György Ligeti, Eckhard Roelcke

Träumen Sie in Farbe?

György Ligeti im Gespräch mit Eckhard Roelcke
Cover: Träumen Sie in Farbe?
Zsolnay Verlag, Wien 2003
ISBN 9783552052284
Gebunden, 240 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Kurz vor seinem 80. Geburtstag am 28. Mai 2003, zwischen Komponieren und Proben, erzählt der vielfach ausgezeichnete Komponist György Ligeti, der immer auch ein politischer Kopf war, dem Musikwissenschaftler Eckhard Roelcke seine abenteuerliche Lebensgeschichte und spricht über Musik und Politik, über Zeitgeschehen und Architektur, über Ideen und Begegnungen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.05.2003

Falls es sonst noch niemand bemerkt haben sollte, unser Rezensent hat aufgepasst und meldet: 2003 ist ein Ligeti-Jahr! Der Komponist feiert nämlich am Tage des Erscheinens der Rezension seinen 80. Geburtstag, und er erhält in diesem Jahr den Adorno-Preis der Stadt Frankfurt. Da ist natürlich eine Buchpublikation fällig, und Schreiber freut sich, dass diese ausnahmsweise nicht dem "Genre recherchierter oder nachgestellter Biografie" angehört. Eckhard Roelcke hat in den Jahren 2001-2002 Gespräche mit dem Komponisten geführt, deren Reiz für Schreiber in der "ungenierten, auch ungeschützten Emotionalität" Ligetis liegt. Ligeti spreche lebendig, assoziativ, launisch, treffsicher und manchmal gnadenlos sarkastisch, meint Schreiber. Seine Lebensgeschichte sei recht abenteuerlich - jüdische Herkunft, Flucht aus Ungarn, Zwangsarbeit, "Eintritt" in die europäische Avantgarde, Lehrstuhl in Hamburg - , berichtet der Rezensent. Im übrigen spreche der Komponist mehr über andere Musiker und Musik vergangener Zeiten als über das eigene Komponieren, hält Schreiber fest. Besonders amüsiert haben ihn die Abschnitte mit Ligetis Beobachtungen zu moderner Architektur und über Großstädte, die sich auch in den launigen Kapitelüberschriften wie "Berlin, das Meer und die Luft " oder "New York, Schweden und die große Form" andeuten würde.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.05.2003

Christian Wildhagen lobt den hier anzuzeigenden Band von Gesprächen mit dem Komponisten Ligeti für seinen dokumentarischen Gehalt. Solcherart Quellen sind von höchstem biografischen Wert, erklärt Wildhagen und führt als Beleg Eckermann an, dessen Gespräche mit Goethe mehr über den Dichter preisgeben würden als jede Lebensbeschreibung. Dabei spart sich der Herausgeber, so der Rezensent, trotz der Bedeutung Ligetis den fälligen Lorbeer, obwohl die Sammlung zum bevorstehenden 80. Geburtstag des Komponisten erscheint. Der Gesprächspartner komme ungehindert zu Wort, im ersten stärker chronologischen Teil in einer Abfolge von unterschiedlichsten Themen zwischen der Vorkriegssituation in Ungarn und naturwissenschaftlichen Erörterungen; auf eindringliche Weise wird Ligetis Mischung von Hellsichtigkeit und Humor deutlich, den er sich auch bei der Schilderung seines persönlichen Schicksals bewahrt, freut sich der Rezensent. Der zweite Teil gilt in erster Linie musikalischen und ästhetischen Fragen. Dabei spare Ligeti nicht mit bissiger Kritik an Zeitgenossen, an Philosophen wie Künstlern: "Verstehen Sie, was Sloterdijk sagt? Schaum! Nichts!". Beuys wie auch Stockhausen hätten die "Mythologisierung der eigenen Person" eingeführt. Den Rezensenten erinnert das an die Memoiren Schostakowitschs, mit dem kleinen Unterschied, dass diese erst nach dessen Tod veröffentlicht wurden.