Frode Grytten

Was im Leben zählt

Roman
Cover: Was im Leben zählt
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2001
ISBN 9783312002856
Gebunden, 333 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger. Seit Jahren wünscht sich die Mutter sehnlichst eine nette Verlobte für ihren Sohn. Als die alte Dame krank wird, beschließt er, ihr eine Freude zu machen. Auf dem Busbahnhof spricht er ein Mädchen an, das als seine Freundin durchgehen könnte. Leider ist er nicht besonders beredt. Der Versuch: Wollen Sie mit zu mir kommen? wird mit einer Ohrfeige beantwortet. Erst das dritte Mädchen versteht sofort, worum es geht. Die kranke Mutter ist überglücklich und spricht schon von Heirat. Auch der wortkarge Sohn ist überrascht: die junge Frau kennt sich sogar bei seiner Lieblingsband The Smiths aus. Leider muss sie zurück auf den Bahnhof, um ihren Bus zu erwischen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.01.2002

So richtig zufrieden ist Rezensentin Meike Fessmann nicht mit diesem Roman des norwegischen Schriftstellers Frode Grytten, obwohl ihrer Meinung nach eine Menge guter Geschichten drinstecken. Aber in dieser Überfrachtung liegt ihrer Ansicht nach auch das Problem: das Buch ist "auf verschwenderische Weise randvoll mit skurrilen Figuren und aberwitzigen Geschichten". Dem Autor ist es aber ihrer Ansicht nach nicht gelungen, einen roten Faden oder zumindest eine Struktur in seine Erzählung zu bringen. Das führt dazu, "dass eine Geschichten die andere jagt, die Effekte einander überbieten" und am Ende aber relativ wenig hängen bleibt. Das liegt nach Fessmanns daran, dass bei dieser Überreizung "im Kopf des Lesers kein eigenes Bild" entstehen kann.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.12.2001

Obwohl Roman draufsteht, sind "25 selbständige Erzählungen" drin, die den 25 Wohnungen eines Arbeiterblocks zugeordnet sind, erzählt Rezensent Aldo Keel. Entstanden sei so ein "polyphoner Text", eine übergreifende Handlung gebe es nicht. Die Hauptrolle spielt wohl der Ort Odda, ein Industriestädtchen mit 8000 Einwohnern. Da in jeder Erzählung andere Personen mitspielten, wechsle auch ständig der Duktus und die Stimmung, erklärt Keel. Besonders hebt er die Geschichte eines Mannes hervor, der von einem Computer zum "statistischen Durchschnittsnorweger" erklärt wird und sich dagegen wehrt. Insgesamt ist das Buch für Keel eine "kuriose Liebeserklärung" an die Heimat des Autors. Als störend notiert der Rezensent allerdings die holprige Übersetzung sowie Gryttens "Hang zur Geschwätzigkeit".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2001

Frode Gryttens Beschreibung einer norwegischen Stadt gefällt dem Rezensenten Peter Urban-Halle ziemlich gut. Er findet, dass der Autor "warmherzig und hoffnungsvoll" in voneinander unabhängigen Geschichten von den Bewohnern dieses unspektakulären Ortes erzählt. Das schaffe er, ohne diese Auslotung des Alltäglichen gleich so kitschig zu gestalten wie das in ähnlich gearteter irischer Literatur oft der Fall sei. Vielmehr entstehe eine große erzählerische Vielfalt: So verschieden die Bewohner, so verschieden sind Stimmung und Stil der Geschichten, ... wie in einer Symphonie", urteilt Urban-Halle.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.09.2001

Odda? Angelika Ohland reibt sich die Augen. Aber in Wahrheit ist der Ort der Handlung nicht bloß ein Punkt am norwegischen Sorfjord, sondern vielmehr "ein Ort irgendwo zwischen Kino, Musik und Fjorden." Zwischen Sinatra und den Smiths liegt das Odda der Erzählungen, die der Autor "wie Strophen eines Songs" aufeinander folgen lässt, und bleibt dennoch "sehr real". Etwas verblüfft ist Ohland auch, weil der Titel so vollkommen ernst und unironisch gemeint ist. In diesem Buch, schreibt sie, erscheint sogar ein Begriff wie "Zufriedenheit" wieder rein und klar. Und das ist doch was. Findet übrigens auch Ohland, die den Geschichten darum, aller darin zutage tretenden Tristesse zum Trotz, etwas unverschämt Positives abgewinnen kann.
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