Iwan Gontscharow

Nymphodora Ivanovna

Eine Erzählung aus St. Petersburg 1836
Cover: Nymphodora Ivanovna
Friedenauer Presse, Berlin 2000
ISBN 9783932109171
Taschenbuch, 104 Seiten, 14,32 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Peter Urban.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.01.2001

Für Birgit Veit ist dieses Buch aus dem Geiste der Grotesken Gogols eine echte Entdeckung. Aus dem Jahre 1836 stammend und unlängst in Russland ausgegraben, sei dieses Erstlingswerk Gontscharows noch erstaunlich lebendig, schreibt sie. Lobend erwähnt sie die "geschliffen präzise Übersetzung" von Peter Urban, die das Buch auch auf Deutsch zu einer kurzweiligen und amüsanten Lektüre mache. Was das Groteske anbelangt, so lässt uns Veit wissen, dass wir es hier mit einer "Krimi-Illusion" zu tun kriegen, in der drei krimimäßig korrekte Leichen die eine, "wüste Übertreibungen" betreffend Mord und Feuersbrünste, das Böse und die wahre Tugend die andere Seite abgeben. Wenn der Autor derart vom Erhabenen zum Trivialen springt und dem Leser auch durch eingestreute Erzählerreflexionen immer wieder beibringt, dass er der Fiktion eben näher steht als der Wirklichkeit, dann ist es die Rezensentin zufrieden.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.10.2000

Wolfgang Werth lässt in seiner Rezension des Buches keinen Zweifel daran, dass er sich bei der Lektüre glänzend amüsiert hat. Die Erzählung von 1835, die erst 1959 wiederentdeckt und 1993 erstmals gedruckt wurde - die Originalausgabe bestand nur aus einem einzigen, handgeschriebenen Exemplar - gilt als "definitiv erste Prosaarbeit" des russischen Autors, wie der Rezensent weiß. Das Buch bietet "Spannung, Rätselei und Spaß", versichert er. Besonders die vielen Einschübe und Nebengeschichten, die vom geschilderten "Kriminalfall" ablenken und den Rezensenten an so verschiedene Autoren wie Gogol, Jean Paul und Lawrence Sterne denken lassen, tragen für ihn zur Unterhaltung und zum Gehalt der Erzählung bei. Außerdem weist er auf das Geschick hin, mit dem der Autor den Leser anspricht, zum "Gesprächspartner" macht und ihn dadurch scheinbar an der "Herstellung des Textes" beteiligt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.10.2000

Hocherfreut zeigt sich Benedikt Erenz über die Ankunft dieses neuen Bandes in der Friedenauer Presse, die er schlicht als `einen der besten Verlage der Republik` bezeichnet. Wiederentdeckungen aus der russischen Literatur des 19. Jahrhunderts sind ihm allemal lieber als solche aus der deutschen Literatur der gleichen Epoche - soviel macht er in seiner Kritik mit einigen kurzen und kräftigen Sätzen deutlich. Eine Novelle habe der 24-jährige Gontscharow da verfasst, also eine `unerhörte Begebenheit`. Und Erenz beschreibt genüsslich, wie dieses kleine Stück Literatur behäbig ansetzt, um durch eine tatsächlich unerhörte Wendung zu einer `rasanten Kriminalgeschichte` zu mutieren. Erenz verrät nicht viel, nur dass die Geschichte in Petersburg spielt und dass sich ein furchtbarer Verdacht der Protagonistin aufs Spannendste bestätigt. Auch eine Vorläuferfigur des Oblomow, der berühmtesten literarischen Figur Gontscharows, findet Erenz bereits in dieser Novelle. Thomas Urbans Übersetzung scheint beträchtlich zu seinem Lesevergnügen beigetragen zu haben.
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