Gerhard R. Kaiser

Tiefurt

Literatur und Leben zu Beginn von Weimars großer Zeit
Cover: Tiefurt
Wallstein Verlag, Göttingen 2020
ISBN 9783835336599
Gebunden, 304 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Betrachtungen über die "bedeutenden Zustände" in Tiefurt und ihre Wirkungen auf Weimar und die Welt. Der kleine Ort Tiefurt, drei Kilometer östlich von Weimar gelegen, bildete um 1780 ein frühes Zentrum des von Weimar ausgehenden kulturellen Aufbruchs. Hier lebte seit den 1780er Jahren die verwitwete Herzoginmutter Anna Amalia und initiierte mit einem kleinen Kreis von Freunden und Vertrauten verschiedene kulturelle Aktivitäten. So entstand hier einer der ersten englischen Parks auf deutschem Boden, Goethes Singspiel "Die Fischerin" wurde im Park in einer neuen Form des Freilichttheaters uraufgeführt und das handschriftlich zirkulierende "Journal von Tiefurt", mit seinen darin veröffentlichten Gedichten, Essays, Übersetzungen und Rätseln entwickelte sich zu einem reizvollen Spiegelbild der höfischen Kultur im klassischen Weimar.Noch in seinen letzten Lebensjahren wies Goethe Eckermann eindringlich auf die Ergiebigkeit des Stoffes hin und versuchte, ihn dazu zu bewegen eine Betrachtung über Tiefurt zu verfassen: "Scheuen Sie die Mühe nicht, studieren Sie alles wohl und stellen Sie es dar; der Gegenstand verdient es. Ich selbst hätte es längst gemacht, allein ich kann es nicht, ich habe jene bedeutenden Zustände selbst mit durchlebt, ich bin zu sehr darin befangen, so dass die Einzelheiten sich mir in zu großer Fülle aufdrängen." - Eckermann hat sich dieser Mühe nicht unterzogen. Jetzt allerdings ist Gerhard R. Kaiser in sieben, vielfach miteinander verwobenen Studien Goethes Aufforderung nachgekommen. Und in einer Abschlussbetrachtung spannt er in einer bemerkenswerten Eloge auf die Literatur und ihre besondere Bedeutung, den Bogen vom beschaulichen Tiefurt des 18. Jahrhunderts bis in unsere gegenwärtige, mit vielfachen Problemen belastete Welt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.09.2020

Rezensent Hubert Spiegel hat sich von Gerhard R. Kaiser gerne nach Tiefurt entführen lassen: Das Gutshaus war während der Goethezeit der "Musenhain für Weimars zweite Reihe", hat der Kritiker aus Kaisers akribischer Auswertung der Quellen zu den Weimarer Verhältnissen gelernt. Dabei ist Spiegel auf interessante Anekdoten etwa zu dem nach Tiefurt verbannten Knebel gestoßen und hat erfahren, dass Tiefurt trotz seines Rufs als schöngeistige Provinz in seiner literarischen Produktion fortschrittlich, weltoffen und selbstbewusst war. Am Ende hat er den Eindruck, dass der Autor das Tiefurter Ideal der Abkehr von den "Oberflächlichkeiten des Gesellschaftslebens" auch unter heutigen Literaten gerne häufiger antreffen würde.

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