Grit Poppe, Niklas Poppe

Die Weggesperrten

Umerziehung in der DDR - Schicksale von Kindern und Jugendlichen
Cover: Die Weggesperrten
Propyläen Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783549100400
Gebunden, 416 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Unerzogen, aufsässig, unverbesserlich - wer sich in der DDR nicht zur staatskonformen Persönlichkeit formen lassen wollte, erhielt solche Attribute und wurde oft in Umerziehungsheimen, Spezialkinderheimen, Jugendwerkhöfen weggesperrt. Denn Angepasstheit und das Funktionieren im Kollektiv galten der SED als unverzichtbar für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft. In das Leben renitenter Kinder und Jugendlicher wurde massiv eingegriffen, ihre Menschenrechte trat man mit Füßen. Viele von ihnen sind bis heute traumatisiert von den psychischen und physischen Misshandlungen. Grit und Niklas Poppe erklären anhand berührender Schicksale dieses wenig beachtete brachiale Umerziehungssystem und betrachten auch den Umgang mit "Schwererziehbaren" zur NS-Zeit, das Schicksal der "Verdingkinder" in der Schweiz sowie fragwürdige Methoden in der Bundesrepublik und in Heimen der Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.03.2022

Rezensentin Daniela Münkel hält den Band von Grit Poppe und Niklas Poppe über die Spezialheime für Schwererziehbare in der DDR für wichtig. Nicht nur geben die Autoren mit beklemmenden Zeitzeugenberichten den Opfern eine Stimme, sie untersuchen auch systematisch und komparativ Heime in der DDR, im NS-Staat, in der BRD und der Schweiz, ohne zu nivellieren, erklärt Münkel. Die Rezensentin erfährt Wissenswertes über die Ursprünge der "schwarzen Pädagogik" mit harten Strafen, Missbrauch, Ausbeutung und reglementierten Tagesabläufen, lernt das System der DDR-Einrichtungen mit Sonder- und Spezialheimen und Jugendarbeitslagern kennen und erhält statistische Angaben über die Zahlen der internierten Jugendlichen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.10.2021

Rezensentin Viktoria Großmann lobt das gesamtgesellschaftliche Verdienst des Buchs von Grit Poppe und ihrem Sohn Niklas Poppe. Denn die dokumentarische Aufbereitung von Berichten ehemaliger Heimkinder in der DDR, der Schweiz und jungen Bundesrepublik, aber auch in der NS-Zeit und in der Gegenwart legt eine "erschreckende Kontinuität" in brutalen Erziehungsmethoden offen, die nicht nur Heimkinder betreffen, analysiert Großmann. Wie die Betroffenen, die etwa auf Bauernhöfen oder in ehemaligen KZ hart arbeiten mussten oder missbraucht wurden, "sehr reflektiert" über die Unerklärlichkeit und die Langzeitfolgen der Einweisungen berichten, geht der Rezensentin nahe. Außerdem gefällt ihr, dass das Autorenduo den Blick nicht auf die DDR (in der die fiktionalen Bücher von Grit Poppe zum Thema spielen, so Großmann) beschränkt, sondern in die Schweiz und in die Vergangenheit ausweitet. Ein weiterer wichtiger Beitrag zum Thema Missbrauch, findet sie.
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