Herbert Clyde Lewis

Gentleman über Bord

Roman
Cover: Gentleman über Bord
Mare Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783866486966
Gebunden, 176 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Klaus Bonn. Mit einem Nachwort von Jochen Schimmang. Ein wohlsituierter New Yorker Geschäftsmann stürzt urplötzlich in eine mentale Krise. Um zu gesunden, so spürt er, muss er seinen von grauem Erfolg geprägten Alltag hinter sich lassen, und kurzerhand tritt er eine Schiffsreise an. Kaum auf See, stellt sich die erhoffte Erleichterung tatsächlich ein, doch dann ... macht er einen einzigen falschen Schritt und landet mitten im Pazifik, während sein Schiff sich immer weiter von ihm entfernt. Was denkt ein Mensch in solch einer Situation? Woraus schöpft er Hoffnung? Und wie blickt er nun auf sein Leben, dessen er vor Kurzem noch so überdrüssig war?

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 10.07.2023

Rezensentin Manuela Reichart feiert die Wiederentdeckung von Herbert Clyde Lewis' Roman aus dem Jahre 1937, der nun in deutscher Übersetzung erschienen ist. Die Handlung spielt auf hoher See: Auf einem Schiff, auf dem sich in den ersten Kapiteln die "allerfeinsten Gesellschaftskomödie[n]" abspielen, berichtet die Rezensentin. Der Geschäftsmann Henry Preston, lesen wir, geht während der Fahrt über Bord und treibt für den Rest der Handlung im Ozean umher. Seine anfängliche Hoffnung von den anderen Passagieren vermisst und gerettet zu werden, bewahrheitet sich nicht und so zerbricht Prestons Weltbild Stück für Stück. Es freut die Rezensentin, dass dem unglücklichen Autoren Lewis, der zeitlebens wenige Erfolge vorweisen konnte und mit 41 Jahren starb, mit dieser Veröffentlichung wieder Aufmerksamkeit zuteil wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.05.2023

Eine schöne Entdeckung hat Rezensent Martin Lhotzky mit diesem Roman von Herbert Clyde Lewis aus dem Jahre 1937 gemacht, der nun erstmals auf Deutsch erschienen ist. Im Wechsel wird geschildert, was dem Protagonisten Henry Preston Standish so durch den Kopf geht, als er mutterseelenallein im Ozean treibt, nachdem er aus Versehen über Bord seines Schiffes ging, und was die übriggebliebenen Passagiere und die Schiffscrew so treiben, die Henrys Verschwinden zunächst gar nicht bemerken, resümiert der Kritiker. Die Leser folgen den Gedankengängen Henrys, dessen Lage immer verzwickter wird. Angesichts des drohenden Todes fragt er sich beispielsweise, wer sich denn nun auf seinen Fauteuil zu Hause setzen wird, wenn er nicht wiederkommt. Das ist schwarzhumorig und unterhaltsam, stellt Lhotzky fest, aber nicht empathielos. Gleichzeitig bietet der Roman einen guten Einblick in die Mentalität der aufstrebenden amerikanischen Mittelschicht zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, meint der Kritiker, und gratuliert dem Mare-Verlag zu dieser Wiederentdeckung.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.03.2023

Rezensentin Christiane Lutz feiert die Wiederentdeckung von Herbert Clyde Lewis' Roman "Gentleman über Bord" von 1937. Einen wahren "Schatz" hat der Mare-Verlag mit diesem Buch gehoben, das erstmals in deutscher Übersetzung erschienen ist, freut sich die Kritikerin. Der Roman erzählt einen Tag auf See: Der Börsenbroker Henry Preston Standish ist von Bord seines Schiffes gestürzt, ein Unfall, und treibt nun auf offener See, berichtet die Rezensentin. Parallel schildert Lewis die Schiffscrew, die über die Gründe für Prestons Verschwinden rätselt. Der Autor erzählt tragikomisch, aber nicht spöttisch, so hebt die Kritikerin hervor, wie der Protagonist sich allmählich seiner eigenen Ohnmacht inmitten des riesigen Meeres bewusst wird und von der Zuversicht, gerettet zu werden, in Resignation, dann in Todesangst verfällt. Es lässt die Kritikerin an Samuel Beckett denken, wie der Roman in lakonischer Weise an existenzielle Ängste rührt und den menschlichen Irrglauben, die Dinge unter Kontrolle zu haben, ironisiert. Tragisch findet Lutz nur, dass sich zu Lebzeiten niemand besonders für Lewis' Romane interessierte, aber umso schöner, dass man einen davon nun wieder liest.
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