Grigori Pasko

Die Rote Zone

Ein Gefängnistagebuch
Cover: Die Rote Zone
Wallstein Verlag, Göttingen 2006
ISBN 9783892449959
Gebunden, 368 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Als Militärjournalist filmte Grigori Pasko die Verklappung atomarer Abfälle ins Japanische Meer durch die russische Pazifikflotte. Er machte das Material japanischen Medien zugänglich und wurde 1997 wegen Spionage und Landesverrat verhaftet. 21 Monate Untersuchungshaft, eine kurze Zeit der Freiheit, die erneute Verhaftung und Aburteilung zu vier Jahren Haft in einem Straflager mit verschärften Bedingungen sind Stationen einer Odyssee durch russische Gefängnisse, die Pasko in drei Tagebuchzyklen dokumentiert hat. Diese Aufzeichnungen spiegeln die Verwirrung und das Entsetzen eines Menschen wider, der sich - ohne sich einer Schuld bewusst zu sein - im russischen Strafvollzug wiederfindet, in dem menschenverachtende Verhältnisse herrschen. Um in der monatelangen Einzelhaft nicht dem Wahnsinn zu verfallen, arbeitet der Häftling Pasko seine Erinnerungen auf und setzt sich dabei kritisch mit der russischen Gesellschaft und ihren Machtstrukturen auseinander.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.07.2007

Rezensentin Kerstin Holm erinnert zunächst an die Geschichte des Autors, die seinerzeit auch durch die westlichen Medien ging. Pasko hatte als Marinereporter angefangen und wurde wegen Hochverrats zu Gefängnis verurteilt, nachdem er enthüllt hatte, wie die russische Marine illegal Atommüll im Meer verklappte. Offensichtlich tief beeindruckt haben Kerstin Holm die Schilderungen des menschenunwürdigen Gefängnisalltags - über zwanzig Gefangene mussten sich eine überfüllte Zelle teilen und abwechselnd auf den Pritschen schlafen. Holm bewundert auch, wie es der Autor geschafft hat, trotz dieser Bedingungen seine Würde zu bewahren. Sie notiert, dass Pasko in der russischen Öffentlichkeit keineswegs gewürdigt wurde, sondern weiter als Geheimnisverräter gilt. Auch sein Buch konnte in Russland nicht erscheinen - nur im Westen wird Paskos Mut anerkannt, so Holms deprimierender Schluss.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.02.2007

Für Tobias Heyl sind Grigori Paskos Aufzeichnungen aus seiner Haftzeit unter Jelzin und Putin zugleich beunruhigendes Zeugnis des fragwürdigen russischen Rechtssystems und der furchtbaren Zustände im Gefängnis als auch ein großes literarisches Werk. Der ehemalige Militärjournalist hatte über Verfehlungen der Armee im Tschetschenienkrieg und über atomare Verseuchung durch die Pazifikflotte berichtet und wurde deshalb wegen angeblicher Spionage verurteilt, berichtet der Rezensent. Paskos Aufzeichnungen folgen keiner Tagebuch-Chronologie, sondern reihen Reflexionen, Beobachtungen und Erinnerungen aneinander, wobei durchaus komische Episoden und erschütternde Erlebnisse sich abwechseln, so der Rezensent beeindruckt. Hannelore Umbreit gelingt es, den verzweifelten Überlebenskampf im russischen Justizsystem eindrücklich ins Deutsche zu bringen, lobt Heyl, der auch ihr Nachwort für das Nachliefern der Fakten lobt, die der russische Autor ausgelassen hat.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.01.2007

In Russland habe der Journalist Grigori Pasko keinen Verlag für sein Buch gefunden, weist Rezensent Viktor Funk auf die politische Brisanz des Gefängnistagebuchs noch zehn Jahre nach der Verhaftung hin. Pasko sei mit dem vorgeschobenen Grund Landesverrat zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt worden, weil er vom Zerfall des russischen Militärs und der Verklappung atomaren Abfalls berichtet hatte. Seine Aufzeichnungen aus dem Gefängnis, so der Rezensent, gäben Einblick in die Haftsituation und in die "Machtwillkür" in Russland. Die eigentliche Qualität des Buches sei aber, dass hier ein "Psychogramm" vorliege von jemandem, der unter dem Druck der Willkür seinen Charakter ändern müsse. Als Leser könne man verfolgen, wie sich der Autor langsam zum Beobachter wandle, der Stil wechsle zu einer nüchternen und gewissermaßen zornfreien Sprache. Die Ohnmacht der Menschen in der russischen Wirklichkeit trete so nur umso klarer hervor. Das Spektrum der wie emotionsfrei erfassten Beobachtungen reiche von der Gewalttätigkeit eines kleinwüchsigen Gefängnisdirektors, dem armseligen Dasein der Gefängniswärter, bis zur Wohltat von Suppenwürfeln der Firma Knorr.