Hernan Diaz

Treue

Roman
Cover: Treue
Hanser Berlin, Berlin 2022
ISBN 9783446273757
Gebunden, 416 Seiten, 27,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Hannes Meyer. Hernan Diaz' Roman dekonstruiert den amerikanischen Mythos von Männern, Macht und Reichtum und gipfelt in einer provokanten Geschichte der Emanzipation. Am Anfang steht das Geld. Und ein Mann, der es zu vermehren versteht wie kein Zweiter. In der schillernden New Yorker Finanzwelt der 20er-Jahre wächst Benjamin Rasks Vermögen ins Unermessliche. Aber erst seine Ehe mit der geheimnisvollen Helen gibt seinem Leben Sinn. Bald vibriert die ganze Stadt vor Gerüchten um das enigmatische Paar, und mit der Zeit beginnen die vielen Erzählungen die Wahrheit über die Eheleute zu verschleiern. Bis sich eine unerwartete Stimme in dem Gewirr Gehör verschafft.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.10.2022

Rezensentin Luise Mörke lässt sich von Hernan Diaz und seinem Roman in die Welt des Finanzkapitalismus entführen. Wie der Autor seine Hauptfigur, einen Wall-Street-Spekulanten mit dem Charme eines Scheckbuchs, den der Crash von 1929 reich macht, aus unterschiedlichen Blickwinkeln beschreibt, findet Mörke trotz einiger Lesemühen mit diesem "formalen Wagnis" überzeugend. Die Spannung der Geschichte vermag der Autor nämlich geschickt zu halten, verspricht sie. Der Umstand, dass Diaz anders als Fitzgerald nicht zur Romantisierung des Geldes und seiner Player neigt, gefällt ihr außerdem gut. Leider kommen Sklaverei und Kolonialismus als Motoren des Reichtums zu wenig in den Blick, kritisiert sie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.08.2022

Rezensentin Cornelia Geißler lässt sich auf das Spiel ein, das Hernan Diaz mit seinem neuen Roman für die geneigte Leserin entwirft. Die Geschichte eines New Yorker Finanzkapitalisten in den 1920er Jahren erzählt der Autor laut Geißler in vier stilistisch verschiedenen Teilen, aus vier unterschiedlichen, einander teils widersprechenden, teils überschneidenden Perspektiven. Wie die verschiedenen Sichtweisen die Spannung für die Leserin nach und nach steigern, weil sie auf Bekanntes zu treffen meint, dann auf Widersprüche, bis sie schließlich ahnt, dass Misstrauen geboten ist, findet Geißler stark. Mehr möchte die Rezensentin lieber nicht verraten, um nicht unser Lesevergnügen zu schmälern. Das Buch ist für sie jedenfalls der Beweis, dass sich über die Börse schreiben lässt, ohne zu langweilen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.08.2022

Für den Rezensenten Felix Stephan ist Hernan Diaz ein tadelloser Könner seines Fachs und sein Roman ein technisches Meisterwerk. Allerdings hätte sich Stephan gern etwas weniger technische Exzellenz gewünscht und dafür mehr Herzenswärme und ja, Dilettantismus. Die Geschichte eines Wall-Steet-Milliardärs und seiner Frau, erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven, ist für Stephan ein sehr raffiniertes Spiel um die Frage von Wahrheit und Wirklichkeit und ein Kommentar zur Literatur und Geschichtsschreibung. Ein Roman zum Niederknien ist es für ihn offensichtlich nicht.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.08.2022

Mara Delius gefällt, wie Hernan Diaz sich in seinem neuen Roman eines amerikanischen Ursprungsmythos annimmt. Die New Yorker Finanzwelt der 1920er Jahre stellt der Autor laut Delius zwar mit fast zu perfekter Sprache dar, aber dafür in einer Form, die es in sich hat. Der in der Finanzwelt bedeutsamen Frage, was vertrauenswürdiger ist, Fakt oder Fiktion, nähert sich der Autor laut Delius mittels vier Versionen der Lebensgeschichte eines Wall-Street-Businessmannes. Für Delius ein "Meta-Kommentar" zur Konstitution von Wirklichkeit. Dass Diaz diesen Weg geht, und nicht einfach einen kapitalismuskritischen Kommentar vor historischer Kulisse vorlegt, findet Delius beachtenswert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.07.2022

Rezensent Fabian Wolff kann nicht ganz von Hernan Diaz' "Treue" überzeugt werden. Der Autor erzählt darin in vier verschiedenen Romanteilen von einem 1938 erschienenen Roman über den Aktienspekulanten Benjamin Rask und seiner psychisch erkrankten Frau Helen, die letztendlich in einer Psychiatrie in der Schweiz durch experimentelle Behandlungen stirbt, von den Memoiren von Andrew Bevel, dessen Lebensgeschichte mit der Handlung des Romans übereinstimmt, von den Memoiren der Journalistin Ida Partenza, die Bevel als Schreibhilfe unterstützte und schlussendlich auch von Helens Tagebuch aus der Nervenklinik, erklärt Wolff. Leider gelingt es Diaz dem Rezensenten zufolge nicht, den Roman aus 1938 authentisch wirken zu lassen, die deutsche Übersetzung von Hannes Meyer verstärkt diesen Effekt nur. Immerhin liest sich das Buch ruhig und einnehmend und leitet den Leser fast sicher von Anfang bis Ende, schließt Wolff.
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