Jochen Jung

Täglich Fieber

Erzählungen
Cover: Täglich Fieber
Haymon Verlag, Innsbruck 2003
ISBN 9783852184302
Gebunden, 125 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Das junge Paar in der Sauna, die Eheleute im Ferienhotel, die beiden Alten, die Bordell spielen, ein Pfarrer und sein heißgeliebtes Auto - seltsame und doch ganz alltägliche Paare sind es allemal. Es kann um Beiläufigkeiten gehen oder um Leben und Tod - Hauptsache, man nimmt die Erde wahr, auf der man unterwegs ist. Ein sehr eigener und ungewohnter Ton ist es, mit dem Jochen Jung seine Leser verunsichert und zugleich amüsiert, so wie er es schon in seinen Märchen in dem Buch "Ein dunkelblauer Schuhkarton" gemacht hat. So schrägt er sich stilistisch brillant durch eine Realität, die, auf phantasievolle Weise anders scheinend, eindeutig als unsere erkennbar ist.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.01.2004

Andreas Nentwich ist von diesem Band mit dreizehn Erzählungen, in denen sich der Autor Jochen Jung als "stillvergnügter Geheimniskrämer und strenger Reduktionist" zeigt, geradezu bezaubert. Viel erfährt man nicht über die Protagonisten der Geschichten, weshalb ihr sprunghaftes Verhalten nur der nachvollziehen kann, der "gelernt hat, sich selbst nicht zu begreifen", so der Rezensent zustimmend. Ihm hat es besonders die Geschichte "Die große Kurve" angetan, in der ein Busfahrer zu einer ungenehmigten, nächtlichen Sonderfahrt aufbricht. Aber auch die Geschichte von der Krankenschwester, der ein halb so alter Mann aufrichtige Avancen macht, lobt er als sehr gelungen. Freut man sich bei flüchtigerem Lesen noch über den scheinbar geglückten Ausgang einer Liebesgeschichte, muss man auf den zweiten Blick den "tückischen Verweisungszusammenhang" des Textes erkennen, der auf ein mörderisches Ende hinweist. Aber jetzt schwant dem Rezensenten, dass er schon ein bisschen viel verraten hat, und so bleibt ihm noch, diesen Erzählband als "schillernd und vergnüglich" zu preisen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.01.2004

Einigermaßen ratlos bleibt Pia Reinacher nach der Lektüre von "Täglich Fieber" zurück. Vielleicht, so überlegt sie, kommt es beim Schreiben über die Liebe ebenso wie im wirklichen Leben auf "den feinen, undefinierbaren, irrationalen Rest" an, der einen packt oder nicht. Letztlich scheitert sie an der "schmucklosen", teilweise "gar seltsam schwerfälligen Sprache" des Verlegers Jochen Jung, dessen Erzählungen durchaus einfallsreich und spannend konzipiert sind, wie sie zugibt. Jung spanne um die "merkwürdige Banalität des Verlangens" einen Bogen von flüchtigen Begegnungen über Fluchtversuche aus monotonem Ehealltag bis hin zum überraschenden Neuerwachen der Liebe im Alter. Die Rezensentin sieht in dem ambitionierten wie analytischen Erzählband immerhin die Bestätigung "der Schwierigkeit des Redens über die Liebe".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.11.2003

Jochen Jungs Erzählband "Täglich Fieber" hat den "kos" zeichnenden Rezensenten ziemlich gut gefallen. Er würdigt Jung als einen genauen Beobachter, der es versteht, aus den verschiedensten Perspektiven zu schreiben. In eine Kosmetikvertreterin etwa könne sich Jung ebenso gut hineinversetzen wie in einen städtischen Busfahrer. Jungs Erzählungen - meist geht es um kleine Fluchten aus dem Alltag - zeichnen sich nach Ansicht des Rezensenten aus durch Menschenfreundlichkeit, eine "Prise Ironie", einen Blick fürs "vermeintlich Nebensächliche" und nicht zuletzt durch die "pure Lust an der feinen Nuance".
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