Joachim Fest

Begegnungen

Über nahe und ferne Freunde
Cover: Begegnungen
Rowohlt Verlag, Reinbek 2004
ISBN 9783498020880
Gebunden, 352 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Joachim Fest berichtet über Begegnungen mit prominenten Persönlichkeiten, die sein Leben prägten. Oft sind es "Zufallsbegegnungen", die lange nachwirkten, manchmal auch Freunde. Ob Gelehrte wie Hannah Arendt, Hugh Trevor-Roper oder Arnulf Baring, Schriftsteller wie Sebastian Haffner oder Golo Mann, Journalisten wie Rudolf Augstein, Johannes Groß oder Ulrike Meinhof, Künstler wie Horst Janssen oder Verleger wie Wolf Jobst Siedler - der intime Blick von Joachim Fest erschließt dem Leser nicht nur die einzelne Person, ihre Gedanken und ihre Welt, sondern immer auch ein besonderes Stück deutscher Zeit- und Kulturgeschichte. Im Spiegel der Porträtierten gibt der Autor zugleich Einblick in seine eigene Biografie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.02.2005

Der Historiker Joachim Fest gilt Martin Meyer als "Erzähler von Rang", der - beispielsweise in seiner bekannten Biografie über Hitler - eine besonders "intime Kunst des Porträts" pflege. Nun legt Fest eine neue Sammlung von Porträts vor, die allerdings ausschließlich, wie Meyer betont, "aus der Nähe der Freundschaft" entstanden seien. Was nicht heiße, so Meyer, dass Fest etwa auf seinen klaren Blick, eine freundschaftliche Distanz und leise Ironie verzichtet hätte. Die Porträtierten heißen Golo Mann, Sebastian Haffner, Hugh Trevor-Roper, Dolf Sternberger und Horst Janssen, Hannah Arendt und Ulrike Meinhoff, und Fest entwickle ihr geistiges Profil, meint Meyer, vor dem Hintergrund ihrer Herkunft, ihrer Epoche und Zeitgeschichte. Fests Sympathien lägen dabei eindeutig auf Seite der Konservativen und auch der Querdenker, stellt der Rezensent fest. Und ironisch merkt er noch an, dass man nicht behaupten könne, dass da bescheidene Menschen einen bescheidenen Kommentator gefunden hätten, aber Anstoß will er bei so ausgeprägten Charakteren daran nicht nehmen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.11.2004

Nicht besonders viel kann Rezensent Alexander Kluy mit Joachim Fests Erinnerungen an Intellektuelle und Künstler anfangen. Teilweise findet er das Buch "seltsam", nicht im Sinne von "matt", sondern von "rätselhaft, rätselhaft unberührt". Neben einigen gelungenen Kapiteln wie denen über Johannes Groß, Hannah Arendt, Ulrike Meinhof oder Trevor-Roper findet der Rezensent eine ganze Reihe, die ihm weniger gefallen. Er hebt hervor, dass es Fest nicht recht gelinge, einen "habituellen Konservativismus" als solchen sympathetisch zu sezieren, ohne ihn zu denunzieren, weil er selber einem solchen Habitus anhänge. "Zu sehr übers verwandte Objekt gebeugt", kritisiert Kluy, "schrumpft die Horizontlinie." Vor allem aber stört sich der Rezensent an Fests "gravitätischen, gesuchten Stil", der einem lebendigen Überdauern der Porträtierten im Wege stehe: "Sein Stil unterbindet eine persönliche Spontaneität, verhindert eine schnelle pointillistische Skizze, verlangsamt das Empfinden."

