Frances Stonor Saunders

Der Koffer

Sechs Versuche, eine Grenze zu überqueren
Cover: Der Koffer
Paul Zsolnay Verlag, Wien 2024
ISBN 9783552073920
Gebunden, 256 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Brigitte Hilzensauer. Über das Leben eines jüdischen Mannes, der nach seiner Vertreibung aus Rumänien in Großbritannien landet. Philippe Sands Briefe, Dokumente, Fotos, ein ganzer Koffer voll. Sie sind es, die Frances Stonor Saunders von ihrem Vater Donald bleiben; aber sind sie es auch, die Aufschluss geben über seine lebenslange Verschlossenheit? In seiner Kindheit bereits gerät der Sohn eines polnisch-jüdischen Erdölingenieurs in die Mühlen der Geschichte. Während des Zweiten Weltkriegs wird die Familie aus Rumänien vertrieben, Donald landet nach Stationen in der Türkei und in Ägypten in einem britischen Internat. Und dann? Es ist eine fesselnde Erkundung, die Saunders unternimmt - und die letztlich in der Frage mündet, ob es besser ist, die Büchse der Pandora zu öffnen - oder zu vergessen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 24.02.2024

Wie Erinnerung entsteht und als Buch Form annehmen kann, liest Kritiker Cornelius Wüllenkemper bei Frances Stonor Saunders, die die Metapher von Koffern, die Erinnerungen tragen und Grenzen, die Menschen und Geschichten trennen, nutzt, um das Leben ihres Vaters zu erforschen. Dessen Familie wurde durch ständige Vertreibungen und Fluchten zu "ewigen Ausländern", Welt- und Familiengeschichte werden auf Saunders' Spurensuche auf anregende Weise miteinander verbunden, lobt Wüllenkemper. Ihm gefällt die Erkenntnis, dass Wahrheit "kein Ereignis" ist, "sondern ein Prozess". Schön, dass Saunders die kleinen Zwischentöne als Antworten auf große Fragen zulässt, freut sich der überzeugte Rezensent.