Gilles Deleuze

Kritik und Klinik

Cover: Kritik und Klinik
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000
ISBN 9783518119198
Taschenbuch, 205 Seiten, 10,17 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Joseph Vogel. Unter dem etwas rätselhaften Titel "Kritik und Klinik" verbergen sich Texte von Gilles Deleuze zur Literatur oder besser: zu Problemen literarischen Schreibens. Das Faszinierende daran ist, wie scheinbar naiv und realistisch Literatur hier begriffen wird.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.04.2001

Nach Florian Vetsch charakterisiert Gilles Deleuze Literatur als "Zustand der Gesundheit"; die delirierende Sprache des Schriftstellers verfalle nicht dem Schweigen, sondern werde im Gegenteil beredt. Diese Definition schickt Deleuze einer kleinen Aufsatzsammlung voraus, in der er sich ausschließlich mit "Problemen des Schreibens" befasst und sich diesbezüglich den Arbeiten der unterschiedlichsten Autoren zuwendet: von Platon bis Kant, von Walt Whitman bis zu Samuel Beckett. Zu einem der schönsten Essays zählt für Vetsch derjenige über T.E. Lawrence, den Verfasser des "Lawrence von Arabien": Deleuze sehe bei Lawrence eine von Anfang an zum Scheitern verurteilte "Projektionsmaschine" am Werk, zitiert Vetsch den Autor: "politisch, erotisch, künstlerisch". Auf den 15 Seiten über Lawrence erfahre man mehr über einen Autor, schwärmt der Rezensent, als in mancher dicken Biografie. Beweis für ihn, dass dessen Aufsätze mehr als Sekundärtugenden aufweisen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.12.2000

Für ein wenig Vertrauen im Umgang mit Deleuze wirbt diese Rezension und bleibt dabei derart verschlossen, dass es wirklich schwer fällt, dem auch zu folgen. Wie genau Deleuze die Literatur fördert, um dem "per se klinischen Zustand" der Gesellschaft zu Leibe zu rücken, vermag uns Hubert Thüring kaum zu vermitteln. Mag sein, er steht mit diesem dunkelsten aller Denker schon auf allzu vertrautem Fuß. Dabei macht es durchaus neugierig, wenn wir lesen, gerade die 17 hier versammelten Essays erkundeten wie kein zweites philosophisches Werk das rätselhafte Verhältnis von Philosophie und Literatur. Deleuzes Denken der Literatur, schreibt Thüring, sei vielleicht der unmittelbarste Anstoß, es endlich auch mit ihm zu versuchen. Diese Besprechung aber ist sogar etwas zu unmittelbar.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.09.2000

Der Rezensent mit dem Kürzel "mim" ist begeistert. Deleuze, den er für einen "der eigenwilligsten Denker jüngeren Datums überhaupt" hält, beherrsche nicht nur das Handwerk philosophischer Begriffsbildung, er sei auch ein Meister der kleinen Form, schreibt der Rezensent in seiner Kurzkritik. Das zeigt sich in den 17 Essays über das Problem des Schreibens, die nun auf Deutsch vorliegen. Jede einzelne Miniatur über Schriftsteller wie Beckett und Melville oder Philosophen wie Platon und Nietzsche belege die intellektuelle "Brillanz" des Autors.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.09.2000

Franz Schuh, der zugibt, gerade die "kleinen Schriften" großer Philosophen zu schätzen, ist äußerst angetan von dem Buch. Es ist ein "Meisterwerk der Literaturtheorie" und zudem "Pflichtlektüre", schwärmt der Rezensent, auch wenn er vermutet, dass der Autor diese Preisungen als Vertreter der "anarchischen" französischen Philosophie abgelehnt hätte. Der Band analysiere mittels Texten von Philosophen von Nietzsche bis Beckett die "Eigentümlichkeit" der Literatur und beantworte damit auch die "spannende Frage", ob Literatur in Zukunft von anderen Medien abgelöst wird. Besonders schätzt der Rezensent, dass der Autor sich nicht als "Oberlehrer" aufführt, ihm zumindest erscheine er wie ein "Bruder", bekennt Schuh.