Mirjam Zadoff

Der rote Hiob

Das Leben des Werner Scholem
Cover: Der rote Hiob
Carl Hanser Verlag, München 2014
ISBN 9783446246225
Gebunden, 384 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Werner Scholem ging immer den schweren Weg. 1895 in Berlin in den jüdischen Mittelstand hineingeboren, heiratete er eine Frau aus einfachsten Verhältnissen und verdiente sein Geld als Redakteur der "Roten Fahne". Wegen seiner Kritik an Stalin wurde er von der KPD verstoßen, den Nationalsozialisten war er - Kommunist und Jude - Feind schlechthin. 1940 wurde er im KZ Buchenwald ermordet. Werner Scholems Lebensgeschichte handelt von einer ganzen Epoche: Sie steht exemplarisch für die inneren Brüche der deutschen Gesellschaft und die Lebenslage der Juden in Deutschland zwischen den beiden Weltkriegen.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 03.01.2015

Mirjam Zadoffs Biografie über Werner Scholem, seinen Weg vom streitbaren KPD-Mitglied über seinen Ausschluss aus dem ZK bis zu seiner Ermordung in Buchenwald verfolgt L. Joseph Heid mit großem Interesse. Zwar bleiben die Umstände von Scholems Tod für Heid auch nach der Lektüre unklar, als großen Netzwerker und weniger über sein Judentum als durch sein politisches Engagement selbst definierten Trotzkisten vermag Zadoff ihm Scholem aber eindringlich vorzustellen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.12.2014

Was für ein Leben! Der hier rezensierende Historiker Gerd Koenen stellt in seiner Rezension zwei Biografien - von Mirjam Zadoff und Ralf Hoffrogge - über den deutschen Kommunisten und Juden Werner Scholem vor. Scholem gelangte in den zwanziger Jahren mit Unterstützung Stalins an die Spitze der deutschen KPD, wo er 1924/25 zum "Org.sekretär" der Partei aufstieg. Von 1924 bis 1928 saß er als Abgeordneter der KPD im Reichstag, owohl er bereits 1926 als Linksabweichler von der Partei ausgeschlossen wurde. Im Reichstag, erzählt Koenen, machte sich Scholem, der genauso aussah, wie ein Nazi sich einen Juden vorstellte, zur Hassfigur, weil er den deutschnationalen "Kälberfressen" ihren Antisemitismus kräftig heimzahlte. 1933 wurde er von den Nazis festgenommen und 1940 von einem SS-Mann in Buchenweld "auf der Flucht" erschossen. Mirjam Zadoff versucht in ihrer Biografie nun Scholem "in die jüdische Welt zurückzuholen", zitiert Koenen, der damit überhaupt nicht einverstanden ist. Werner Scholem als Juden zu beschreiben, der die Assimilierungsanstrengungen seines Vaters verachtete und sein Palästina im Kommunismus fand, verrät nach Ansicht des Rezensenten die politische Überzeugungen Scholems. Und weil die Autorin diese nicht ernst nimmt, erfährt man, anders als bei Hoffrogge, auch kaum etwas über die "entscheidende politische Wirkungszeit" Scholems, kritisiert Koenen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2014

Mirjam Zadoffs Biografie über Werner Scholem prophezeit der Rezensent Lorenz Jäger keine lange Halbwertszeit. Zwar findet Jäger das Bild Werner Scholems in der politischen Geschichte Deutschlands an sich höchst widersprüchlich. Das Zadoff weder Licht noch Ordnung in die Biografie des Bruders von Gershom Scholem zu bringen vermag, findet er jedoch enttäuschend. Zadoffs Verständnis der Kommunisten in der Weimarer Republik, zu denen Scholem zählte, reicht laut Rezensent zudem nicht sehr weit. Für die Autorin seien die Ultralinken wohl eine Art frühe Spaßguerilla gewesen, mutmaßt Jäger schnippisch, der Zadoff einen klaren Durchblick in der politischen Geschichte offenbar kaum zutraut. Auch wenn der Rezensent den Band leicht lesbar findet, wissenschaftlich überzeugend findet er ihn nicht.
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