Gert Loschütz

Besichtigung eines Unglücks

Roman
Cover: Besichtigung eines Unglücks
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783895611575
Gebunden, 336 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Im Dezember 1939 kommt es vor dem Bahnhof von Genthin zum schwersten Zugunglück, das sich jemals auf deutschem Boden ereignet hat. Zwei Züge prallen aufeinander, zahlreiche Menschen sterben. In einem davon sitzt Carla, die schwer verletzt überlebt. Verlobt ist sie mit Richard, einem Juden aus Neuss, aber nicht er ist ihr Begleiter, sondern der Italiener Giuseppe Buonomo, der durch den Aufprall ums Leben kommt. Das Ladenmädchen Lisa vom Kaufhaus Magnus erhält den Auftrag, der Verletzten, die bei dem Unglück alles verloren hat, Kleidung zu bringen. Aber da gibt Carla sich bereits als Frau Buonomo aus. Was versucht sie zu verbergen?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.10.2021

Für den Rezensenten Markus Clauer ist Gert Loschütz ein "stiller Virtuose der Erzählkunst". Und dieses Urteil kann der Kritiker nach Loschütz' jüngstem Roman nur bekräftigen: Während ihm der Autor basierend auf einem Zugunglück im Dezember 1939, bei dem 196 Menschen starben, aus dem Leben der überlebenden "Halbjüdin" Carla Finck erzählt, bewundert Clauer einmal mehr Loschütz' Fähigkeit, Fakten und Fiktion, Protokoll und Poesie miteinander zu verbinden. Und mitunter zerreißt dem Kritiker dieser Blick auf ein siebzigjähriges Leben das Herz.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.08.2021

Rezensent Hubert Winkels lässt sich ein auf die halsbrecherische Logik des Zufalls in Gert Loschützs Roman, der das Zugunglück von Genthin 1939 rekonstruiert, eine Dreiecksbeziehung erkundet, die Jugendgeschichte des Erzählers entfaltet und schließlich alles miteinander kurzschließt, dass es knallt. Obwohl, der Knall kommt im Buch nicht vor, sondern entsteht höchstens im Kopf des verblüfften Lesers, wie Winkels erklärt. Die spröde, dokumentarische Erzählweise scheint dem Rezensenten jeder noch so kleinen Sensation abhold. Als Leser hat Winkels allerhand zu tun, ist mal irritiert, mal überwältigt, erliegt schließlich aber dem Charme des Zufalls und des Textes.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 30.07.2021

Rezensent Christoph Schröder bewundert einmal mehr die Könnerschaft des Romanautors Gert Loschütz. Loschützs neuer Text besticht laut Schröder durch die Rechercheleistung des Autors wie durch die raffinierte Verzahnung von historischen Fakten mit Fiktion und autobiografischen Details aus dem Leben des Autors. Wie Loschütz die Geschichte des Zugunglücks von Genthin im Jahr 1939 mit einer Liebesgeschichte und mit der Geschichte seiner Mutter verbindet und die Entwicklungen und Verwicklungen im Text unter die Ägide des Zufalls stellt, findet Schröder grandios. Sprachlich ist das Buch genau und von eher tastendem Gestus, erläutert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.07.2021

Rezensentin Katharina Teutsch ist gefesselt von Gert Loschützs "semifiktionalem" Roman, der spannende Spurensuche in den Windungen eines jüdischen Frauenschicksals im Dritten Reich und Rekonstruktion eines Eisenbahnunglücks von 1939 zugleich ist. "Mondianohaft" der Ton, raffiniert das Heranzoomen an ein Detail der Geschichte, findet sie. Dass Spannung entsteht, obgleich die Handlung kaum vom Fleck kommt, verblüfft die Rezensentin. Einziger Wermutstropfen: Sein ursprüngliche Bestimmung als Radiohörspiel kann der Text nicht ganz verhehlen, meint Teutsch. Manchmal wirkt er auf sie wie eine "Materialsammlung".
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 21.07.2021

Rezensentin Dorothea Westphal findet die Themen Schicksal, Schuld, Liebe und Lebenslügen in Gert Loschützs penibel recherchiertem Roman über ein Zugunglück in Genthin im Jahr 1939 und eine tragische Liebesgeschichte meisterlich miteinander verwoben. Dass es nie eine einfache Erklärung gibt, vermittelt der elegant Fiktion und Fakten mischende Roman der Rezensentin und überrascht sie mit einem wuchtigen Schluss. Spannend bis zuletzt, meint sie.

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