Hubertus Butin

Kunstfälschung

Das betrügliche Objekt der Begierde
Cover: Kunstfälschung
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783518429112
Gebunden, 476 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

2015 stellte die Londoner Dulwich Picture Gallery ihre Besucher auf die Probe. Statt des 1769 entstandenen Ölgemäldes Porträt einer jungen Frau von Jean-Honoré Fragonard hängte sie eine für gerade einmal siebzig Pfund angefertigte Fälschung auf. Das Publikum war eingeladen, das fingierte Kunstwerk unter den Exponaten ausfindig zu machen. Das Ergebnis war erstaunlich: Zum einen erkannten gerade einmal zehn Prozent die Täuschung - zum anderen vervierfachten sich die Besucherzahlen. Kunstfälschungen und das Interesse an ihnen haben Hochkonjunktur. Für den globalisierten Kunstbetrieb aber sind sie zur Herausforderung geworden. Massenhafte Fälschungen erzeugen nicht nur erheblichen finanziellen Schaden, sie führen auch immer wieder Museen und die Forschung auf peinliche Irrwege. Hubertus Butin zeigt, dass sich das Phänomen nicht auf einzelne Straftäter reduzieren lässt. Wie das Doping im Sport, so ist die Fälschung in der Kunst ein systemisches Problem.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.04.2020

Keinen Kunstfälscher-Krimi, auch kein "Best of" der spannendsten Fälle, sondern einen interessanten Einblick in das Zusammenwirken von Sammlern, Medien, Händlern, Museen und Spekulanten liefert der Berliner Kunsthistoriker Hubertus Butin mit diesem Werk, versichert Rezensent Ingo Arend. Natürlich kommt der Fall Beltracchi hier vor, allerdings als einer unter vielen, fährt der Kritiker fort, der hier vor allem nachliest, wie sich das Sammlerverhalten im globalisierten Kunstmarkt zunehmend ökonomisierte oder welch geringe Rolle Provenienzrecherche, Laboranalyse oder genaue Stilkritik bei Kunstkäufen spielen. Dass Butin die postmoderne Debatte um Original und Fälschung nur wenig berücksichtigt, verzeiht der Rezensent angesichts der "materialreichen", gut lesbaren "Querschnittsanalyse" des Kunstsystems gern.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.03.2020

Ein neues Standardwerk hat Rezensentin Eva Hepper zu annoncieren. Das Buch des Kunsthistorikers Hubertus Butin über die Kunst des Fälschens hat es in sich, meint sie. Wie der Autor den gesamten Kunstbetrieb seziert, um die Fälscherei als Fehler im System zu entlarven, an dem Sammler, Galeristen, Gutachter und die Medien teilhaben, findet Hepper lehrreich, verblüffend und unterhaltsam. Die vielen Fallbeispiele, Namen und Daten im Band verdeutlichen ihr den Ernst des Problems, Butins Lösungsvorschläge muss man lesen, findet sie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.03.2020

Gut gelaunt und höchst animiert bespricht Jens Bisky zwei Bücher zum Thema Kunstfälschungen und findet, dass jeder der Autoren die "richtigen Gegenargumente" fände, der etwa meine, Fälscher schädigten sowieso nur die Reichen und man müsse sie für ihr Können bewundern. Die Studie des Kunsthistorikers Butin, so Bisky, besticht durch besondere Kenntnis und Aufarbeitung der kunsthistorischen und juristischen Faktenlage. Sie speist sich aus dem Blick auf das reichhaltige Personal des Systems, ob Fälscher, Galeristen, Käufer und Verkäufer oder Gutachter und Museumsdirektoren. Eine weitere Besonderheit lobt der Kritiker hier, nämlich dass auch Künstler betrachtet werden, die selbst gefälscht haben bzw. die der Authentizität des Kunstwerks misstrauten und mit künstlerischen Mitteln auf Fälschungen ihrer Arbeiten reagierten. Die Beispiele von Gerhard Richter und Bansky haben ihm dabei besonders gut gefallen - und er wünscht dem Buch ein großes Lesepublikum.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2020

Rezensentin Rose-Maria Gropp vernimmt den Appell des Kunsthistorikers Hubertus Butin bis ins Mark: Dass nämlich die Kunstfälscherei kein Kavaliersdelikt ist, das für Talkshowquoten sorgt, sondern ein systematisches Problem, das die Kunstgeschichtsschreibung und damit unser kulturelles Erbe gefährdet. Wie kenntnisreich und gründlich der Autor das Treiben der Fälscher seziert, Namen nennt, ohne zu stilisieren, Sammlern, Spekulanten, den Medien und dem Kunsthandel auf die Finger schaut und schließlich drei Regeln benennt, die das bislang günstige Fälscherklima verderben, findet Gropp lesens- wie bedenkenswert.
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