Isabel Allende

Porträt in Sepia

Roman
Cover: Porträt in Sepia
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783518412800
Gebunden, 464 Seiten, 25,46 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Lieselotte Kolanoske. Aurora del Valle wächst im großzügigen und pompösen Haus ihrer Großmutter Paulina del Valle auf, die sie unter ihre Fittiche genommen hat, um sie "in die Welt einzuführen". Eine Kamera, die sie als Kind geschenkt bekommt, wird ihr nach und nach zum Mittel der Suche nach ihrer persönlichen Wahrheit. Wer waren ihr Vater, ihre Mutter, und woher kommen die Laute einer fremden Sprache, an die sie sich zu erinnern glaubt? Als sie auf einer Fotografie, die sie selbst gemacht hat, mit dem Verrat des Mannes konfrontiert wird, den sie liebt, entschließt sie sich, das Geheimnis ihrer Vergangenheit zu erforschen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.04.2002

Ernsthaft begeistert ist Kersten Knipp von Isabel Allendes neuem Roman nicht. Der Autorin seien zwar "in ihren besten Momenten" dieses Familienepos "lebendige, weitflächige Porträts" ihrer Figuren gelungen, aber, bedauert der Rezensent, diese Szenarien fielen leider "jäh" in den Keller, sobald sie mit Zeitgeist angereichert würden. So habe Allende emanzipatorische Themen mit dem "vulgärfeministisch-liberalistischen Vokabular" von heute versehen, obwohl sie in dem Zeitraum zwischen 1862 und 1910 angesiedelt seien, stöhnt Knipp. "Plakative Ideologie" sei denn auch das Ergebnis, mäkelt der Rezensent und wünscht sich, dass sich Allende etwas diskreter und verschwiegener an den Beschreibungen dieser Zeit versucht hätte. Auch ihre Charaktere findet Knipp zu "eindeutig, typisch, berechenbar". Die Zeiten "postmodern ambitionierter Erzählkunst" jedenfalls seien wohl leider auch in Lateinamerika vorbei.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.01.2002

Martin Ebel reicht's beziehungsweise reicht's schon lange nicht mehr: Nun ist Isabel Allende endgültig zu seicht geworden. Ihr neuester Roman könne selbst den Anforderungen "gepflegter Unterhaltung" nicht gerecht werden, befindet der gereizte Rezensent. Ein Fan ihrer vorhergegangenen acht Romane ist Ebel nie gewesen; er beschreibt die übliche Rezeptur ihrer Romane: unkonventionelle bürgerliche Heldin, umgeben von exotischer Historie, mal pittoresken, mal schrecklichen Orten (von Ehebett bis Folterkammer), einer riesigen personalen Entourage, die man sich kaum merken kann. Allende gleiche einem "Gasthof, der unter jährlich wechselnden Namen stets das gleiche Gericht auftischt", schreibt Ebel böse. Nominell sei "Porträt in Sepia" die Fortsetzung von "Fortunas Tochter", was man aber nicht gelesen haben müsse, da die Autorin selbst die Geschichte des Vorgängerromans noch einmal zusammenfasse. Dann folge die immer gleiche Rezeptur, aber diesmal müde zusammengepanscht, spricht es aus der wund gelesenen Seele des Rezensenten; Tempo und Timing seien schlecht, der Hang zum Kitsch doller geworden, das Buch voller wichtigtuerischer Selbstbezüglichkeiten: Kein Wunder, dass das Buch auf den Bestsellerlisten hinten rangiere.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.10.2001

Für Kristina Maidt-Zinke ist der neue Roman "Portrait in Sepia" der chilenischen Erfolgsschriftstellerin Isabel Allende ein schlichtes "Allende-Markenprodukt", das auch mit seinem "schwergewichtigen Aufwand an Personen, Schauplätzen und Ereignissen, an Farbenpracht und Fantasie, an Sentiment, Erzählroutine und politischer Korrektheit" nicht über die eigentliche Nichtigkeit des Werkes hinwegtäuschen kann. Da Flüchtigkeit und Nichtigkeit aber in der Natur des Bestsellers liegen, muss sich die Rezensentin eingestehen, dass Allende auch diesmal gute Arbeit geleistet hat. Der Versuch die Zusammenhänge der weitläufig angelegten "Familienchronik" - vorangegangen waren die Romane "Das Geisterhaus" und "Fortunas Tochter" - in Kürze zu rekonstruieren, muss der Rezensentin zwangsläufig misslingen. Allendes "leichtverdauliche Melange aus Erfindung und Historie, maßvoll garniert mit blutigem Gemetzel und weich gezeichneter Erotik" wird seinen Leserkreis finden, da ist sich Maidt-Zinke sicher, denn "erholungsbedürftige Frauen in kühleren, mit männlichen Warmduschern bevölkerten Regionen" gibt es genug
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