezensentin.
2) "Big Brother: Inszenierte Banalität"
Über diesen Sammelband äußert die Rezensentin hingegen deutliche Kritik. Abgesehen von einigen guten Beiträgen hält Ruelfs die Ausführungen der Autoren für eine kulturpessimistische Sammelklage. Von gefährdeter Menschenwürde, nivellierter Privatsphäre, missachteter Intimsphäre und gesunkenem Niveau sei hier die Rede, ärgert sich Ruelfs. Anstatt Big Brother als Untersuchungsgegenstand zu betrachten, werde hier im Selbstverständnis altbekannter Hochkultur der Verfall der Sitten beklagt. Dabei könnten die Autoren sich doch ganz entspannt zurücklehnen, meint Ruelfs. Sie glaubt, dass sich die Attraktivität von Big Brother und ähnlichen Formaten eh bald von selbst erledigt.