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.10.2004

Als "bundesrepublikanische Gemäldegalerie" charakterisiert Rezensent Alexander Cammann die Erinnerungen Joachim Fests an Freunde und Bekannte. "Meisterlich" findet er Fests "mit sezierender Genauigkeit geschaffene Porträts" von Ulrike Meinhof, Sebastian Haffner, Johannes Groß, Dolf Sternberger, Wolf Jobst Siedler, Arnulf Baring, Hannah Arendt, Golo Mann, Horst Janssen, Joachim Kaiser, Rudolf Augstein und anderen. Mit Ausnahme Arendts und Augsteins skizziere Fest keine Gestalten der allerersten Reihe: "Seine Vignetten gelten den markanten Gesichtern statt den Denkmalsanwärtern, den ewig Unfertigen eher als den gesittet Vollendeten". Nicht nur bei seinem Porträt von Meinhoff offenbare Fest Sinn für "Radikalität und Exzentrik im Seelenhaushalt seiner Weggefährten", ob für die "genialisch-irrlichternden Absurditäten und extremen politischen Meinungsausschläge" eines Sebastian Haffner oder die "permanenten Aufgeregtheiten" der "fidelen Kassandra Arnulf Baring". Die "kühle Würdigung" Wolf Jobst Siedlers befremdet Cammann allerdings ein wenig und den Ausführungen über Arendt hält er "voyeuristischer Lust" an der Liebesbeziehung zwischen der Philosophin und Martin Heidegger vor. "Joachim Fests bundesrepublikanischer Bilderbogen", resümiert der Rezensent, "ist weder Walhalla noch Bestiarium. Vielmehr fügt er sich zu einer 'Apologie der Bürgerlichkeit' (Odo Marquard), einem Epochenbild mit Sinn für Schattierungen, Bizarrerien und Verrücktheiten."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.10.2004

Eine Gemeinsamkeit, die Wilhelm von Sternberg bei den Porträtierten in Joachim Fests Buch "Begegnungen" aufgefallen ist, ist die einvernehmliche Ablehnung der Entwicklung Deutschlands in den siebziger und achtziger Jahren. Es handelt sich bei den Porträts nämlich durchweg um Intellektuelle, die die Nazizeit in Deutschland oder im Exil erlebt haben, erklärt der Rezensent, und ein bisschen muss er "schmunzeln" bei der einhelligen Beteuerung, die "Dinge" im Gegensatz zur nachfolgenden Generation "ideologiefrei" zu betrachten. Denn "im Alter", so Sternberg, werden eben auch Intellektuelle wie Golo Mann, Hannah Arendt, Rudolf Augstein und Sebastian Haffner "konservativ". Es lässt sich in diesen Porträts also einiges über die "Auseinandersetzungen im Lager der deutschen Intellektuellen" erfahren, das Buch bietet aber gleichzeitig noch "sehr viel mehr", betont der Rezensent durchaus angetan. Denn auch über Menschen wie den Zeichner Horst Jansen, den Musikkritiker Joachim Kaiser und den Verleger Wolf Jobst Siedler weiß der Autor einiges zu erzählen, informiert der Rezensent. Insbesondere letzterem widmet sich Fest mit "brillanter Unbefangenheit", lobt Sternberg, dem auch noch das Porträt von Ulrike Meinhof ausnehmend gut gefallen hat, weil sich der Autor darin als "sensibler und kluger Beobachter" erweist. Insgesamt lobt der Rezensent diese Porträtsammlung als "lesbar und streckenweise fesselnd", wobei er diesen Band deshalb so anregend findet, weil er ein "schon fast wieder vergessenes" Stück bundesrepublikanischer Geistesgeschichte ins Gedächtnis rufe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2004

Uwe Wesel ist hochzufrieden: Als "gutes Buch", als "interessantes Buch", aus dem man "viel dazulernen" kann, würdigt er Joachim Fests Erinnerungen an Freunde und Zeitgenossen. Fest biete Innenansichten aus einem Kreis von Koryphäen. Über Sebastian Haffner etwa erfahre man "viel Nachdenkliches". Die Seiten über den Journalisten Sebastian Gross hält Wesel schlicht für "brillant"; ebenso Fests Skizze des Zeichners Horst Janssen. "Am schönsten" aber findet er den Abschnitt über Hannah Arendt, den er als "sensible Beschreibung des Lebens dieser wunderbaren Frau" lobt. Auch über Fest selbst erfahre man einiges, etwa wenn dieser über die Italienaufenthalte mit Wolf Jobst Siedler berichtet. "Der Leser staunt, ehrlich, wie gebildet die beiden sind", kommentiert Wesel die Gespräche von Fest und Siedler.
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