James Agee

Da mir nun bewusst wird

Prosa, Skripte, Projekte
Cover: Da mir nun bewusst wird
Diaphanes Verlag, Zürich 2015
ISBN 9783037345320
Gebunden, 240 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Sven Koch und Andrea Stumpf. Mit hemmungsloser Wucht hat James Agee sich in die amerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts eingeschrieben. Durch seine Kompromisslosigkeit riskierte er immer wieder, nicht veröffentlicht zu werden, wie etwa im Falle von "Brooklyn ist" - mittlerweile ein Klassiker der New-York-Literatur, der in diesem Band ebenso enthalten ist wie verschiedene Erzählungen, Prosaskizzen, Entwürfe. Nichts Geringeres als einen "Angriff auf das Allgemeine durch den Einzelfall" wollte Agee mit seiner Literatur führen: einer Literatur ohne Rückendeckung, zwischen überscharfem Tatsachenbericht, entblößender Parodie und klassischer "short story", die sich voller Emphase selbst aufs Spiel setzt und in Filmskizzen und Plänen für Bücher ganz anderer Art neue Wirklichkeiten sucht. Ein Schlüsseldokument ist der ideensprühende Stipendiumsantrag "Projekte; Oktober 1937": ein noch im 21. Jahrhundert Staunen erweckendes Porträt des Schriftstellers als medienkünstlerischer Avantgardist und eine wahre Fundgrube an Ideen, die man sich sofort jede einzeln ausgeführt wünscht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.04.2016

Thomas Hermann ist dankbar für die Erschließung der weniger bekannten Werke von James Agee. Mit diesem Sammelband bekommt er Storys und Fragmente, Projektnotizen, frühe Kurzgeschichten, Satire, Filmskripte sowie Reisenotizen. Am besten haben Hermann neben den mitunter fantastischen Projektierungen, die er beim Mittenreinlesen entdeckt, Agees Kurzgeschichten gefallen. Ein bisschen Hemingway, ein bisschen postmoderne Multiperspektivik, meint er. Dass Agee ein veritabler Tabubrecher war, kann er hier gut erkennen, auch wenn dessen journalistische Arbeiten und Lyrik im Band nicht vorkommen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.09.2015

Eine wahre Wundertüte hat Fritz Göttler mit diesem Sammelband mit allerlei Texten von James Agee anzupreisen. Den Autor kennt er als großen Redseligen, als Meister der Abschweifung und der Konzentrationslosigkeit, die Agee laut Göttler zur Perfektion getrieben hat. In den Bann ziehen Göttler die Texte durch eine Kontrapunktik, in der unversehens Klarheit aufscheint. Eine blitzartige Verklärung des Alltäglichen, die der Leser nur kurz erfährt, um dann ohne Antworten wieder auf die Alltäglichkeit zurückgeworfen zu werden, wie Göttler erklärt. Göttler erwähnt die Bedeutung des Kinos für Agees Schreiben, wie der Autor den nouveau roman vorwegnimmt - in Textideen zu Shakespeare, Sex oder Faulheit oder in einer Art frühem Google-Projekt, das alle möglichen Erfahrungen sammelt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.07.2015

Mit den hier versammelten Textstücken lernt man einen ausgezeichneten Beobachter der Menschen kennen, der sich durch einen zwar kühlen, aber keineswegs empathielosen Blick auszeichnet, versichert Rezensent Frank Schäfer. Es ist die "Wucht und Überzeugungskraft des Faktischen", die diese schon lange vor dem Gonzo-Journalismus eines Hunter S. Thompson mit literarischer Subjektivität und journalistischer Objektivität experimentierenden Reportagen auszeichnet, so der begeisterte Kritiker. Weitere hier versammelte Textformen - darunter neben einigen Satiren auch ein ziemlich ausufernder Stipendiatenantrag, der Schäfer sichtlich imponiert - bieten zudem einen Eindruck von der Neugier und den zahlreichen Ideen, die diesen Autor umtrieben, der aber auch mit einem Mangel an Geduld beschlagen war, sodass, auch zum Bedauern des Rezensenten, viele der skizzierten Projekte unrealisiert blieben. Wertvoll ist dieses Dokument aber auch, so Schäfer, da sich darin eine Art Gründungsprogramm eines neuen, literarischer arbeitenden Journalismus oder einer journalistischer vorgehenden Literatur abzeichnet. In jedem Fall habe Agee in seinen besten Arbeiten beide Lager voneinander profitieren lassen, lautet Schäfers Fazit.
Stichwörter