Graham Gardner

Im Schatten der Wächter

(Ab 13 Jahre)
Cover: Im Schatten der Wächter
Freies Geistesleben Verlag, Stuttgart 2004
ISBN 9783772522512
Gebunden, 200 Seiten, 14,50 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Alexandra Ernst. Du musst in der richtigen Weise bemerkt werden - das hat Elliot aus den bitteren Erfahrungen in der Vergangenheit gelernt. Jetzt, an seiner neuen Schule, wird er sich nicht mehr in die Opferrolle drängen lassen.Er wird einen neuen Elliot erfinden, der so kaltblütig und abgebrüht ist, dass ihn nie wieder jemand verletzen kann. Das Ergebnis übertriftt seine kühnsten Träume - zum ersten Mal im Leben hat Elliot Macht. Aber Macht hat einen furchtbaren Preis.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 26.11.2005

Als "ernst, todernst" beschreibt Angelika Ohland dieses Jugendbuch von Graham Gardner, das den Preis der Jugendjury erhalten hat. Ein Junge, der immer gequältes Opfer war, erfindet sich bei einem Schulwechsel neu, schließt sich einer "faschistischen Terrorgruppe" an und wird damit zum Täter. Das Ganze erhält darüber hinaus seine Intensität durch den Umgang des Autors mit seinem Protagonisten und seiner Erzählung. Gardner verstehe es, ganz nah an der Figur zu bleiben, verzichte dabei jedoch auf die Perspektive eines Ich-Erzählers, weshalb er sich ständig auf einem schmalen Grat zwischen Nähe und Distanz befinde. Keine leichte Kost also.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.09.2004

Der Rezensent mit dem Kürzel "gew" findet das Thema, dem sich der britische Autor Graham Gardner in diesem Buch widmet, auf jeden Fall spannend und notwendig. Denn seiner Meinung nach ist es schwierig, von außen einen Einblick in die Prozesse zu erhalten, die zur Gewalt an Schulen, zu Mobbing und Machtspielereien unter Schülern führen. Es handelt sich um ein "unsichtbares System dieser Gewalt". Der vormals gequälte Elliot findet sich nach einem Schulwechsel plötzlich auf der Seite der potentiellen Täter wieder, weil es ihm unter Mühen gelingt, eine "äußere Indifferenz" aufrecht zu erhalten. Doch damit sind seine Probleme natürlich nicht gelöst. Was normalerweise den Wert der Erzählung mindern würde, ist dem Rezensenten im Falle dieser eindringlichen Geschichte gerade recht: "Dass es dem Autor nicht immer gelingt, die Qualen seines Protagonisten, den fast unerträglichen psychischen und physischen Druck in all seinen Facetten spürbar zu machen, ist vielleicht sogar ein Segen".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.06.2004

Dieser Roman erzählt die Geschichte von Elliott Suttner, der nach einem Schulwechsel aufatmet. Er ist nicht länger das Opfer ausgesuchter Demütigungen durch seine Klassenkameraden. Am Holminster Gymnasium kann er nun - mit äußerster Vorsicht - beobachten, wie andere gequält werden, denn das "Regiment einer Clique" gibt es auch hier. Allerdings hat seine Überanpassung unerwartete Folgen, wie der Rezensent Reinhard Osteroth feststellt: Die Unterdrücker finden, dass er eigentlich bestens zu ihnen passt. Das Vorbild dieses Romans, daraus mache der auch gar kein Geheimnis, sei George Orwells "1984". Und in der ersten Hälfte, die "Tempo" und Spannung hat, muss sich Graham Gardner vor dem großen Vorbild nicht einmal verstecken. Später werde es dann gelegentlich etwas "plakativ", aber der Entwurf einer "üblen Internatsatmosphäre", der sei auch da sehr gelungen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.06.2004

Der Rezensent Hubert Filser ist ziemlich beeindruckt von dieser Abhandlung über menschliche Abgründe. Dem Autor Graham Gardner ging es nicht nur darum, die Geschichte eines gemobbten Jungen, der einen Neuanfang versucht, zu erzählen, sondern sich den Motivationen hinter solchen Grausamkeiten zu nähern - den "Mechanismen von Bedrohung, dem Wesen von Macht". Dementsprechend ist das Ergebnis harter Stoff. In der "Gesellschaftsparabel" herrscht eine "bedrohliche Stimmung", konstatiert Filser, der Erzählton ist kühl - dementsprechend gleitet auch der Schluss nicht in kitschige Gefilde ab, obwohl dort die Liebe als das "einzige Mittel gegen Gewalt und Machtstrukturen" in Anschlag gebracht wird.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.03.2004

Die Gefühl, mit dem Graham Gardner in seinem Debütroman fesselt, heißt Angst, berichtet Jürgen Stahlberg beeindruckt - die Angst davor, Opfer zu sein. Denn dies war der Junge Elliot, wie der Rezensent berichtet, an seiner alten Schule permanent und in Gestalt seines Vaters, der seit einem Raubüberfall invalid ist, steht dem Sohn das Gespenst eines ewigen Opfers vor Augen. Daher beschließe er, als er an eine neue Schule kommt, sich selbst neu, als kaltblütigen, furchtlosen "Täter" zu erfinden. Stahlberg verspricht eine "intensive und schonungslose" Lektüre, die im Vergleich zu den "Pickel-Love-und-Quatsch-Geschichten", die im "modernen" Jugendbuch immer mehr um sich griffen, die jugendlichen Leser als Menschen ernst nehme.