Hetty E. Verolme

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Cover: Wir Kinder von Bergen-Belsen
J. Beltz Verlag, Weinheim und Basel 2005
ISBN 9783407857859
Gebunden, 344 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Mirjam Pressler. Ende des Jahres 1943 werden Hetty Werkendam, ihre beiden Brüder Max und Jackie sowie ihre Eltern bei einer nächtlichen Razzia in Amsterdam aufgegriffen und später ins Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Zuerst bleibt ihre Familie noch zusammen, doch dann werden ihr Vater und ihre Mutter, zusammen mit anderen Eltern unter den Augen der Kinder auf einen Transport mit unbekanntem Ziel geschickt. Zurück im Lager Bergen-Belsen bleiben etwa vierzig Kinder, zwischen 10 Monate und 16 Jahre alt. Von den anderen als "Ersatzmutter" akzeptiert, organisiert Hetty zusammen mit anderen Kindern und einer polnischen Aufseherin den Überlebenskampf der Gruppe.
Ihren Überlebenskampf in Bergen-Belsen notierte die Autorin das erste Mal wenige Tage nach der Befreiung des Lagers auf Wunsch der britischen Armee. Nach und nach entstand dann auf der Grundlage dieser Niederschrift das vorliegende Buch, das im Jahr 2000 zuerst in Australien erschien und ein Jahr später in den Niederlanden. Zur Zeit entsteht auf der Grundlage des Buches, das mittlerweile auch in England erschienen ist, ein Drehbuch als Vorlage für eine Verfilmung.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.09.2005

Hetty Verolme hatte ihre Erinnerungen an das KZ Bergen-Belsen bereits in den fünfziger Jahren aufgeschrieben, vor fünf Jahren wurde "Wir Kinder von Bergen-Belsen" in Australien veröffentlicht und liegt nun auch in deutscher Übersetzung vor. Reinhard Osteroth begrüßt das sehr und ist gebannt vom "Sog der bloßen Schilderung", der von Verolmes Bericht ausgeht. Sie beschreibt aus ihrer damaligen Sicht das KZ: Ein 14-jähriges Mädchen versucht tagtäglich, sich und ihre beiden Brüder zu retten und auch für die Gefangenen des ganzen "Kinderhauses" mitzusorgen. Das Regiment dort führt Luba Frederick, eine polnische Jüdin, die sich für die Kinder aufopfert und auch Hetty losschickt, Essen zu besorgen. Für Osteroth wird der Alltag des Lagers "genau im Hinblick auf die Hierarchien des Terrors" erfahrbar, und er lobt das Buch, das er auch als eine Hommage an "Schwester Luba" liest, für die exakten Erinnerungen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.06.2005

Siggi Seuss ist von diesem frühen Bericht Hetty E. Verolmes über ihre Erlebnisse in Bergen-Belsen erschüttert und beeindruckt. Das Buch erschien bereits 2000 in Australien, der heutigen Heimat der Autorin, und wurde dort mit dem National Literary Award ausgezeichnet. Dass nun auch eine deutsche Übersetzung, noch dazu eine so "einfühlsame wie die von Mirjam Pressler, vorliegt, begrüßt er ausdrücklich. Besonders "bemerkenswert" findet er, dass Verolme über ihre Zeit im KZ so schreibt, als erzähle sie es gerade jemandem, ohne literarische Kunstgriffe, ohne Reflexionen und vor allem ohne "belehren" zu wollen. Die furchtbaren Grausamkeiten verschweige die Autorin dabei genauso wenig wie die Zeichen von Menschlichkeit, beispielsweise in der Figur der Schwester Luba, die als Aufseherin viele Kinder vor dem Tod bewahren konnte.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.02.2005

Außerordentlich beeindruckt zeigt sich Rezensentin Angelika Ohland von Hetty E. Verolmes Buch "Wir Kinder von Bergen-Belsen", das vom Überlebenskampf im berüchtigten Kinderhaus des KZs erzählt. Wie sie berichtet, entstand das Buch aus Aufzeichnungen über das Lagerleben, die Verolme gleich nach Kriegsende angefertigt hatte. Obwohl von der erwachsenen Hetty herausgegeben handle es sich also im Grunde um ein echtes Jugendbuch - auch wenn der Verlag den Titel im Erwachsenenprogramm laufen lasse. Detailliert schildere Verolme das Grauen des Lagerlebens: Läuse und Leichenberge, Hunger und Sadismus der Aufseher, das stundenlange Appellstehen bei Regen und Schnee, das jedes Mal Leben kostete. Angesichts dessen erscheint der Rezensentin die fürsorgliche und tröstende Umgang der Kinder von Bergen-Belsen miteinander "wie ein Wunder".
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