Jean-Claude Kaufmann

Was sich liebt, das nervt sich

Cover: Was sich liebt, das nervt sich
UVK Universitätsverlag Konstanz, Konstanz 2007
ISBN 9783896696465
Kartoniert, 279 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Anke Beck. Wer verliebt ist, möchte am liebsten mit dem anderen auf einer rosaroten Wolke der Realität entschweben. Dass dieses Gefühl der Leichtigkeit des Seins in der Regel nicht lange anhält, merkt man spätestens dann, wenn morgens die Zahnpasta nicht aus der Tube kommen will, weil die Herzallerliebste sie völlig zerknautscht hat, oder wenn plötzlich ein ausgestopfter Fischkopf das Wohnzimmer ziert, weil der geliebte Hobbyangler seinen ersten Hecht gefangen hat. Die eigenartigen Vorstellungen und Verhaltensweisen unserer Partner können uns gewaltig auf die Nerven gehen. Dieser Ärger ist jedoch keineswegs zufällig und bedeutungslos, sondern läuft stets nach präzisen Mechanismen ab, die Aufschluss darüber geben, wie Beziehungen insgesamt funktionieren. Für sein neues Buch hat Jean-Claude Kaufmann zahlreiche ebenso verzweifelte wie unwiderstehlich komische Aussagen von Frauen und Männern über ihren Beziehungsärger gesammelt und ausgewertet. Durch die Infragestellung der traditionell vorgeschriebenen Rollen und das Streben nach Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung scheint das Ärgerpotenzial seit den 1960er-Jahren kontinuierlich anzusteigen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.05.2008

Ebenso vergnüglich wie erhellend scheint Warnfried Dettling dieses Buch über die Konflikte in modernen Paarbeziehungen, das Jean-Claude Kaufmann vorgelegt hat. Er attestiert dem französischen Soziologen, anhand von zahllosen, aus Interviews, Gesprächen und E-Mails zusammengetragenen Geschichten von Paaren überzeugend darzulegen, wie zwischenmenschliche Nähe unter den Bedingungen der Moderne Ursache für Ärger und Streitigkeiten wird. Kaufmann präsentiere aber nicht nur amüsante und auch traurige Geschichten, sondern erkläre "den Charakter moderner Beziehungen aus gesellschaftlichen Entwicklungen". Dettling hebt hervor, dass der Autor den Preis individueller Freiheiten dabei nicht unter den Tisch fallen lässt. Deutlich wird für ihn auf jeden Fall die enorme Bedeutung einer gemeinsamen Bewältigung des Alltags für die Ausbildung einer strukturietren Paarbeziehung. Reizvoll und anregend findet er das Buch vor allem auch deshalb, weil es dem Autor gelingt, in alltäglichen Situationen und persönlichen Paarbeziehungen die "großen Themen der gesellschaftlichen Beziehungen" aufscheinen zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.02.2008

Sehr aufschlussreich scheint Rezensent Harry Nutt das neue Buch des französischen Soziologen Jean-Claude Kaufmann, das den "Krieg der Paare" unter die Lupe nimmt. An der Arbeit des Autors schätzt er besonders die Darstellung des Materials, hat er sich bei der Lektüre doch keine Sekunde gelangweilt. Oft genug finde sich der Leser in Kaufmanns an Fallbeispielen reichen Analyse von Streit, Ärger und Dissonanzen in Paarbeziehungen wieder. Nutt attestiert der Arbeit enormen Scharfsinn, hebt aber hervor, dass es sich um keinen Beziehungsratgeber handelt. Deutlich wird für ihn nicht zuletzt, dass der Beziehungsärger von zwei sich widersprechenden Prinzipien forciert wird: der Sehnsucht nach Verschmelzung und dem Wunsch nach Individualität.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.2008

Lobend äußert sich Rezensentin Melanie Mühl über Jean-Claude Kaufmanns Buch über den alltäglichen Ärger in Paarbeziehungen. Das Buch scheint ihr höchst instruktiv: bei der Lektüre werde man sich selbst "besser kennenlernen" und "vielleicht sogar erschrecken". Sie attestiert dem französischen Soziologen, sich das "Brodeln unter der Beziehungsoberfläche" genau anzusehen, zu sezieren und auch verständlich zu machen. Seine Beschreibungen des Zusammenpralls von komplexen Alltagswelten, von Versuchen, sich gegenseitig die eigenen Ideale aufzuzwingen, von absurden Streiteren, von Anpassung und Abstumpfung findet Mühl sehr konkret, treffend und immer wieder auch höchst komisch. Sie attestiert Kaufmann, sich in die Welt des "scheinbar Banalen" zu begeben und so die "Rätsel des modernen Liebeslebens" zu entschlüsseln.
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