Imre Kertesz

Fiasko

Roman
Cover: Fiasko
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 1999
ISBN 9783871342127
Gebunden, 480 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von György Buda und Agnes Relle. Ein Mann um die Fünfzig, Überlebender von Auschwitz, muss mit dem Fiasko fertigwerden, dass sein Erstlingswerk, der "Roman eines Schicksallosen", vom Verlag abgelehnt wurde. In seinem winzigen Arbeitszimmer eingesperrt, erfindet er sich einen Helden, dem er die Bürde seiner eigenen Erfahrungen auflädt und verdammt ihn zur Wiederholung. Dieser "Fiasko" betitelte Roman im Roman spielt Anfang der fünfziger Jahre.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.10.1999

Wer Reinhard Baumgarts Kritik gelesen hat, weiß, was ihn bei Imre Kertész erwartet: Schwere Kost. Baumgart stellt Fragen, die, wie er zugibt, einem eigentlich "im Halse stecken bleiben" sollten: Wie verhalten sich Auschwitz und Literatur zueinander? Haben die Konzentrationslager gute Autoren hervorgebracht? Nach Baumgart stellt Kertész Adornos Verdikt, Dichtung nach Auschwitz wäre barbarisch, auf den Kopf: Gute Literaratur ist nur möglich, wenn sie im Zeichen dieses Menetekels stehe. Baumgart lässt sich aber nicht einschüchtern. Auch Literatur über Auschwitz muss gut sein. So beklagt er durchaus Stellen, die er für schwach und konventionell hält, er goutiert farbige, dynamische und komische Passagen, und er zeigt sich beeindruckt von der Beklemmung, die Kertész heraufzubeschwören versteht: "In seinen wahrhaft atemberaubend geschachtelten, quälend und spielerisch redundanten Sätzen zwingt Kertész in eine klaustrophobische Enge", schreibt Baumgart.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.10.1999

Norbert Wehr hat es sich mit seiner Besprechung von Imre Kertész neuem Roman nicht leicht gemacht. "Fiasko" ist auf komplizierte Art mit Kertész vorigem Buch "Roman eines Schicksallosen" verwoben, er knüpft an ihn an und greift ihm gleichzeitig vor. Genau diese "kreisförmige Struktur" der beiden Romane, die zusammen "eine Art Endlosschleife" bilden, bemüht sich Wehr in seiner Rezension mit einer sympathischen Genauigkeit verständlich zu machen, dass man sich trotz der Schwere des Stoffes durch sie hindurcharbeitet. Wehr hält schließlich "Fiasko" für ein, wenn auch beklemmendes, "Meisterwerk", das ergreift, aber wegen seiner Komplexität zum mehrmaligen Lesen zwingen wird. Ein wenig zumindest hat Wehr die Lektüre leichter gemacht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.1999

Nach Helmut Mauró ist "Fiasko" kein Buch, in dem der Leser gleichsam an der Hand genommen und sicher durch die Geschichte geführt wird, ganz im Gegenteil. Aber gerade dies macht für ihn den Reiz und die Spannung aus. Kertész bietet dem Leser verschiedene Möglichkeiten an, die dieser dann für sich selbst sortieren und eigene Überlegungen dazu anstellen muss, so Mauró. Die logische Notwendigkeit fehle. Nach Mauró bewegen sich sowohl der Erzähler wie auch der Journalist Steinig nicht in irgendeiner Weise zielorientiert, und ebenso geht es dem Leser, der dieser Orientierungslosigkeit etwas entgegen setzen muss. "Ein Unterhaltungsromen, eine denkfreie Zone, ist dieses Buch nicht", lautet Maurós Fazit.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.10.1999

Mit einer liebevollen Genauigkeit, die allein schon ausreicht, das Buch zu empfehlen, beschreibt Andreas Breitenstein in der NZZ den Zusammenhang zwischen dem Roman und der autobiographischen Geschichte von Kertész erstem Roman, dem "Roman eines Schicksallosen". Danach warnt er den Leser vor: Dies sei keine "Selbstbemitleidungsprosa", sondern vielmehr ein Text, der "beschwingt, voll (Sprach-)Witz und (Selbst-)Ironie" zu erzählen anhebe. Eine "desperate Ironie" scheine in den Sätzen auf, die den Rezensenten an Kafka erinnert. "Ja, wenn ich sagen könnte, ich hätte mich geirrt! Indessen weiss ich nicht, ob ich nicht selbst der Irrtum bin" - unermüdlich verfeinere und variiere Kertész seine Selbstzweifel. So sei das Buch ein "Antidot gegen Lösungen" geworden. Nur wenn der Leser sich über der Lektüre selbst zum Rätsel geworden sei, habe er durchaus richtig verstanden.
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