Ian McEwan

Die Kakerlake

Roman
Cover: Die Kakerlake
Diogenes Verlag, Zürich 2019
ISBN 9783257071320
Gebunden, 112 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Jim Sams hat eine Verwandlung durchgemacht. In seinem früheren Leben wurde er entweder ignoriert oder gehasst, doch jetzt ist er auf einmal der mächtigste Mann Großbritanniens - und seine Mission ist es, den Willen des Volkes in die Tat umzusetzen. Er ist wild entschlossen, sich von nichts und niemandem aufhalten zu lassen: weder von der Opposition noch von den Abweichlern in seiner eigenen Partei. Und noch nicht mal von den Regeln der parlamentarischen Demokratie.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.12.2019

Etwas widersprüchlich bespricht Rezensent Jens Uthoff diese Satire, mit der Ian McEwan anhebt, die politische Realität Britanniens zu übertrumpfen: Eine Kakerlake wacht eines Morgens in der Downing Street auf und sieht sich in den Premierminister verwandelt. Wenn sich der folgende Wahlkampf an der Reversalismus-Theorie entzündet, nach der man fürs Arbeiten bezahlen soll und fürs Einkaufen Geld bekommt, entdeckt der Rezensent hübsche Volten, "Findungsreichtum und Finesse". Gut gefällt ihm auch die Reversalisten-Hymne "Walking back to Happiness". Aber am Ende verliert der Autor doch die Gunst des Kritikers. Dann findet Uthoff viele Ideen verschenkt, die Überzeichnungen gar nicht komisch und die Kafka-Anlehnung ins Leere führend. Nur dass McEwan mit seinem Wahltermin am 19. Dezember nur knapp neben der Wirklichkeit liegt, ringt dem Rezensenten Respekt ab.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.12.2019

Einen amüsanten kleinen Spaß sieht Johannes Kaiser in Ian McEwans mit Kafka-Anleihen spielender Satire auf den Brexit-Wahnsinn. Wie der Autor gewohnt elegant, ironisch, maliziös und detailgenau die Ereignisse rund um den Brexit ausbreitet, die Redeweisen der Protagonisten vorführt und das ganze Theater aus Sicht eines fiktiven, nicht so fiktiven Premiers darstellt, der die ganze Klaviatur der Fake-News und Verleumdungen beherrscht, findet der Rezensent lesenswert. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Kakerlaken ist selbstredend rein zufällig, erklärt Kaiser.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.11.2019

Sylvia Staude kann ja verstehen, dass Ian McEwan seinem Zorn auf den Brexit-Irrsinn möglichst rasch Luft machen wollte. Das Ergebnis ist laut Staude jedoch leider eine Satire, der es an Biss fehlt, die mit dem Hammer statt mit dem Florett zuschlägt und Kafkas Erzählung auf Hohn und politischen Spott eindampft (Brexiteers als Kakerlaken, na ja). McEwans Bitterkeit führt sogar dazu, dass seinem Buch die innere Logik abgeht, stellt Staude beinahe erschrocken fest. Kein großer Wurf, findet sie, bloß ein schneller.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.11.2019

Alexander Menden zeigt sich enttäuscht von Ian McEwans Brexit-Satire. Inhaltlich gibt er dem Autor zwar in fast allem recht, wenn der die Absurdität des Brexits beschreibt. Was Witz und Schärfe angeht, lässt McEwan beim Rezensenten jedoch allerhand Wünsche offen. Allzu platt werden die Kafka-Bezüge hier hergestellt, findet Menden. Und dass Akteure des Brexit-Dramas wie Michael Grove im Buch so offenkundig zu Kakerlaken mutieren, erscheint ihm nicht eben als Herausforderung für den Verstand des Lesers. Darüber hinaus findet er McEwans von offenkundiger Abneigung geprägte Einschätzung der Tories auch nicht in allem zutreffend.
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