Jochen Schmidt

Meine wichtigsten Körperfunktionen

Cover: Meine wichtigsten Körperfunktionen
C.H. Beck Verlag, München 2007
ISBN 9783406563775
Broschiert, 144 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

"Meine Mutter ist bei meiner Geburt ohnmächtig geworden, entsprechend ausgeprägt war schon immer mein schlechtes Gewissen." Wer so auf die Welt kommt, hat schlechte Karten. Einsam wie ein Samurai-Krieger und tapfer wie Don Quijote erkundet Jochen Schmidt in 32 neuen Texten Möglichkeiten, trotz Neurosen und ignoranter Mitmenschen doch noch glücklich zu werden. Auf dieser Suche erweist sich so manche Schwäche und vermeintlich nutzlose Angewohnheit als wichtige Körperfunktion, ja als geradezu überlebensnotwendig: wenn aus dem Selbstmord im letzten Moment nichts wird, weil man daran denkt, dass es nicht schön wäre, in einer vermüllten Wohnung gefunden zu werden, und die Zyankalikapsel gegen einen Putzlappen eintauscht; oder wenn man hässliche Passanten aufgrund einer Sehschwäche dankenswerterweise nicht mehr sehen muss.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.07.2008

Gemischte Gefühle hatte Rezensentin Gabrielle Killert bei der Lektüre von Jochen Schmidts neuem Erzählband, den sie als "Reise zu den Abgründen seiner vielschichtigen Existenz" gelesen hat. Einerseits findet sie nämlich, dass Schmidt "wunderbar" erzählen kann und hat auch durchaus eine Schwäche für den melancholischen Galgenhumor, der aus ihrer Sicht in vielen Geschichten zum Tragen kommt. Andererseits findet sie hier doch manches zu offensichtlich auf "den schnellen Lacher" hin erzählt, weshalb sie an Schmidt die gutgemeinte Warnung erteilt, sich vor den Abgründen der Kleinkunst künftig besser zu hüten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2007

Im Grunde genommen kann Rezensentin Sabine Peters dem Verzeichnis "der Eigenarten eines Sorgenkindes", das sich auf die Tradition des literarischen Versagers bezieht, nicht viel abgewinnen. Obwohl sie die Idee des Berliner Autors Jochen Schmidt ganz charmant findet, eine Art Nachschlagewerk für Unzulänglichkeiten, Macken und Neurosen zu erstellen und sie stellenweise die Abseitigkeit der professionellen Deformationen erstaunt, überwiegt der Ärger über die Geschwätzigkeit des Ich-Erzählers, über vorhersehbare und ausgeleierte Pointen und über beifallheischende Gefallsucht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.09.2007

Jochen Schmidts Texte durchzieht bei all ihrer Komik ein tiefer Ernst, betont Christoph Bartmann. Obwohl die 32 in diesem Prosaband versammelten Stücke über Schmidts "wichtigste Körperfunktionen", die von der fortwährenden Unterdrückung des Körpers zugunsten des Geistes erzählen und spürbar "soziophoben" Charakter haben, wohl vor allem als Bühnentexte auf eine Pointe zielen, sind sie in der Regel zu lang, um mit einem Lacher abgetan zu sein, stellt der Rezensent fest. So entfalten sie dann regelmäßig ihren "existentiellen" Grund, meint Bartmann, der dem Autor bescheinigt, literarisch und literaturtheoretisch beschlagen zu sein. Hat man erst einmal diese schonungslose "Selbstbeschreibung" des Autors gelesen, kann man gar nicht anders, man muss Schmidt einfach "lieben", versichert der Rezensent hingerissen.
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