Jan Knopf

Bertolt Brecht

Lebenskunst in finsteren Zeiten. Biografie
Cover: Bertolt Brecht
Carl Hanser Verlag, München 2012
ISBN 9783446240018
Gebunden, 560 Seiten, 27,90 EUR

Klappentext

Das Leben des Bertolt Brecht - neu erzählt als die Geschichte eines kritischen Intellektuellen, der sich und sein Werk gegen politische Hindernisse und zwei Weltkriege durchsetzte und der zwischen die ideologischen Stühle geriet. Als erster nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung nimmt Jan Knopf den charismatischen und schwierigen Menschen, den genialen und zerrissenen Künstler in den Blick, der nach sensationellen Erfolgen in den Zwanzigerjahren ins Exil gehen musste und nach dem Scheitern in Hollywood mit dem (Ost-)Berliner Ensemble erneut Triumphe feierte. Farbig und lebendig schildert Knopf Brechts Lebensumstände und -geschichte, seine Freundschaften und seine Liebesverhältnisse, mit denen die Geschichte seiner Werke stets aufs engste verflochten ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.04.2013

Obwohl Rezensent Manfred Koch den Literaturwissenschaftler Jan Knopf als "renommierten" Brecht-Forscher schätzt, kann er seiner neuen Brecht-Biografie nur wenig abgewinnen. Allzu überhöht erscheint ihm Knopfs Darstellung des Schriftstellers: Während Brechts Frauengeschichten hier nur aufs Faktische beschränkt wiedergegeben werden, gerate der Autor bei Knopf zum "Realisten", der die Zeichen des kapitalistischen 20. Jahrhunderts erkannt und in seiner Kunst und Lebenspraxis umgesetzt habe. Gern hätte der Kritiker einiges über die zahlreichen, von der Literaturwissenschaft bisher angeblich unbemerkten Neuheiten, die Brecht laut Knopf geschaffen habe, erfahren. Stattdessen liest er hier allerdings einen "antiquiert" wirkenden Vergleich mit Thomas Mann, Rilke, Benn und Canetti, die für den Literaturhistoriker alle in den "abgelebten Idealen" der bürgerlichen Kultur verharren. Knopfs Blick auf Brechts Marxismus, der nicht in einer utopischen Erlösungshoffnung begründet sei, sondern nur einem "tieferen Verständnis" der Marktmechanismen gegolten habe, erscheint dem Rezensenten ein wenig "naiv". Darüber hinaus hätte er sich in dieser ausführlichen Biografie eine Berücksichtigung von Brechts Interesse für asiatische Lebenskunstlehren gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.11.2012

Eins hätte Fritz J. Raddatz dann doch noch brennend interessiert: wovon hat Bertolt Brecht im Exil eigentlich gelebt? Von den Nazis ausgebürgert, musste er Vermögen und Besitztümer zurücklassen, dennoch leistete er sich und seinem Tross eine Überfahrt erster Klasse in die USA und pendelte dort munter zwischen den Küsten hin und her. Diese Frage bleibt in Jan Knopfs umfangreicher Brecht-Biografie leider offen; auf alle anderen, so scheint es, weiß der Autor, bedeutender Brechtforscher und Mitherausgeber der Großen kommentierten Brecht-Ausgabe, eine Antwort. "Kritisch, aber nie denunziatorisch, detailliert, aber nie läppisch" rekapituliere Knopf das Leben des großen Dichters und Dramatikers in diesem "Musterbeispiel einer gelungenen Biografie".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.11.2012

Dirk Pilz wundert sich. Es sei doch seltsam, wiederholt er mehrere Male, dass mit Jan Knopf ein verdienter Brechtforscher, Mitherausgeber der dreißigbändigen kommentierten Frankfurter und Berliner Brecht-Ausgabe und bereits Autor einer Brecht-Biografie, nun seinen ganzen Sachverstand bündelt, bloß um den großen Dramatiker und Dichter auf 550 Seiten gegen allerlei Angriffe zu verteidigen: gegen Johannes R. Becher, Adorno, Elias Canetti, Walter Benjamin und die Frauen. Dabei hätten beide, Knopf wie Brecht, das doch eigentlich gar nicht nötig. Pilz beklagt die Auflösung alles Widersprüchlichen im an Widersprüchen nicht gerade armen Leben und Werk Brechts. Knopf gefalle sich darin, "immer wieder mit kleinstteiliger Detailkenntnis aufzutrumpfen", werde aber gerade dort, wo es besonders interessant zu werden verspricht, etwa im Bezug zur jungen DDR, "auffallend mundfaul, ungenau".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.09.2012

Rezensent Jochen Schimmang hat Jan Knopfs Biografie über Bertolt Brecht mit Gewinn gelesen. Neben interessanten lebensgeschichtlichen Einblicken, erfährt der Kritiker anhand zahlreicher Interviews hier viel über Brechts politische Position und sein vorausweisendes Selbstverständnis als Autor. Darüber hinaus lobt Schimmang die exzellenten Werkanalysen Knopfs, der ihm dafür als Mitherausgeber der Großen Berliner und Frankfurter Ausgabe Brechts bestens geeignet erscheint. Allerdings hätte sich der Kritiker gewünscht, dass der Autor Brechts theoretische Überlegungen ein wenig näher beleuchtet. Darüber hinaus vermisst Schimmang in dieser Biografie, die jäh mit Brechts Tod endet, eine Neubewertung des Autors. Dennoch kann er dieses informative Buch, das ein komplexes Bild Brechts vermittelt, nur unbedingt empfehlen.
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