Fridolin Schley

Kataloge der Wahrheit

Zur strategischen Inszenierung von Autorschaft bei W. G. Sebald
Cover: Kataloge der Wahrheit
Wallstein Verlag, Göttingen 2012
ISBN 9783835309609
Gebunden, 525 Seiten, 54,90 EUR

Klappentext

W. G. Sebald wird heute als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller des letzten Jahrhunderts gefeiert. Seit seinem tragischen Tod vor zehn Jahren erfuhr er seitens der literarischen und universitären Rezeption glühende Verehrung. Als Gedächtnis der Deutschen wird Sebald stilisiert, als melancholischer Wanderer zwischen den Welten, als Sprachrohr der Opfer und Vergessenen. Doch eine zweite Seite Sebalds wird meist ignoriert die des polemischen Literaturwissenschaftlers und Essayisten, der provokant gegen kanonisierte Autoren wie Alfred Döblin, Alfred Andersch oder Jurek Becker wetterte und dabei unter dem Deckmantel der Aufklärung die eigene Position im literarischen Feld profilierte. Schley stellt sein Werk als eine meisterhafte Inszenierung einer Autorschaft heraus. Fridolin Schley macht zum ersten Mal das Phänomen Sebald selbst zum Gegenstand einer kritischen Analyse.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.12.2012

Ein Buch für Menschen, die W. G. Sebald nicht mögen, stellt uns Jakob Hessing vor. Hessing selbst gehört allerdings nicht zu diesem Personenkreis, und das macht die Studie von Fridolin Schley erst interessant für ihn, gilt es doch, den eigenen Standpunkt eventuell zu hinterfragen. Hessing hört sich die Thesen des Autors geduldig an, lauscht dem Vorwurf, Sebald habe literarische Gegner gezielt abserviert, indem er ihnen Inkompetenz in Bezug auf die Deutung deutscher Geschichte vorwarf, um sodann an ihre Stelle zu treten. Wie Schley seine Thesen untermauert, findet der Rezensent eindrucksvoll und durchaus überzeugend, ebenso dessen Erörterung von Sebalds literarischen Verrissen, deren Unhaltbarkeit der Autor ihm in einigen Fällen nachzuweisen vermag. Schwach hingegen findet er Schley, wenn er versucht, Sebalds Einschreibung in die "Holocaustliteratur" nachzuweisen. Eine Strategie, die Hessing nicht glaubhaft findet.
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