Joaquim Maria Machado de Assis

Tagebuch des Abschieds

Roman
Cover: Tagebuch des Abschieds
Friedenauer Presse, Berlin 2009
ISBN 9783932109553
Gebunden, 231 Seiten, 22,50 EUR

Klappentext

Aus dem Portugiesischen von Berthold Zilly. Das "Tagebuch des Abschieds" ist Machado de Assis' letztes Werk, es erschien im Sommer 1908 in Rio de Janeiro, kurz bevor der Autor im Alter von neunundsechzig Jahren starb. Die Handlung spielt vor der Abschaffung der Sklaverei 1888, die 1889 zum Sturz der brasilianischen Monarchie und zur Ausrufung der Republik führte.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der Bankvorsteher Aguiar und seine Frau Carmo, beide in ihrem letzten Lebensabschnitt, deren innige Beziehung ein wenig getrübt ist, weil sie kinderlos geblieben sind. Sie haben Ersatz- bzw. "Herzenskinder" gefunden: die schöne Fidelia, die wegen ihrer Heirat von den Eltern verstoßen und früh verwitwet, sich immer enger an Dona Carmo anschließt. Und Dona Carmos Patensohn Tristão, den die Aguiars aufgezogen haben, als seine Eltern in Portugal ihr Glück suchten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.12.2010

Florian Borchmeyer preist J. M. Machado de Assis' "Tagebuch des Abschieds" als besonderes Kleinod der brasilianischen Literatur. Hinter dessen scheinbar beiläufigen und privaten Aufzeichnungen eines verabschiedeten Diplomaten verbirgt sich in Wahrheit ein "hochpolitisches" Gesellschaftsbild der endenden Kaiserzeit in Brasilien, wie der Rezensent betont. Dieser Roman entstand 1908 und ist das letzte Werk des brasilianischen Autors, den Borchmeyer zu den wichtigsten brasilianischen Schriftstellern "überhaupt" zählt. Hingerissen ist der Rezensent vom subtilen Humor, in den die "harsche Gesellschaftskritik" verpackt ist und er weiß außerdem, dass der Roman heute wegen seines beispiellosen Stils in der "Grammatik des heutigen Portugiesisch" als Ideal zitiert wird.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.01.2010

Dies ist selbst ein Abschiedswerk am Ende des erstaunlichen Wegs des brasilianischen Mulatten Joaquim M. Machado de Assis hinein in die Weltliteratur. Durchzogen ist das Buch, das von der unerfüllten Liebe eines alten Mannes zu einer sehr viel jüngeren Frau erzählt, von der typisch portugiesisch-brasilianischen "Saudade". Diese zählt der Rezensent Thomas Sträter in einer geradezu ausufernden Einleitung seiner Besprechung zu den unübersetzbaren und darum der Bemühung um Übertragung umso bedürftigeren Begriffen. Als "Tagebuch-Roman" ist das ganze verfasst, gemahnt den Rezensenten als "Zeitroman" an Fontane und wurde, wie er sehr ausdrücklich lobt, von Berthold Zilly kongenial übersetzt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.06.2009

Nur ganz kurz währt die Enttäuschung Burkhard Müllers angesichts dieses 1908 publizierten Romans des brasilianischen Joaquim Machado de Assis, der so gänzlich bar jeder tropischen Exotik ist, wie der Rezensent feststellen muss. Denn mehr als aufgewogen wird dies in seinen Augen von der "Kunst des Kompliments" und der "Konversation" des verwitweten Geheimrats Aires, der nach Jahren in Europa nach Rio de Janeiro zurückkehrt, und uns in seinem "Tagebuch des Abschieds" an seinem Leben teilhaben lässt. Müller ist vor allem vom "Takt", den die Hauptfigur in der Betrachtung der jungen schönen Witwe Fidelia Noronha und auch sonst walten lässt, hingerissen. Der Roman spielt 1888/89, einer für Brasilien wichtigen Zeit, und hin und wieder klingt der politische Hintergrund auch an, stellt der Rezensent fest. Vor allem aber sei das Buch wie schon im Titel festgehalten, von Abschied geprägt, wohl nicht zuletzt vom herannahenden Tod des Autors selbst, der im Jahr der Veröffentlichung starb, wie der Rezensent mitteilt. Viele lobende Worte findet Müller noch für die feinfühlige und lebendige Übersetzung ins Deutsche von Berthold Zilly, dem er auch für den knappen Kommentar und das erhellende Nachwort dankbar ist.
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