Fridolin Schley

Schwimmbadsommer

Erzählungen
Cover: Schwimmbadsommer
C.H. Beck Verlag, München 2003
ISBN 9783406502606
Gebunden, 239 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Familiengeschichte ist - wenn man sie richtig zu lesen versteht - ein Buch der Schicksale, der zufälligen Begegnungen und notwendigen Folgen, der Kreuzung von großer und alltäglicher Geschichte, des menschlich Besonderen und Folgenreichen. Verbunden sind die fünf langen Erzählungen von 'Schwimmbadsommer' durch sechs kleine Variationen über den Vater.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.08.2003

Als erstaunlich harmlos und "ungewöhnlich affirmativ" schildert Sebastian Domsch die Prosa von Fridolin Frey, der seines Erachtens zu der Generation der jüngeren Schriftsteller zählt, denen die Eltern keine Feindbilder mehr darstellen und die diesbezüglich entsprechend wenig Konfliktstoff empfinden. Mit "affirmativ" meint Domsch denn auch die liebevolle Ehrung des Vaters allgemein, denn zwischen die fünf längeren Erzählungen hat Frey kleine Miniaturen geklemmt, die den Vater - stets positiv - in den verschiedensten Rollen zeigen: als Lehrmeister und Spielgefährten, als Indianerhäuptling, Ivan Lendl oder auch JFK. Diese liebevollen Skizzen gefallen Domsch, weil sie "gänzlich unpathetisch" ausfallen, wie er sagt. In den eigentlichen Erzählungen käme dagegen manchmal etwas Leerlauf auf, da es Frey doch an Reibung mit seiner Umgebung zu fehlen scheine. Was passieren könnte, wenn sich Frey von der privaten Vergangenheitsbewältigung, wo es ja nicht viel zu bewältigen gilt, wie es scheint, freigeschrieben hat, deutet sich für Domsch in der vorletzten Erzählung "Bis Hicki kommt" an. Hier verlässt Frey das Münchener Milieu und gerät in den deutschen Osten: unglaubhaft, befindet Domsch, und viel zu harmlos.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.06.2003

Der in den siebziger Jahren geborenen Generation bescheinigt Rezensent Christoph Schröder, in eine Epoche der Bedeutungslosigkeit hineingeboren zu sein. Für ihn ist der Versuch Fridolin Schleys, mit seinen Erzählungen dem vergangenen Jahrzehnt, in dem außer dem Fall der Mauer nichts Weltbewegendes passiert sei, Bedeutung abzuringen, ein beredtes Beispiel. Schley zeige zwar vor allem in den ersten beiden Erzählungen und in den "überwiegend klugen Erinnerungsminiaturen" zwischen den Erzählungen durchaus die Fähigkeit, Plots zu entwerfen und Spannungsbögen aufzubauen, was jedoch nicht über die inhaltliche Belanglosigkeit hinweghelfen könne. Den Erzählungen fehlt es an Substanz und der Sprache an Leben, findet Schröder.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.06.2003

Auf keine große Gegenliebe ist Fridolin Schleys "Schwimmbadsommer" bei Gisa Funck gestoßen. Zwar attestiert sie dem jungen Autor, Jahrgang 1976, durchaus Schreibtalent, doch sieht Funck dieses in einer einzigen Geschichte mit dem Titel "Schöner Ball" durchblitzen. Ansonsten konstatiert sie: da ist einer an der Aufgabe des Erwachsenwerdens und an der Abnabelung von den Eltern, insbesondere vom Vater gescheitert. Allein fünf der zehn Kapitel, zählt Funck auf, seien dem Vater gewidmet, wie schon der Debütroman "Verloren, mein Vater". Doch damals war Schleys Tonfall nicht so blasiert und weniger selbstgefällig, meint Funck. Die ganz und gar unironische Verehrung des Vaters nervt sie, die heile bildungsbürgerliche Welt der besseren Münchner Kreise, in denen stets nur die anderen "eklige Pickelprobleme haben". Der Erzähler: ein Streber, sagt Funck, der Autor: zu brav.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.04.2003

Oliver Fuchs, Pop-Spezialist der SZ, hat ein Stück "Anti-Popliteratur" gelesen und konstatiert: Jetzt ist das Achtziger-Revival auch in der Literatur angekommen, und zwar in Form von bleierner Schwere und lebensferner Innerlichkeit. Der Autor dieser Erzählungen, Jahrgang 1976, habe sich womöglich zu tief geduckt, als in den vergangenen Jahren die Ungeduld der Literaturkenner über die so genannte Popliteratur floss. Das Ergebnis sei, verteilt auf fünf längere Erzählungen und einige knappe Charakterskizzen, eine in Form von "Vanille-Prosa" verfasste Beschwörung von provinziellen Spießeridyllen voller nachdenklicher Menschen. "Auch die Schüler im Freibad reden in diesem Buch so, als hätten sie zu viel Feuilleton gelesen", schüttelt sich Fuchs und sehnt sich "fast nach Partygeschwätz, Karrieregeilheit, Medienfuzzis".
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