Jan Stage

Niemandsländer

Reportagen aus vier Erdteilen
Cover: Niemandsländer
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783821845135
Gebunden, 332 Seiten, 27,50 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Jörg Scherzer. Bolivien, Israel, Dagestan, Algerien, Kosovo, Cuba, Afghanistan - das sind einige Stationen der "Reise vom Licht in die Dunkelheit", die Jan Stage vor fünfzehn Jahren angetreten hat und die kein Ende nimmt. Er begegnet Leuten, die sich nicht geschlagen geben, und die uns über die Abgründe der Armut und des Krieges hinweg zu verstehen geben, dass wir ihnen gleichen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.01.2003

Elke Schubert fühlt sich von diesen Reportagen aus Krisengebieten der Welt beschenkt. Sie preist die "Dichte, Spannung" der Reportagen, hat aber zu ihrem Erstaunen auch "Witz und Humor" in den Texten gefunden. Sie findet es erfreulich, dass sich der dänische Journalist nicht dem "Zynismus" ergeben hat, sondern immer noch Wut und Mitleid angesichts der Grausamkeiten, die er zu sehen bekommt, empfindet. Dass er nicht immer objektiv bleiben kann, dafür hat sie durchaus Verständnis. Über manche "Gefühlsausbrüche" Stages hat sie sich allerdings geärgert, insbesondere über den "nervenden und völlig unzulässigen Vergleich" zwischen Bosnien und Kosovo mit Nazideutschland. Insgesamt ist sie aber von den Reportagen begeistert, insbesondere den Bericht über den Kongo lobt sie nicht zuletzt deshalb, weil sich Stage nicht als "allwissend" gibt, sondern im Gegenteil gerade sein "Nichtverstehen" artikuliert. Schubert bekennt, dass sie solche Berichte, auch wenn sie gegenüber dem tagesaktuellen Journalismus durchaus altmodisch sind, "immer wieder lesen" will.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.06.2002

Auch für den polnischen Reporter Ryszard Kapuscinski hat der ruhmreiche Teil seiner Karriere mit der Veröffentlichung seiner Berichte in der Zeitschrift "Lettre International" begonnen. Und wie bei ihm folgte darauf ein Sammelband in Enzensbergers "Anderer Bibliothek". Der dänische Journalist Jan Stage ist für Christoph Bartmann "vom selben Schlage" wie Kapuczinski: er besitzt ein großes "abenteuerliches Herz", verfügt über die gleiche Mischung aus Hochmut und Todesverachtung, führt ein Nomadenleben und kommt im Grunde in der hiesigen Welt nicht zurecht, so lautet Bartmanns Beschreibung. Bartmann hält Stage jedoch für den zuverlässigeren Berichterstatter, der nie behaupten würde, etwas gesehen zu haben, was andere noch nie gesehen hätten. Zwangsläufig handelten viele dieser "Niemandsland"-Reportagen aus den Jahren 1995 bis 2001, so Bartmann, von recht desillusionierenden Wiederbegegnungen, so etwa in Stages großer Kongo-Reportage; Stage hatte den Kongo schon einmal zur Zeit von Lumumbas Aufbruch bereist. Der romantische Idealismus, für die Ärmsten der Armen zu sprechen und zu zeugen, ist einer wachsenden Trauer gewichen, stellt Bartmann fest. Der Rezensent zitiert den Journalisten mit den Worten: "Im Alter kann es nur noch darum gehen, den Zynismus einzudämmen."
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.06.2002

Man verstummt und wird süchtig bei dieser Lektüre. Renee Zucker jedenfalls ist es so ergangen mit den Reisereportagen des Dänen Jan Stage. Ins Mark haben sie die Rezensentin getroffen, diese Beobachtungen und Erinnerungen, diese Fragen, "die selten Antworten bekommen". Ob bei den Zapatisten in Chiapas oder bei den Gringos von Baja California, ob er in Mexiko Castro- Reden im Radio hört oder an Jitzhak Rabins Grab steht - der Blick des Autors, mal melancholisch, mal abgeklärt, mitfühlend oder resigniert, sei "immer wieder neugierig aufmerksam" und Stage auf alle Fälle "keiner jener unberührten 'I've seen it all'-Kämpen". Nach all den Jahrzehnten des Reisens ringe er noch immer um eine Wahrheit.