Fred Licht

Villa Ginestra

Roman
Cover: Villa Ginestra
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783821845968
Gebunden, 452 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Angela Praesent. Dieser Roman ist eine erhabene Feier von Extravaganz, Leichtigkeit und Verschwendung - und dem Schmerz über ihr Verschwinden. Was hat die Zuneigung zwischen Menschen mit Vermögenswerten zu tun? In der internationalen Bankiersfamilie des Ich-Erzählers versteht sich die Antwort von selbst: sehr viel. Harry, ein scharf beobachtender Junge, der in Genf aufwächst, wo sein Vater der europäischen Niederlassung der New Yorker Familienbank vorsteht, ist deshalb früh fasziniert von allem, was er über eine gewisse Cousine Renee erfährt. Diese alleinstehende Ketzerin wider die Prinzipien des Clans leistet sich eine schloßgleiche Villa in Florenz, fördert Künstler und verwaltet ihr großes Vermögen selbst - sehr zum Ärger von Harrys Vater. Über den Generationenabstand hinweg erkennen der junge Harry und die exzentrische Renee einander als Seelenverwandte - und Harry erweist sich in Sachen Großzügigkeit und Weltoffenheit als ihr legitimer Erbe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.03.2009

Höchst angetan zeigt sich Tobias Heyl von diesem Romandebüt des Kunsthistorikers Fred Licht. Als heimliche Hauptfigur des Romans um Erbschaften, Vermächtnisse, Pflichten und Freiheiten von Erben in einer reichen, weit verzweigten Familie sieht er die Villa Ginestra am Rande von Florenz, eine hinreißende Kulisse der Handlung. Er lobt die kunstvolle Komposition des Romans, der zum Teil von recht exzentrischen Figuren bevölkert wird, und das gekonnte Spiel mit der Phantasie des Lesers. Das Werk eröffnet für ihn ein Panorama des intellektuellen Europas Mitte des 20. Jahrhunderts. Ein großes Thema scheint ihm dabei auch die Verstrickung in Schuld.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.11.2008

Als "Referenz an das Leben" hat Rezensentin Antje Korsmeier die Lektüre dieses Debütromans genossen. Es geht, wie sie schreibt, um das Leben in einer Künstlerkolonie im Florenz der beginnenden Mussolinijahre. Im Zentrum steht ein junger Bankierssohn aus Genf und seine "enigmatische" Cousine. Verhandelt wird den Schilderungen der Rezensentin zufolge das alte Thema 'Geld oder Leben?, das Ringen zwischen priviligierter Lebensweise und der Unmittelbarkeit des Lebens. Die Rezensentin ist höchst angetan vom Spaß am Erzählen, der aus diesem Roman zu ihr spricht, von "wunderbar luftigen Szenarien" , der souveränen Verknüpfung von Zeitebenen, Figurenkonstellationen und Erzählperspektiven. Dass es mitunter ein wenig des Guten zu viel wird, findet sie angesichts der sorgfältigen Konstruktion dieses süffigen Romans mehr als verzeihlich.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.10.2008

Zurückhaltend äußert sich Angela Schader über den Erstlingsroman "Villa Ginestra" des Guggenheim-Kurators Fred Licht, der bislang eher als Autor kunsthistorischer Schriften in Erscheinung getreten ist. Ausführlich schildert sie die verwickelte Geschichte um die ebenso eigenwillige wie vermögende Renee Girard, die als Gastgeberin der Villa Ginestra Musiker, Künstler und Intellektuelle um sich schart und unter der Hand erfolgreiche Kitschromane verfasst. Mit Renee, ihrem lauen Cousin Harry, dem zwielichtigen Craig Perrin und der lässigen Haltung der Figuren gegenüber dem aufkommenden italienischen Faschismus hat der Roman in ihren Augen durchaus ein "relevantes gedankliches Substrat". Allerdings hält sie dem Autor vor, dieses Potenzial auf der Ebene der Figuren nicht wirklich auszuschöpfen. Stilistisch wirkt das Buch auf sie elegant. Der "gediegene, gedämpfte Ton" harmoniere "perfekt mit der Atmosphäre des Romans". Gleichwohl kritisiert sie im Blick auf die sprachliche Gestaltung der Figuren, dass diese allesamt im selben Tonfall reden.