Franz Walter

Die SPD

Vom Proletariat zur Neuen Mitte
Cover: Die SPD
Alexander Fest Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783828601734
Gebunden, 304 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Die nahezu 150jährige Geschichte der SPD ist ein gutes Stück deutscher Gesellschaftsgeschichte. Der Weg der Partei führt durch verschiedene Epochen und politische System, und in ihrem Zentrum standen immer wieder prägende Persönlichkeiten - von Bebel bis zu Brandt und den "Enkeln" Lafontaine und Schröder. Welche Wandlungen hat die deutsche Sozialdemokratie erfahren und welche Traditionen sind erhalten geblieben?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.06.2002

Wolfgang Storz ist von diesem Buch, das die 150-jährige Geschichte der SPD nachzeichnet etwas "überrascht". Zunächst hat er nämlich den Eindruck gewonnen, dass der Autor, der die Entwicklung der Partei von einer sozialen Bewegung zu einer sich auf die "Wirklichkeit einlassenden" Regierungspartei der politischen Mitte beschreibt, ganz einverstanden ist mit diesem Prozess. Um so erstaunter ist er bei fortschreitender Lektüre, dass am Ende vor allem "Melancholie" beim Autor vorherrscht. Plötzlich beklage Walter verlorene Prinzipien und sehe die Zukunft der Partei in Frage gestellt, so der Rezensent verblüfft. Und so kommt er wohl auch nur ironisch am Ende zu dem Urteil, dass das Buch von "brennender Aktualität" sei, da es anhand der Geschichte der SPD zeige, dass man "irgendwie irgendwohin komme, aber nur vielleicht. Immerhin aber lobt er den Autor für seine "flüssig und anschaulich gehaltene" Parteigeschichte, und er attestiert ihm, sie mit "Verve" geschrieben zu haben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2002

Der Göttinger Politikwissenschaftler Franz Walter hat eine Geschichte der SPD geschrieben, die sich zu lesen lohnt, lobt Hans-Jochen Vogel. Das schreibt der Rezensent und prominente SPD-Politiker nicht nur, weil er selbst der Partei verhaftet ist, sondern weil er in Walters Buch viel Bedenkenswertes entdeckt hat. Walter bringe zwar nicht viele neue Fakten ins Spiel, so Vogel, aber er stelle "Zusammenhänge zwischen Zuständen und Ereignissen" her. "Manch brüskes Urteil" des Autors mag Vogel zwar nicht stehen lassen, aber anregend findet er die Thesen des Politikwissenschaftlers allemal. "Erfreulich", so Vogel, ist auch, dass Walter in einigen historischen Punkten, etwa bei der Bewilligung der Kriegskredite 1914 oder der Tolerierung der Regierung Brüning, der SPD "Gerechtigkeit widerfahren" lasse. Bei anderen Abschnitten etwa über den Zusammenschluss von SPD und KPD 1946 (den die Sozis nach Walter mitgetragen haben) und die 68er legt Vogel aber Widerspruch ein. Ganz und gar nicht einverstanden ist der Rezensent auch mit Walters Feststellung, "heute sei die Partei ermattet". Für Vogel - wen wundert's - hat sich die SPD zwar zur Partei der "Neuen Mitte" entwickelt, hält aber trotzdem an ihren Traditionen fest. Walters Buch trage jedoch dazu bei, gesteht der Rezensent ein, dass sich die SPD durchaus "noch stärker auf ihre Grundlagen und ihre Wurzeln" besinnen könne.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.04.2002

Die reich illustrierte Geschichte der SPD scheint gewagt vereinfacht, doch, so findet Gunter Hofmann, in Zeiten der Veränderung kann ein gekonnter Entwurf des historischen Zusammenhangs eine Hilfe sein. Nach Hofmann, möchte der Politologe Walter die SPD aus der Enge ihrer Selbstsicht und dem Mythos einer kämpferischen Partei der Unterdrückten, die am Ende siegen wird, befreit sehen. Der Rezensent entdeckt auch einige Widersprüche und Ungerechtigkeiten in Walters Argumentation und ungeduldig fordernde Kritik, wenn das Verhältnis der SPD zur 68er Generation, den Protagonisten der Öko-Bewegung und Willy Brandt dargestellt wird. Hofmann bezeichnet Walter als "ratlosen Ratgeber",der die moderne Partei ihrer unverwechselbaren Eigenheit verlustig gehen sieht und damit unbeabsichtigt die Frage ihres Überflüssigwerdens aufwirft. Nach diesem dennoch "journalistisch klugen" und erfreulichen Anfang, ist der Rezensent auf eine Fortsetzung gespannt, in der in "selbstreflexiver Weise" der Standpunkt der SPD im "Modernisierungskonflikt" entwickelt werden müsse.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.03.2002

"Anregend" ist dieses Buch über die Geschichte der SPD ohne Zweifel, urteilt Warnfried Dettling, jedoch weist es durchaus auch Schwächen auf. Gelungen findet er den Aufbau des Werkes, den er als "deskriptiv-narrativ-interpretierend" bezeichnet. Die Mischung aus geschichtlichen Fakten, eigenen Auslegungen und Hinweisen auf oft "übersehene Zusammenhänge" ergibt für Dettling eine interessant und angenehm zu lesende Geschichtserzählung. In Walters "Panoramablick" zeige sich der Charme von Franz Walters Buch, der auch "scheinbar unpolitische" Begebenheiten gekonnt in den politischen Kontext zu setzen vermöge. Weniger Zustimmung hat er da für Walters "oberflächliche" oder zu stark "relativierende" Darstellung der aktuellen Situation übrig. Außerdem will der Rezensent so manche "banale Wahrheit" und "altes Klischee" in dem Buch entdeckt haben. Wenngleich das Werk eine interessante Einführung in die "Sinnkrise der SPD" ist, verabsäumt es der Autor laut Dettling, wichtige thematische Brücken zur aktuellen Situation zu schlagen.